Im Gesundheitssystem ist z. B. der Pflegemangel deswegen zu spüren, weil die Kräfte, die noch da sind, mit Arbeiten abseits vom Patienten beschäftigt und teils frustriert sind, weil sie keine Wertschöpfung am Patienten bringen können. Unmenschlich finde ich es da eher, wenn Technik nicht eingeführt wird, die eben genau diese Entlastung bringen kann, um wieder mehr am Patienten zu arbeiten. Der Healthcare Hackathon ist eine Einladung genau dazu: Aktiv Beteiligter und nicht passiv Betroffener zu sein. Einer der Teilnehmer hat einmal so schön zu mir gesagt: ‚Das ist ja eher eine Bewegung als eine Veranstaltung‘.
Also kein Zufall, dass auch gerade Sie mit einem Universitätsklinikum eine solche ‚Bewegung‘ starten?
Scholz: Wir sehen uns da in einer Vordenkerrolle – die Universitätskliniken sollten aus meiner Sicht zusammen mit der Politik als Motor dienen, damit wir in Deutschland nicht den internationalen Anschluss an die digitale Medizin verlieren. Es entsteht gerade eine neue Realität der datengetriebenen Forschung und der digitalen Versorgung.
Beispielsweise China hat schnell zehnmal so viele Daten, um einen Algorithmus zur Detektion von Vorhofflimmern zu verbessern – da dürfen wir nicht aus falschen Motivationen nachstehen. Universitätskliniken der Zukunft sind perfekt geeignet, die digitale medizinische Innovation voranzutreiben, damit wir sicherstellen können, dass die Spitzenmedizin in Zukunft weiter jedem zur Verfügung steht. Ein wichtiger gesellschaftspolitischer Auftrag, den es umzusetzen gilt – auch ein Anliegen des Healthcare Hackathons, das deutlich zu machen.
Planen Sie spezielle Themen beim Healthcare Hackathon 2018?
Elsner: Thematisch wollen wir unsere Teams nicht einschränken – alle Ideen sind erlaubt. Unsere Aufgabe ist es vorab, uns mit den Teams auseinanderzusetzen, was ggf. an Technik und Expertise benötigt wird. Schon jetzt haben wir 12 lose Teams und haben auch eine Warmup-Veranstaltung eingeführt, die wir im Mai in Hamburg durchgeführt haben. Da ist von Genetik über Vorhofflimmern, Notfallmedizin, Big Data und eben auch Hardware wie Drohnen, IoT-Rollstühle und Robotik alles dabei.
Wir haben Preventicus dabei, die ausgewählten Teams Zugang zur Funktion geben werden, mit dem Blitzsensor des Smartphones Vorhofflimmern zu detektieren. Ein Team hat sich den Loomo – einen kleinen Segway-artigen Roboter besorgt und möchte ihn als intelligenten Assistenten einsetzen, der auch mobil weitläufig im Haus unterwegs sein kann. Ich glaube außerdem, dass das globale Thema Ergonomie und Assistenzsysteme sehr im Mittelpunkt stehen wird.


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