
Patientinnen und Patienten können sich weiterhin im Evangelischen Agaplesion-Krankenhaus in Holzminden behandeln lassen. Wie der Landkreis und die Stadt Holzminden am 10. November 2023 bekannt gaben, sollen zwölf Millionen Euro in die insolvente Klinik investiert werden. Die Behörden kündigten an, eine eigene Gesellschaft gründen und das Gebäude des Krankenhauses kaufen zu wollen. Langfristig sei man aber weiterhin auf einen neuen Investor angewiesen.
Die Rettung ist damit noch nicht in trockenen Tüchern.
„Mit ihrem Votum haben die Delegierten von Stadt und Landkreis die Tür offen gehalten für einen Erhalt von Krankenhaus und MVZ und eine mutige Entscheidung getroffen“, sagte Insolvenzverwalter Dr. Franz-Ludwig Danko. Er betonte aber auch: „Die Rettung ist damit noch nicht in trockenen Tüchern.“
Das Insolvenzverfahren in Holzminden
Die Evangelische Krankenhaus Holzminden gGmbH und die Medizinische Versorgungszentren (MVZ) Holzminden gGmbH befinden sich seit dem 21. August 2023 jeweils in einem Insolvenzverfahren. Bestellter Insolvenzverwalter des Agaplesion Hauses ist Dr. Franz-Ludwig Danko der Kanzlei „Danko Insolvenzverwaltung“. Die Suche nach Investoren läuft seit Ende August – bisher ohne Erfolg.
Die Aufrechterhaltung und Fortführung des Geschäftsbetriebs war aufgrund des Insolvenzgeldes möglich: Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten werden bis einschließlich November von der Agentur für Arbeit gezahlt.
Insolvenzgeld endet Ende November
Ende November endet allerdings das Insolvenzgeld. Das bedeutet, das Krankenhaus muss wieder unter Vollkosten wirtschaften und die Löhne und Gehälter selbst zahlen. Dazu ist es aus eigener Kraft aktuell nicht in der Lage. Für eine Fortführung über den November hinaus benötigt Insolvenzverwalter Danko damit zwingend Liquidität in Form eines Massezuschusses.
Spätestens bis zum 24. November müssen die für die Fortführung nötigen finanziellen Mittel auf dem Treuhandkonto des Insolvenzverwalters sein. „Das ist ein K.O.-Kriterium“, so Danko. „Nur dann ist die Fortführung der Geschäftsbetriebe auch tatsächlich gesichert.“
Erhalt mit Einschränkungen
Da bis dato kein Investor bereit war, das Krankenhaus mit seiner jetzigen Ausrichtung zu übernehmen, kommt das von Danko erstellte Restrukturierungskonzept zum Einsatz. Als einzig wirtschaftlich tragfähiges und von Seiten des Landes Niedersachsen genehmigungsfähiges Konzept hatte er hier den Umbau der Klinik zu einem Regionalen Gesundheitszentrum (RGZ) herausgearbeitet.
Dieser Beschluss sieht allerdings erhebliche Einschnitte vor. So soll die Zahl der Betten – im besten Fall – von 183 auf 31 stationäre plus zehn belegärztliche reduziert werden. Das MVZ könne zudem ergänzende Leistungen im Bereich Gynäkologie, Orthopädie, Gastroenterologie, Radiologie sowie Unfallchirurgie übernehmen. Weiterhin werde der Betrieb der Notaufnahme zeitlich eingeschränkt, eine Geburtsklinik sowie eine Intensivstation werde es nicht mehr geben.
Für die Beschäftigten ist das eine sehr belastende Situation und natürlich eine bittersüße Entscheidung.
Von den aktuell mehr als 450 Mitarbeitenden werden so rund 90 im Klinikbetrieb sowie 40 im MVZ verbleiben können. Danko hob daher den großen Einsatz der Belegschaft hervor. „Für die Beschäftigten ist das eine sehr belastende Situation und natürlich eine bittersüße Entscheidung: Es gibt weiter Hoffnung auf einen Erhalt von Krankenhaus und MVZ. Zugleich ist klar, dass eine große Zahl von ihnen im Zuge der notwendigen Restrukturierung ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Dass sie weiterhin mit hohem Engagement und Pflichtgefühl ihren Job machen, verdient höchsten Respekt.“








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