
Im Landeskrankenhaus Andernach steht Klinikchef Alexander Wilhelm in der Kritik. Ihm wird vorgeworfen, für die finanzielle Schieflage des Hauses verantwortlich zu sein. Die Einrichtung rechnet dieses Jahr mit Millionenverlusten. Außerdem habe es, wie berichtet, Frust über seinen Führungsstil gegeben. Doch ist das gerechtfertigt?
Prof. Michael Huss, Ärztlicher Direktor der Rheinhessen-Fachklinik Alzey, hält die Personalisierung der Probleme für „irrational“. In einer Stellungnahme verweist er auf die schwierigen Rahmenbedingungen der vergangenen Jahre: Nach der Covid-Pandemie mussten Stationen schließen, Pflegekräfte waren schwer zu gewinnen. Auch die Ahrtalflut belastete das Haus, als zahlreiche Patientinnen und Patienten aus dem Gebiet verlegt wurden, weil die Kliniken vor Ort überschwemmt waren.
Fokus auf Konsolidierung
Huss beschreibt Wilhelms Führungsstil als „differenziert, sachlich und nüchtern“. Während früher auch Expansion und Übernahmen eine Rolle gespielt haben, brachte Wilhelm zunächst eine Konsolidierungsstrategie auf den Weg, baute den Bereich Recht und Compliance aus und fokussierte das Unternehmen auf den Kernversorgungsbereich der Psychiatrie und Neurologie. „Es macht weniger Spaß, sich abzusichern, aber es ist alternativlos“, sagt Huss.
Rückblickend mag man argumentieren, dass „nicht alles optimal gelaufen“ sei. Doch die Probleme allein Wilhelm zuzuschreiben, sei unsachlich. Es scheint fast so als würde der ganze Frust wegen Sparzwängen, der Krankenhausreform und ihrer Folgen, auf einem Menschen abgeladen. Es liege in der Natur des Menschen einen Schuldigen zu suchen, bemerkt Huss.
Dies nimmt uns Kraft, die wir für unsere eigentlichen Aufgaben dringend brauchen.
Doch die Kritik verunsichere Mitarbeitende, berichtet er weiter. Fragen danach, ob ihre Arbeitsplätze noch sicher seien, nähmen zu, auch wenn dies einer realen Grundlage entbehre. „Dies nimmt uns Kraft, die wir für unsere eigentlichen Aufgaben dringend brauchen“. Dabei habe er Wilhelm stets als umsichtig erlebt: „Er achtet sehr auf Korrektheit und fragt: Können wir das wirklich stemmen?“
Die Vorwürfe müssten selbstverständlich geprüft und aufgearbeitet werden, betont Huss, warnt aber vor Kollateralschäden durch eine voreilige Schuldzuweisung.








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