
„Zur Stabilisierung des Unternehmens müssen im Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (ukrb) zwei Fachabteilungen geschlossen werden“, heißt es gleich zu Beginn der Mitteilung des ukrb. Es geht um die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen und die Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Zum 1. Januar 2024 ist dort Schluss.
„Diese Entscheidung fiel uns, also allen Beteiligten in der Geschäftsführung, im Aufsichtsrat und dem Gesellschafter, unglaublich schwer“, so Dr. Gunnar Pietzner, Geschäftsführer der PRO Klinik Holding GmbH (PKH). Das Uniklinikum prognostiziert für das laufende Jahr ein Defizit in Höhe von 8,3 Millionen Euro. Für das Geschäftsjahr 2024 sehe es nicht besser aus.
Wir sehen die Fortsetzung einer Abwärtsspirale.
Die Gründe sind vielfältig, aber nicht unbekannt. „Wir sehen die Fortsetzung einer Abwärtsspirale. Der kontinuierlichen Verschlechterung der Rahmenbedingungen für die Leistungserbringung der Krankenhäuser durch überproportional steigende Kosten und Aufwände für die medizinische Versorgung, Regulierung, Verwaltung bzw. Bürokratie steht eine stagnierende, inflationsbedingt rückläufige Erlössituation gegenüber“ erklärt Pietzner. Hinzu kämen Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel und Medikamentenengpässe. Geringere Kapazitäten führten auch zu geringeren Erlösen.
Trotz alternativer Überlegungen gehe das Klinikum davon aus, dass die Leistungskürzung zu einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung führe. Die Folgen der betriebsbedingten Schließung bespreche man derzeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Versorgung von Patientinnen und Patienten in den beiden betroffenen Fachbereichen könnten Krankenhausstandorte zum Beispiel in Oberhavel und Barnim mit abdecken, hieß es aus dem Gesundheitsministerium.

Der Faktor Zeit ist in diesem Fall nicht unser Freund.
Das ukrb bedauere die extreme Maßnahme sehr. Nur durch sie könne aber eine Stabilisierung des Krankenhauses gelingen. Große Hoffnung legt das Klinikum auch in die Krankenhausreform. „Nur abzuwarten ist keine Option“, erklärt Pietzner. „Wenn die Politik nicht für ausreichende Finanzierungsgrundlagen und rechtzeitige Handlungssicherheit sorgt, müssen wir in eigener Sache aktiv werden“. Die Situation verschärfe sich sonst weiter, denn „der Faktor Zeit ist in diesem Fall nicht unser Freund“.
Reaktionen
Nach der Ankündigung zur Schließung zweier Abteilungen sieht die brandenburgische Ärztekammer eine wohnortsnahe medizinische Versorgung auf dem Land in Gefahr. „Damit ist die unzureichende Finanzierung der Krankenhäuser in Brandenburg als gelebte Realität zum Schaden der Patientenversorgung angekommen“, teilte die Landesärztekammer am 4. Dezember mit. Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauerbach (SPD) sei zu schnellem Handeln aufgefordert, es sei höchste Zeit für die Krankenhausreform mit einer sicheren Versorgung in der Fläche.
Landesärztekammer-Präsident Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz sagte: „So fällt für diese beiden Bereiche die bislang gewohnte wohnortnahe medizinische Versorgung weg und für die Patienten stehen künftig weite Wege an.“ Lauterbach müsse der Versorgung von Patienten in der Fläche „endlich die Priorität einräumen, die ihr zukommt“. Auch das Gesundheitsministerium in Potsdam teilte mit, die Entscheidung des Uniklinikums in Neuruppin zeige, wie dringend notwendig eine grundlegende Reform der Krankenhausfinanzierung sei.
Nicht das erste Haus in Brandenburg mit Schwierigkeiten
Das Klinikum (Ruppiner Kliniken GmbH) hatte 2022 nach eigenen Angaben rund 2500 Beschäftigte und fast 870 Betten. Es hat den Status eines Universitätsklinikums der Medizinischen Hochschule Brandenburg und ist Teil eines Klinikverbundes.
In Brandenburg steckt wie bereits berichtet auch das Elbe-Elster-Klinikum mit drei Standorten in finanzieller Schieflage. Stationen werden geschlossen. Die stationäre Versorgung soll ab Juni 2024 weitgehend auf zwei Standorte gebündelt werden. Zudem hatte 2022 das Krankenhaus Spremberg (Landkreis Spree-Neiße) eine Planinsolvenz als Schutzschirmverfahren beantragt und einen Sanierungsplan zur Rettung aufgestellt.







Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen