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BWKG-IndikatorFast 80 Prozent der Kliniken rechnen mit Verlusten

Zunehmend rechnen baden-württembergische Kliniken nach einer Umfrage damit, in diesem Jahr in die roten Zahlen zu rutschen. Die Schuld schiebt auch die Krankenhausgesellschaft ziemlich eindeutig Richtung Berlin.

Heiner Scheffold
Katharina Werner
Heiner Scheffold ist Vorstandsvorsitzender der BWKG.

Die baden-württembergischen Kliniken befürchten angesichts dunkelroter Zahlen zunehmend Insolvenzen. Sie fordern schnelle Finanzhilfen noch vor der geplanten großen Krankenhausreform. Vier von fünf Krankenhäusern (79,2 Prozent) erwarten nach Angaben der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) für das kommende Jahr Verluste. „So schlecht war die finanzielle Lage der Kliniken im Land seit Beginn unserer Befragungen im Jahr 2010 noch nie“, sagte der BWKG-Vorstandsvorsitzende Heiner Scheffold.

So schlecht war die finanzielle Lage der Kliniken im Land noch nie.

Im vergangenen Jahr hatten knapp 59 Prozent der Krankenhäuser im Südwesten laut BWKG rote Zahlen geschrieben. 2020 hatte noch fast jedes zweite Haus Gewinne gemacht.

Die Schuld für die Lage sieht Scheffold bei der Bundesregierung, die den Krankenhäusern durch gesetzliche Änderungen allein in diesem Jahr mehr als 100 Millionen Euro genommen habe. Die Ampel-Koalition verweigere außerdem die dauerhafte Finanzierung der Inflationskosten durch den Ukraine-Krieg.

Krankenhausreform nutzlos?

Die Kliniken könnten aber nicht auf die Krankenhausreform warten, die vielleicht in drei oder vier Jahren wirksam werde, warnte Scheffold, der auch Landrat des Alb-Donau-Kreises ist. Die Kürzungen müssten zurückgenommen, die Krankenhausvergütung müsse um mindestens vier Prozent erhöht und künftige Kostensteigerungen müssten verlässlich finanziert werden. Die vom Bund auf den Weg gebrachten Einmalzahlungen und Liquiditätshilfen seien „völlig ungeeignet und zeigten, dass man in Berlin den Ernst der Lage offenbar noch immer nicht erkannt“ habe. Eine Krankenhausreform sei nutzlos, wenn nicht alle Krankenhäuser die Situation bewältigen könnten.

Die Folgen der Finanzlage seien bereits zu spüren: „Schon jetzt stehen die Krankenhauskapazitäten nicht mehr in vollem Umfang für die Versorgung zur Verfügung, da nicht alle Betten belegt werden können“, sagte Scheffold. Nach einer neuen BWKG-Umfrage könnten 12,7 Prozent der Betten in den Allgemeinkrankenhäusern nicht wie vorgesehen genutzt werden, weil das Personal fehle oder weil es keine anschließende Versorgung etwa in einem Pflegeheim gebe. Es sei wichtig, die überbordende Bürokratie abzubauen, damit Mitarbeitende mehr Zeit für die Pflege hätten. Ausländische Fachkräfte müssten schneller anerkannt werden.

Schwierige Personalsituation

Wie groß die Schwierigkeiten sind, qualifiziertes Personal zu finden, zeige der aktuelle BWKG-Indikator 2/2023: Die Geschäftsführenden von 89,1 Prozent der Krankenhäuser geben an, dass es schwierig oder eher schwierig sei, Pflegefachkräfte zu finden. 77,5 Prozent hätten Probleme, freie Stellen im Funktionsdienst neu zu besetzen. 72,1 Protzen hätten Schwierigkeiten, auch freie Stellen im Ärztlichen Dienst  zu besetzen.

Die BWKG ist ein Zusammenschluss von 478 Trägern mit 197 Krankenhäusern, 133 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie 807 Pflegeeinrichtungen. Sie verfügen nach Angaben der BWKG über insgesamt 130 288 Betten oder Plätze sowie ambulante Behandlungskapazitäten. Die Einrichtungen beschäftigen mehr als 250 000 Mitarbeiter.

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