
Nun also wirklich die Insolvenz: Wie sich bereits abgezeichnet hat, bleibt dem Medizin Campus Bodensee (MCB) offenbar nur dieser Weg. Für die Häuser in Friedrichshafen und Tettnang solle ein entsprechender Antrag gestellt werden, berichten regionale Medien übereinstimmend. Das habe der Gemeinderat der Stadt Friedrichshafen am 20. Oktober beschlossen.
Der Schritt solle innerhalb der nächsten zwei Wochen vollzogen werden, schreibt der „Südkurier“. Den Kommunalpolitikern schwebe eine Insolvenz in Eigenverwaltung vor, bei der die Klinikleitung zusammen mit einem Sachwalter selbst die Sanierung des Unternehmens betreibt. Ob wirklich diese Form der Insolvenz möglich sein wird, muss nach der Antragsstellung allerdings noch vom zuständigen Amtsgericht in Ravensburg entschieden werden.
Fortbestehensprognose nicht gesichert
Der Gemeinderat habe die Beschlüsse einstimmig bei einer Enthaltung gefasst, bestätigte eine Sprecherin der Stadt Friedrichshafen auf Anfrage von kma. Dem Ratsbeschluss zufolge ist die Fortbestehensprognose für den MCB lediglich bis zum 31. Oktober 2026 gesichert, und ein Insolvenzantrag könnte demnach nur bis Mitte November 2025 vermieden werden.
Da die Stadt keine weiteren Anschlussfinanzierungen beschließen werde, könnte also nur der Bodenseekreis allein einspringen. Bis zum Ablauf des 31. Oktober seien „Beschlussfassungen über Finanzmaßnahmen“ noch möglich, um eine Insolvenz zu vermeiden, heißt es im Ratsbeschluss. Alternativ könnte der Bodenseekreis – rein theoretisch – auch doch noch die Trägerschaft für die Gesellschaften des MCB übernehmen.
MCB-Geschäftsführer Dr. Jan-Ove Faust hatte erst kürzlich erklärt, „mit einer Planinsolvenz in Eigenverwaltung haben sich bereits zahlreiche Kliniken erfolgreich neu aufgestellt“. Die zunehmend ernste Situation ist auch entstanden, weil sich die Stadt Friedrichshafen, wie berichtet, entschieden hat, die Trägerschaft für die Kliniken zum Jahresende abzugeben. Mit dem Bodenseekreis war bislang keine Einigung über die Fortführung der Kliniken erreicht worden.
Nun favorisieren die Verantwortlichen den Berichten zufolge einen Zusammenschluss mit der Oberschwabenklinik (OSK) im benachbarten Landkreis Ravensburg. Zur OSK gehören Kliniken in Ravensburg und Wangen. Gespräche der beteiligten Landkreise dazu gibt es offenbar schon seit geraumer Zeit.
OSK-Lösung für insolvente MVZ
Die OSK spielt schon bei den seit Mai insolventen Medizinischen Versorgungszentren des MCB in Friedrichshafen und Tettnang eine entscheidende Rolle. Nach einer Mitteilung der Restrukturierungsgesellschaft Pluta soll die OSK im Rahmen einer Insolvenzplanlösung neuer Gesellschafter der beiden Zentren werden und ab dem 1. Januar 2026 die Geschäftsbetriebe weiterführen. Dafür habe Insolvenzverwalter Steffen Beck einen Rahmenvertrag mit der Oberschwabenklinik abgeschlossen.
Ein wichtiger Schritt hin zu einer abgestimmten, landkreisübergreifenden Gesundheitsversorgung.
Die Versorgungszentren werden demnach in den bisherigen Räumlichkeiten unter Beibehaltung der Kassensitze bleiben. Die Umsetzung der Lösung stehe allerdings noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Gläubiger. Beck werde beide Betriebe noch bis zum Jahresende fortführen, dann werde die OSK die Verantwortung übernehmen, heißt es in der Pluta-Mitteilung. Die konkrete Umsetzung der Lösung werde derzeit noch abgestimmt, die MVZ-Beschäftigten seien über den aktuellen Stand informiert.
„Wir übernehmen in einer schwierigen Zeit Mitverantwortung für die ambulante Versorgung in der Region“, erklärt OSK-Geschäftsführer Franz Huber. Ziel sei es, die MVZ-Standorte in Friedrichshafen und Tettnang zu sichern „und gemeinsam für die Zukunft stabil aufzustellen“, so Huber. Er sei überzeugt, „dass diese Lösung ein wichtiger Schritt hin zu einer abgestimmten, landkreisübergreifenden Gesundheitsversorgung ist“.
Franz Huber für Zusammenarbeit mit MCB
Für die OSK sei die Übernahme der MVZ ein bewusster Schritt, heißt es in Ravensburg, und folge „einer klaren strategischen Linie“. Die OSK sehe in einer landkreisübergreifenden Zusammenarbeit mit dem MCB „die beste Perspektive für die Gesundheitsversorgung in der Region Bodensee-Oberschwaben-Westallgäu“. Die Sicherung einer sektorenübergreifenden Versorgung – insbesondere in den Fachrichtungen Chirurgie, Orthopädie, Kardiologie und Gastroenterologie – sei dafür ein zentraler Baustein.
„Diese Entscheidung ist mit großen Herausforderungen verbunden“, betont Huber: „Wir wissen, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für alle Krankenhäuser äußerst schwierig sind. Trotzdem übernehmen wir Verantwortung, weil wir davon überzeugt sind, dass dies der richtige Weg ist.“







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