
Teilentschuldung, höherer Kreditrahmen, mehr Zuwendungen für Forschung und Lehre, Sondervermögen für den Baumasterplan – die Millionen Euro, mit denen Rheinland-Pfalz seine hochdefizitäre Universitätsmedizin Mainz stützt, sind Legion. Nun kommen weitere 42 Millionen Euro für die Erneuerung und Modernisierung der digitalen Infrastruktur hinzu.
Das Land plane, diese Gelder im Rahmen des nächsten Doppelhaushalts zur Verfügung zu stellen, teilt die Unimedizin mit. Gedacht sind sie für die neue Digital- und IT-Strategie, mit der sich der Aufsichtsrat am 20. September intensiv beschäftigt habe. Das dafür neu aufgelegte Programm hört auf den Namen „UM.Digital“ und soll den Angaben zufolge die Versorgung der Patienten optimieren sowie Arbeitsabläufe für Mitarbeitende verbessern und standardisieren. Insgesamt seien acht strategische Projekte definiert worden, heißt es weiter.
Neuer Leiter der Stabsstelle Digitalisierung
Dazu passt, dass das Haus zum 1. September auch eine neue Stabsstelle Digitalisierung eingerichtet hat. Sie ist im Ressort von Vorstandschef Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich angesiedelt und wird von Minh Nhat Le geleitet. Le arbeitet seit 2012 für die Universitätsmedizin, zunächst als Technischer Angestellter, später als IT-Netzwerkadministrator und seit Februar 2019 als Chief Information Security Officer (CISO). Diese Position behält er auch weiter, so die Unimedizin.
Die digitale Transformation soll nicht nur technologische Fortschritte bringen, sondern auch die Arbeitsprozesse unserer Mitarbeitenden verbessern.
Als Stabsstellenleiter verantworte Le die Bereiche Digitalisierung und Informationssicherheit und sei für die Weiterentwicklung der Digital- und Sicherheitsstrategie sowie die strategische Planung und Umsetzung der Digitalisierungsinitiativen verantwortlich, heißt es weiter. Er koordiniere die Einführung neuer Technologien, unterstütze dabei, dass die aktuellen Prozesse auf die neuen Systeme transformiert werden, und stelle sicher, dass alle Projekte im Einklang mit den Unternehmenszielen durchgeführt werden.
Dabei lege er Wert auf die enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen, um effiziente und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. „Mir ist es besonders wichtig, dass die digitale Transformation nicht nur technologische Fortschritte bringt, sondern auch die Arbeitsprozesse unserer Mitarbeitenden verbessert und die Patientenzufriedenheit steigert“, betont Le: „Sicherheit und Nachhaltigkeit stehen dabei für mich an erster Stelle.“
Veränderungen gab es auch im Geschäftsbereich IT, dessen Leitung erst zum 1. Januar 2024 Dr. Jan Vitt übernommen hatte. Da Vitt die Unimedizin zwischenzeitlich bereits wieder verlassen hat, wird der Bereich derzeit kommissarisch geführt.
Eigenes Programm für die IT-Infrastruktur
„UM.Digital“ ist neben Maßnahmen zur Optimierung der Strukturen und Prozesse sowie der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit das mittlerweile dritte Programm mit klangvollem Namen – allesamt durch millionenschweres Engagement des Landes ermöglicht. Entsprechend deutlich erneuerte Wissenschaftsminister Clemens Hoch, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Unimedizin, seine Aussage zur Zukunft des kriselnden Hauses: „Ich bin davon überzeugt, dass es dem Vorstand gelingen kann, in fünf Jahren eine operative schwarze Null zu schreiben. Den Grundstein dafür haben wir gelegt.“
„Eine modern aufgestellte IT-Infrastruktur ist in vielerlei Hinsicht so bedeutsam, dass wir uns entschieden haben, ein eigenständiges Programm zu etablieren“, erklärt Ralf Kiesslich. Im Kern sollen dem Vorstandschef und Medizinischen Vorstand zufolge
- die Versorgungsqualität der Patienten und die Arbeitsabläufe der Mitarbeitenden verbessert,
- die IT-Systeme zur Erfassung klinischer Daten vereinheitlicht und besser vernetzt sowie
- die IT- und Netzwerk-Infrastruktur modernisiert und auf den neuesten Stand gebracht werden.
Lob für die Halbzeitbilanz
Über die Digitalstrategie hinaus habe der Aufsichtsrat in seiner Sitzung auch die vorgelegte Halbzeitbilanz für das laufende Jahr 2024 gewürdigt, teilt die Unimedizin weiter mit. Der kaufmännischen Vorständin Dr. Waltraud Kreutz-Gers zufolge sehe der aktuelle Wirtschaftsplan für 2024 ein Defizit von etwa 107 Millionen Euro vor. Und „aktuell gehen wir von einer weitestgehenden Erreichung des Wirtschaftsplans aus“, so Kreutz-Gers. Erfreulich sei beispielsweise, dass die Fallzahlen beim Ambulanten Operieren um fast 40 Prozent gesteigert worden seien – von 2600 geplanten beziehungsweise im Vorjahreszeitraum durchgeführten Eingriffen auf 3600 ambulante Eingriffe im ersten Halbjahr 2024.
Dagegen seien die stationären medizinischen Leistungen hinter den Erwartungen zurückgeblieben und bisher nicht im geplanten Umfang gestiegen, so Kiesslich. „Dies führen wir darauf zurück, dass die angestoßenen Prozessoptimierungen bei Bettenbelegung und OP in der Kürze der Zeit noch nicht die erwünschte Wirkung zeigen“, so der Vorstandschef. An der Strategie der Leistungssteigerung werde trotzdem unverändert festgehalten – sie solle vor allem durch bessere Erfassung und Abrechnung für die erbrachten Leistungen erzielt werden.
„Auch hier unterstützen wir die Universitätsmedizin bei der notwendigen Fortentwicklung“, betont Minister Hoch. Ein wesentlicher Aspekt sei die Kompensation für Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse (DAWI) und hoheitlicher Aufgaben in Höhe von 8,3 Millionen Euro im Jahr 2025 und sechs Millionen Euro in 2026. So erstatte das Land der Universitätsmedizin einen Teil der im Krankenhausfinanzierungssystem nicht auskömmlich abgebildeten Erlöse.







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