
Das Aus für das ehemalige Agaplesion Krankenhaus Holzminden war Ende 2023 ein ziemliches Drama für das niedersächsische Städtchen. Inzwischen hat sich einiges verändert, und Holzminden könnte Vorreiter für eine neue Form der regionalen Gesundheitsversorgung sein. Im April startet das neue Regionale Gesundheitszentrum (RGZ).
Neben dem kommunalen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), das bereits die ambulante Versorgung sicherstellt, wird das RGZ einen Teil der stationären Gesundheitsversorgung übernehmen und die ambulanten Strukturen um 20 stationäre Betten ergänzen – 18 internistische und zwei chirurgische.
Das Konzept kann als Blaupause für eine gute medizinische Versorgung im ländlichen Raum dienen.
Dieses Modell ermögliche eine enge Verzahnung beider Versorgungsformen und entspreche dem in der Krankenhausreform angestrebten Konzept von Level-1i-Kliniken beziehungsweise Sektorübergreifenden Versorgungseinrichtungen (SÜV), erklärt Marco Martin. Er leitet bei dem mittlerweile zu Accenture gehörenden Beratungsunternehmen Consus Health den Bereich Sanierung & Restrukturierung und hatte die Idee zu der RGZ-Gründung. „Aufgrund des anstehenden Strukturwandels in der stationären Versorgung wird dieses Konzept als Blaupause für eine gute medizinische Versorgung im ländlichen Raum dienen können“, sagt Martin.
In Niedersachsen gibt es bereits drei RGZ – in Bad Gandersheim, Norden und Ankum. Das neue Zentrum in Holzminden sei allerdings das erste, das nicht unmittelbar als Folge einer Krankenhausschließung entstehe, betonen die Verantwortlichen von Consus Health, die zusammen mit der Managementgesellschaft HC&S eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Modells spielen.
In Holzminden sei zunächst das MVZ etabliert worden, das nun um die stationäre Versorgung ergänzt werde. Damit unterscheide es sich „grundlegend von den bisher etablierten RGZ, die aus bestehenden Strukturen heraus entwickelt wurden“, so Marco Martin. Die Lösung in Holzminden sei von Beginn an als sektorenübergreifende Versorgungseinrichtung konzipiert worden.
Das RGZ schließ eine Lücke in der Versorgung, für die es bisher kein Angebot gibt.
Das Modell schlage eine Brücke zwischen ambulanter und stationärer Versorgung und sei vollständig in den Krankenhausplan von Niedersachsen integriert, heißt es aus Holzminden. Die Geschäftsführung des neuen Versorgers übernehmen Ingo Goldammer von HC&S und Tobias Orthmann von der RGZ Holzminden GmbH. Es werde „eine Lücke in der Versorgung geschlossen, für die es bisher kein Angebot gibt“, sagt Goldammer. Und Orthmann ist überzeugt, dass das neue Angebot „Leuchtturm-Charakter für andere Regionen“ haben könnte.
Auch der Landkreis Holzminden sieht darin ein Vorbild für ähnliche Regionen in Deutschland: „Wir werden damit noch keine vollständige stationäre Versorgung des ehemaligen Krankenhauses Holzminden anbieten, aber das kommunale MVZ und das neu gegründete RGZ stellen die medizinische Versorgung unseres Landkreises sicher“, betont Landrat Michael Schünemann. In Holzminden entstehe „ein Positivbeispiel dafür, wie sich die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen künftig darstellen kann“, ergänzt Bürgermeister Christian Belke.







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