
Nach monatelangen Spekulationen ist nun klar: Die Gematik und ihr bisheriger Geschäftsführer Markus Leyck Dieken werden ab dem Jahresende getrennte Wege gehen. Laut Gematik sei ein entsprechender Auflösungsvertrag „im Einvernehmen mit den Gesellschaftern“ unterzeichnet worden. Leyck Diekens Vertrag hatte ursprünglich eine Laufzeit bis Mitte 2024, er ist seit Sommer 2019 Geschäftsführer der Digitalgesellschaft.
Kurz zuvor hatte Lauterbachs Digitalchefin Susanne Ozegowski die Gematik-Gesellschafter in einem kurzen und dürren Schreiben über die Vertragsauflösung informiert. Ozegowski ist Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, der Bund hält 51 Prozent der Gesellschafteranteile an der Digitalagentur.
Probleme bei der Nachfolgesuche
Diekens vorfristiger Abgang wurde besiegelt, obwohl die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin sich nach kma-Informationen offenbar als weitaus schwieriger erweist als ursprünglich erwartet. Darauf deuten auch Formulierungen aus Ozegowskis Schreiben hin. Darin teilt die BMG-Abteilungsleitern den Gesellschaftern mit, dass sie eine Interimslösung einsetzen werde, sollte sich bis zum Ausscheiden von Leyck Dieken kein passender Nachfolger finden. Markus Leyck Dieken wird laut Gematik bis Jahresende „seine Aufgaben als Geschäftsführer wie bisher erfüllen“.
Schon im April gab es Berichte darüber, dass die Tage des gelernten Internisten und früheren Ratiopharm-Managers an der Spitze der Gematik gezählt seien. So verkündete damals „The Pioneer“ bereits den Rauswurf, was jedoch von Lauterbach zunächst nicht bestätigt wurde. Auch Leyck Dieken sagte kma damals, der Minister stehe weiterhin hinter ihm. Falsch war seine Aussage zu dem Zeitpunkt offenbar nicht. Insider berichteten kma damals von mehreren ungelösten Problemen für den Umbau der Gematik – von arbeitsrechtlichen Details wie über noch nicht gelöste gesellschaftsrechtliche Fragen der Wandlung von einer GmbH hin zu einer Agentur, die den Charakter einer nachgeordneten Bundesbehörde hat.
Unzufriedenheit im BMG
Um die eigentlichen Gründe der vorfristigen Vertragsauflösung gibt es viele Spekulationen. Laut „The Pioneer“ soll im Ministerium der Frust groß gewesen sein über Leyck Dieken, weil dieser sehr eigenständige Positionen bei Digitalisierungsthemen mit Verve vertreten habe. Zum anderen habe das Ministerium wohl auch unter Lauterbach – wie schon unter Spahn – mit dem Umsetzungstempo der Gematik gehadert.
Das BMG hat inzwischen längst komplett das Ruder übernommen und drängt die Selbstverwaltung zunehmend in eine Beobachter- und Statistenrolle. Grund: Aus Sicht des Ministeriums sollen die langwierigen Abstimmungen und teilweise Blockaden der Selbstverwaltung viele Digitalisierungsvorhaben verzögert oder gar ausgebremst haben.
Unruhe innerhalb der Gematik
Das jetzige Vorgehen stößt aber nicht nur in der Selbstverwaltung sauer auf, sondern auch einigen Mitarbeitern in der Gematik. Viele von ihnen sind hochqualifizierte und hochbezahlte Experten, die sich nun in einer Quasi-Behörde wiederfinden. „Ob diese Experten das auf Dauer mitmachen werden, da habe ich meine Zweifel“, so ein Insider gegenüber kma. Somit könnte es durchaus sein, dass nicht nur das Ministerium Interesse an der jetzigen Vertragsauflösung hatte, sondern der Betroffene selbst auch, weil dieses neue Umfeld seine Gestaltungsmöglichkeiten als Geschäftsführer erheblich einschränkt.
Aktuell trägt der Bund 51 Prozent der Anteile der Gematik. Ein weiterer Gesellschafter ist der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (22,05 Prozent). Die restlichen Gesellschaftsanteile teilen sich andere Verbände der Selbstverwaltung, darunter unter anderem die Kassenärztliche Bundesvereinigung (7,35 Prozent), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG, 5,88 Prozent) und der Deutsche Apothekerverband (DAV, 3,92 Prozent).





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