
Die Stimmung auf der Jahrestagung des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) in Berlin war nicht besonders optimistisch. Die Teilnehmenden blicken eher skeptisch in die Zukunft. Angesichts der enormen Verluste, die die Krankenhäuser derzeit machen – 2024 gehen fast 80 Prozent der Kliniken von einem negativen Jahresergebnis aus – schwebte die große Frage im Raum: „Kann das alles Management-Versagen sein?“
Dirk Köcher, der seit vergangenem Jahr VKD-Präsident ist und zum ersten Mal die Jahrestagung eröffnete, wehrte dies entschieden ab. Vielmehr sei es Systemversagen. Die Folgen der Corona-Pandemie, die ansteigende Inflation, die anstehende Reform – die Krankenhäuser seien in diese Lage gebracht worden, sagte Köcher. 2019 hätten noch 80 Prozent der Kliniken eine schwarze Null geschrieben. Innerhalb von fünf Jahren hat sich nun das Ergebnis umgedreht.
Wie können sich die Krankenhäuser aus dieser Krise herauskämpfen? „Krise als Chance – die Transformation der Kliniken“ war das Motto der Tagung, bei der rund 140 Teilnehmer dabei waren. Unter diesem Titel wurde auch eine Podiumsdiskussion zur Transformation der Kliniken geführt, die VKD-Pressesprecher Andreas Tyzak moderiert hat.
Ohne Einbindung der Praktiker
„Wir müssen den Wandel gemeinsam einleiten“, betonte Dr. Ina Czyborra, Berlins Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege in ihrem Grußwort. An dem „Gemeinsam“ habe es ihrer Meinung nach zuvor leider gehapert. Zudem brauche es dringend eine Überbrückungsfinanzierung, um gute Häuser zu erhalten, so die SPD-Politikerin.
Wir erwarten von der neuen Bundesregierung kurzfristige Anpassungen, bevor die Schäden noch größer werden.
Seit in Kraft treten der Reform im Dezember 2024 werde deutlich, „was passiert, wenn ein Gesetz mit dieser enormen inhaltlichen Bedeutung ohne wirkliche Einbindung der Praktiker durch den Gesetzgeber durchgedrückt wird“, erklärte Köcher. „Bereits heute nicht einhaltbare Zeitschienen, fehlende rechtliche Grundlagen sowie resultierende Unklarheiten in der Umsetzung verhindern vielfach, sich strategisch mit seinen Leistungen an neue Notwendigkeiten anzupassen“, sagte er. „Wir erwarten deshalb von der neuen Bundesregierung und unserer neuen Bundesgesundheitsministerin kurzfristige Anpassungen, bevor die Schäden noch größer werden.“
Es sei ein „zähes Ringen“ für die Praktiker den Gesetzgebern zu erklären, vieles was bisher beschlossen worden ist, funktioniere in der Praxis so nicht. Was Prof. Dr. Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, als besonders problematisch ansieht, ist die automatische Kopplung zwischen Leistungsgruppen und Finanzierung. Auch in der Schweiz habe man sich aus gutem Grunde dagegen entschieden: „Die Kopplung macht keinen Sinn.“ Es sei eine Verschlimmbesserung, wenn man plötzlich mehr Chefärzte für eine Leistungsgruppe benötige, warf Tyzak hier ein.
Neumeyer brachte die Herangehensweise Dänemarks an: Als sie dort bemerkt haben, dass sie im Zuge der Gesundheitsreform einen Irrweg beschreiten, hatten sie den Mut zu sagen, wir machen es anders. Das sollte sich Deutschland auch trauen, findet Neumeyer. Auch Simone Borchardt, Bundestagsmitglied im Ausschuss für Gesundheit, stimmte dem zu: „Die Menschen würden das eher positiv wahrnehmen.“ Den Deutschen würde eine offene Fehlerkultur wohl guttun.
Dr. Michael Weber, Präsident des Verbandes leitender Krankenhausärztinnen- und ärzte, machte zudem noch deutlich, dass der Fokus mehr auf der Ergebnisqualität liegen sollte statt auf der Strukturqualität. Man solle gezielter an der Qualität der Kliniken arbeiten, statt „diese einfach wegzuradieren“.
Weniger Geld durch Ausweitung der Hybrid-DRGs
Ein schwieriges Thema, das ebenfalls in der Runde diskutiert wurde, waren die Hybrid-DRGs, die massiv ausgeweitet werden sollen – im kommenden Jahr auf eine Million Fälle, in 2028 auf 1,5 Millionen und ab 2030 dann auf zwei Millionen Fälle. Das bedeute erhebliche Erlösreduktionen, die sich verschärfen würden.
Was auf der einen Seite des KHVVG finanzielle Verbesserungen bringen soll, wird durch die Vorgaben für die Hybrid-DRGs wieder einkassiert – und dies in erheblichem Maße.
„Was auf der einen Seite des KHVVG finanzielle Verbesserungen bringen soll, wird durch die Vorgaben für die Hybrid-DRGs wieder einkassiert – und dies in erheblichem Maße“, so der VKD-Präsident. Es gebe hier keine Freiwilligkeit und durch die Ausweitung auf zum Beispiel mehr Tagesfälle würden Hybrid-DRGs aufgenommen, die im ambulanten Bereich gar kein Gegenstück und dementsprechend auch keine Kalkulationsbasis hätten.“
Alle Podiumsteilnehmenden waren sich einig: Der politische Neustart könne helfen, um an die Regelungen neu heranzugehen und nachzubessern. Eine „Reform der Reform“ wäre nötig. Doch die Praktiker müssten besser bei der Ausrichtung der Reform eingebunden werden. Außerdem brauche es Mut, manches zu vereinfachen, Bürokratie abzubauen und vor allem: schnelles Handeln.









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