Welche Konsequenzen hat denn die Stichprobe? Gibt es in einem Haus mit guter Kodierqualität weniger Einfallprüfungen?
Nein, denn unglücklicherweise ist der Prüfprozess der Kassen davon entkoppelt. Wir hatten bei 300 geprüften Fällen im vergangenen Jahr einen Fall, der korrigiert werden musste. Angesichts dieser geringen Fehlerquote würde ich mir einfach wünschen, dass die Kassen weniger Einzelfallprüfungen durchführen. Das passiert aber nicht.
In das Stichprobenverfahren aus Kliniksicht dann nicht überflüssig?
Grundsätzlich bin ich ein Freund der Stichprobe. Ich finde die Idee einer übergeordneten Prüfung und nicht einer ständigen Einzelfallprüfung gut. Allerdings müsste es anders geregelt werden. Wenn eine Stichprobe ergibt, dass ein Haus die Qualitätskriterien erfüllt, sollten z.B. maximal fünf Prozent der Fälle durch Kassen geprüft werden dürfen. Das würde den administrativen Mehraufwand in den Häusern massiv begrenzen. Gleichzeitig würde ein verpflichtende Stichprobe verhindern, dass Krankenhäuser bei ihrer Upcoding-Strategie unentdeckt bleiben. Wenn es bei der Stichprobe Anhaltspunkte für Upcoding gibt, sollten die Kassen jeden Verdachtsfall prüfen dürfen. Häuser, die sauber arbeiten, würden hingegen belohnt.
Sie sind Deutscher und kennen beide Gesundheitssysteme. Wie könnte aus Ihrer Sicht das deutsche Prüfsystem reformiert werden?
Hach, das ist ein bisschen wie die Frage, wie würden Sie mit dem Weltfrieden beginnen. Die deutsche Streitkultur und Regulierungswut ist einfach schon sehr ausgeprägt. Ich glaube, das gegenseitige Aufrüsten der Konfliktparteien bringt volkswirtschaftlich gesehen dem Gesundheitssystem gar nichts, es schafft nur Unfrieden und administrative Arbeitsplätze. Ich denke, mit einer Konsenskultur würde man auch viel mehr Effizienz im System erzeugen, weil man sich nicht wegen jeder Kleinigkeit sofort in den Haaren hat.
Zur Person
Dr. Henrik Pfahler ist Bereichsleiter Medizinsteuerung für die Insel Gruppe AG. Zur Inselgruppe gehören das Inselspital, Universitätsspital Bern sowie fünf weitere Spitäler im Kanton Bern, die im Januar 2016 zum „größten medizinischen Vollversorgungssystem der Schweiz“ fusioniert sind. Henrik Pfahler hat an der Christian-Albrechts-Universität Kiel Humanmedizin studiert und später an der Universität St. Gallen zudem ein Wirtschaftsstudium (Executive MBA) abgeschlossen. Zum 1. Oktober wechselt der Klinikmanager an das Unispital Basel.
Dieser Artikel ist Teil der aktuellen Ausgabe von kma Klinik Management aktuell.





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