Die Multianalyse-POCT
Den zweiten großen Boom der Schnelltests prognostiziert die Studie von Frost und Sullivan in Zukunft bei den sogenannten Multiplexed POCT (xPOCT). Sie machen die gleichzeitige Vor-Ort-Quantifizierung verschiedener Analyten aus einer einzigen Probe – etwa Blut, Plasma oder Urin – möglich. Einige xPOCTs, wie die des Anbieters Alveo Technology, sind in der Lage, mit bis zu 100 unterschiedlichen Analyten simultan zu verfahren. Auch das System Allegro von Nova Biomedical zur Überwachung metabolischer Erkrankungen ist bereits für den deutschen Markt erhältlich und kann laut Hersteller 15 Parameter zur Blutzucker- und HbA1c-Kontrolle, Herz- oder Lipidstoffwechsel-Risikomarkern und Nierenfunktion erkennen. „Das xPOCT ist ein echtes Zukunftsprojekt. Es wird allerdings erst dann wirklich Früchte tragen, wenn es gut funktioniert“, schränkt Peter Luppa ein.
Dass sie sich in der deutschen Kliniklandschaft noch nicht etabliert haben, liegt laut dem Experten auch an der Abrechnungsfrage: „Bei einem xPOCT haben sie 19 von 20 Analysen umsonst gemacht, wenn nur eine davon pathologisch ist, denn der Rest wird eben nicht erstattet. Das ist ein bislang noch ungelöstes Problem bei POCT-Multiplexen“, ergänzt Luppa. Bei der Frage, ob sich ein Krankenhaus für den Einsatz von POCT entscheidet, gelte es zudem, einen Konflikt mit dem Zentrallabor (ZLB) zu vermeiden. „Konflikte entstehen dann, wenn zwei sehr gut funktionierende Systeme aneinandergeraten – wenn ein ZLB am Ort ist und das Krankenhaus trotzdem zusätzlich POCT einsetzt, etwa den Cardiacmarker“, erläutert Peter Luppa.
Das größte Entwicklungspotenzial sieht der Experte daher vor allem im ländlichen Raum: „Wenn das ZLB in weiterer Entfernung ist – und das ist durchaus oft der Fall – kann POCT den entscheidenden Unterschied ausmachen.“ Dann müsse man dort aber auch die Mitarbeiterschulung verbessern. „Die Schulung liegt noch immer im Argen, denn die Arbeitsbelastung des Personals ist so hoch, das oft Weiterbildungen für den Umgang mit POCT auf der Strecke bleiben“, mahnt Luppa.





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