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Healthcare Barometer 2024„Das Vertrauen in die Leistungs- und Reformkraft sinkt“

Bringen die Reformen im Gesundheitswesen die erhofften Verbesserungen? Wenn es nach Meinung der Deutschen geht, eher nicht. Nur acht Prozent sind sehr zuversichtlich, dass sie es voranbringen werden. Ein Blick auf die Ergebnisse vom Healthcare Barometer 2024.

Kritik
K. Oborny/Thieme
Symbolfoto

Die Gewissheit, dass Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme der Welt hat, ist ins Wanken geraten. Nur noch 52 Prozent der Deutschen betrachten ihr Gesundheitswesen als eines der Top-3-Systeme der Welt. Im Vergleich zu 2023 ist der Wert um fünf Prozentpunkte gesunken, gegenüber 2020 – zur Hochphase der Covid-Pandemie – sogar um 20 Prozent. Gewinner des Rankings sind die Krankenkassen: Sie konnten die höchsten Zufriedenheitswerte einfahren. Das ist eins der Ergebnisse des Healthcare Barometers 2024, einer repräsentativen Befragung von PwC Deutschland.

Das Vertrauen der Deutschen in die Leistungs- und Reformkraft des Gesundheitssystem schwindet.

„Das Vertrauen der Deutschen in die Leistungs- und Reformkraft des Gesundheitssystem schwindet. Darin spiegelt sich die Unsicherheit in der deutschen Bevölkerung wider. Erfahrungen wie Engpässe in der Medikamentenversorgung, Fachkräftemangel und Ärztestreiks schüren die Unzufriedenheit“, sagt Roland Werner, Leiter Gesundheitswirtschaft & Pharma bei PwC Deutschland. 

Die Skepsis in puncto Reformen ist groß: Nur acht Prozent sind sehr zuversichtlich, dass die Reformen das Gesundheitssystem verbessern werden. 25 Prozent bezeichnen sich als sehr zuversichtlich. Hierbei tut sich jedoch beim näheren Betrachten eine Altersschere auf. Jüngere Menschen sind auffällig optimistischer als Menschen ab 55 Jahren, bei denen sich „eine Art Reformmüdigkeit bemerkbar macht“, so Werner. 43 Prozent der 18- bis 34-jährigen bezeichnen sich als zuversichtlich, bei den über 55-jährigen sind es nur noch 25 Prozent. 

Rückendeckung für Spezialisierung der Kliniken

Mit der bevorstehenden Krankenhausreform wird auch eine stärkere Spezialisierung der Krankenhauslandschaft verbunden sein. Das ist ein Teil der Reform, den die Bürger offenbar unterstützen. So wären 77 Prozent bereit, für einen komplexen oder aufwändigen Eingriff weite Strecken in Kauf zu nehmen. „Wenn wir die Menschen bei den Reformbemühungen mitnehmen möchten, brauchen wir jetzt ein Zukunftskonzept für unsere Krankenhausversorgung, das den Namen wirklich verdient hat. Die wesentlichen Eckpfeiler: eine stärkere Verzahnung des stationären und ambulanten Sektors und die Schaffung von flächendeckenden Gesundheitsstandorten“, kommentiert Michael Ey, Co-Lead Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland.

Fachkräftemangel ist die größte Baustelle

Besonders die Personalknappheit im Gesundheitswesen trägt zur Unzufriedenheit bei. Drei Viertel der Befragten zählen ihn zu den größten Herausforderungen des Gesundheitswesens. Mit deutlichem Abstand folgen die Sicherstellung der Versorgungsqualität auf dem zweiten Platz (51 Prozent) sowie die Defizite im ländlichen Raum (47 Prozent) auf dem dritten. Um dem zu begegnen, müssten in den Augen der Befragten die Rahmenbedingungen angepasst und etwa höhere Gehälter gezahlt werden. 

Auch die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems betrachtet fast die Hälfte der Deutschen als Problem. Die Digitalisierung wird weniger als Herausforderung gesehen, ebenso wenig der Nachhaltigkeit und dem Klimaschutz (10 Prozent) – obwohl das deutsche Gesundheitswesen mit über fünf Prozent verantwortlich für einen beträchtlichen CO2-Ausstoß ist. 

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Zufriedenheit mit Behandlungsqualität nimmt weiter ab

Personalknappheit und Zeitdruck schlagen sich auch in der Bewertung der ärztlichen Behandlungen nieder.  Die Zufriedenheit mit der Behandlungsqualität ist in den vergangenen Jahren stetig leicht gesunken. Aktuell liegt sie bei 35 Prozent (Vorjahr: 37 Prozent). 40 Prozent der Befragten monieren, dass sich das ärztliche Personal zu wenig Zeit nimmt. Insbesondere Berufstätige kritisieren zudem die Öffnungszeiten der Arztpraxen. Dem könnte mit telemedizinischen Sprechstunden begegnet werden, die auf große Offenheit stoßen: 57 Prozent würden laut Healthcare Barometer 2024 auf jeden Fall Videosprechstunden nutzen; 72 Prozent würden sich durch sie den Weg zum Arzt gerne sparen. 

Zufriedenheit mit Krankenkassen hoch

Gewinner der Studie sind die Krankenkassen, denen die Befragten die höchsten Zufriedenheitswerte entgegen bringen. Wie im Vorjahr konnten sie sich mit 87 Prozent Zustimmung behaupten. Ähnliche viele Befragte bestätigen mit 83 Prozent, dass ihnen alle wichtigen Leistungen gewährt wurden. Auch das Vertrauen in die Transformationskraft von Krankenkassen ist vergleichsweise hoch – über 50 Prozent hält sie in puncto Digitalisierung und Innovation für fortschrittlich.

Thorsten Weber, Leiter Beratung GKV bei PwC Deutschland, sieht die eigentliche Bewährungsprobe in Sachen Digitalisierung jedoch noch am Horizont:  die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePa) ab Anfang 2025. Hier herrscht jedoch noch großer Aufklärungsbedarf: Nur 35 Prozent der Befragten unterstützen das Verfahren bisher uneingeschränkt.

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