
Pflege, wie geht es dir? – unter diesem Titel hat der DBfK 2025 seine Jahresumfrage durchgeführt. Pünktlich zum Tag der Pflege am 12. Mai liegen die Ergebnisse vor: „Pflegefachpersonen arbeiten längst in internationalen Teams – und empfinden diese Zusammenarbeit mehrheitlich als bereichernd“, sagt Bernadette Klapper, Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK). „Aber Integration gelingt nicht nebenbei. Es braucht Zeit, politische Unterstützung und gute Begleitung. Wer das ignoriert, riskiert, dass dringend benötigte Fachkräfte wieder gehen.“
Das Potenzial wird doppelt ausgebremst
In der Umfrage hatten 77 Prozent der im Ausland ausgebildeten Pflegefachpersonen angegeben, dass sie in Deutschland weniger Befugnisse haben als im Herkunftsland. 39 Prozent würden Kolleginnen und Kollegen im Herkunftsland nicht empfehlen nach Deutschland zu kommen, um in der Pflege zu arbeiten. „Das Potenzial der professionellen Pflege wird gleich doppelt ausgebremst: Das zeigt sich bei den internationalen Kolleginnen, die hier nicht so arbeiten dürfen, wie sie könnten, und deren Anerkennungsverfahren sich zu lange hinziehen. Und das betrifft gleichermaßen die in Deutschland ausgebildeten Kolleginnen, die sich mehr Befugnisse und Verantwortung wünschen“, so Klapper.
Rassismus und Diskriminierung: regelmäßig bis sehr häufig
Deutlich wurde auch, dass die internationalen Pflegefachpersonen regelmäßig Diskriminierung und Rassismus erfahren – manche selten, einige gaben aber auch an, sehr häufig betroffen zu sein. So sagten 82 Prozent der Teilnehmenden mit internationalem Hintergrund, dass sie im Berufsalltag nicht ernst genommen und 79 Prozent, dass ihre Kompetenz angezweifelt wurde, 53 Prozent haben rassistische Beleidigungen und 56 Prozent sogar körperliche Angriffe erlebt.
Ich sehe hier auch das Ergebnis einer verfehlten und rein negativ geführten Migrationsdebatte.
„Ich sehe hier auch das Ergebnis einer verfehlten und rein negativ geführten Migrationsdebatte“, sagt Klapper. „Wenn man suggeriert, dass nur ‚nützliche‘ Fachkräfte willkommen sind, andere aber nicht, vergisst man, dass Pflegefachpersonen nicht nur im Beruf leben, sondern in unserer Gesellschaft. Dort tragen sie keinen Kasack und sind nicht als Fachkräfte erkennbar. Wer sie gewinnen und halten will, muss Ausgrenzung, Rassismus und populistischer Rhetorik entschieden entgegentreten. Hier sind sowohl Politiker und Politkerinnen aber vor allem wir als Gesellschaft in der Verantwortung.“
Um die Kolleginnen im Beruf halten zu können, sind Reformen unabdingbar.
Mehr als 3000 beruflich Pflegende haben sich an der Umfrage beteiligt. Neben Fragen zur interkulturellen Zusammenarbeit wurde auch deutlich: Pflegefachpersonen empfinden ihren Beruf als sinnstiftend, aber nur 57 Prozent würden ihn erneut ergreifen. 70 Prozent wünschen sich mehr Befugnisse, 77 Prozent wollen mehr Verantwortung übernehmen. „Es reicht also nicht, dass der Beruf an sich Sinn stiftet. Um die Kolleginnen im Beruf halten zu können, sind Reformen unabdingbar“, so Klapper.
Die Ergebnisse seien ein deutlicher Appell an Politik, Arbeitgeberinnen und Gesellschaft. „Wer dem Fachkräftemangel begegnen will, muss handeln – mit einer Ausweitung der Befugnisse für Pflegefachpersonen, Investitionen in Pflegebildung, klaren Regelungen für die Anerkennung ausländischer Qualifikationen, mit Investitionen in Sprachförderung und Integration, und vor allem mit echten Entwicklungsperspektiven im Beruf, egal wo die Kolleginnen ausgebildet wurden“, sagt die Bundesgeschäftsführerin. „Die ausstehenden Pflegegesetze zur Kompetenzerweiterung müssen verbessert und rasch auf den Weg gebracht werden!“
Pflege, wie geht es dir?
Hier finden Sie alle Ergebnisse der Umfrage „Pflege, wie geht es dir?“ 2025 als PDF-Datei zum Download.
DKG legt Positionspapier zur Stärkung des Pflegeberufs vor
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat am 12. Mai ein umfassendes Positionspapier zur Verbesserung der Rahmenbedingungen im Pflegeberuf veröffentlicht. Ziel ist es, den Pflegeberuf langfristig zu stärken, die Ausbildung attraktiver zu gestalten und Pflegefachpersonen bessere Entwicklungs- und Arbeitsbedingungen zu bieten.

Denn die berufliche Zufriedenheit vieler Pflegekräfte liege noch immer nicht auf dem Niveau, das die Gesellschaft anstreben sollte. „Das verdeutlicht, dass punktuelle Reformen nicht ausreichen – es braucht ein ganzheitliches Vorgehen, das strukturelle, gesellschaftliche und individuelle Faktoren zusammenführt“, erklärt Prof. Dr. Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG.
Ein zentrales Anliegen der DKG ist die gezielte Nachwuchsförderung. Pflege soll bereits in allgemeinbildenden Schulen präsenter gemacht werden – durch institutionalisierte Zugänge über die Kultusministerien und durch die Verankerung entsprechender Inhalte in den Lehrplänen der Länder. Auch die beruflichen Kompetenzen von Pflegefachpersonen sollen gestärkt werden: Die DKG spricht sich für klare gesetzliche Regelungen aus, die eine verantwortliche und selbstständige Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten ermöglichen.
Neben vielen anderen Forderungen sollen Internationale Pflegekräfte schneller und effizienter integriert werden. Dafür fordert die DKG ein bundeseinheitliches, digitales Anerkennungsverfahren sowie die Förderung von Sprachkursen und interkulturellem Management in den Einrichtungen vor Ort. Auf europäischer Ebene solle auf bilaterale Abkommen zur vereinfachten Anerkennung von Qualifikationen aus Drittstaaten hingewirkt werden, um bürokratische und ressourcenintensive Einzelfallprüfungen zu reduzieren.
DKG-Positionspapier
Hier finden Sie das Positionspapier „Attraktivitätssteigerung der Pflegeberufe“ zum Download.
BKG appelliert: Pflege braucht Priorität
Die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) appelliert an die neue Bundesregierung, die Pflege in Deutschland zur politischen Priorität zu machen. Im Fokus steht das im März 2025 veröffentlichte Forderungspapier der Pflegestärkungskampagne #PflegeJetztBerlin, das konkrete und praxisnahe Maßnahmen für eine zukunftsfähige Pflegepolitik benennt.

„Pflege in Deutschland braucht jetzt die engagierte Umsetzung konkreter Lösungsvorschläge. Die Begrenzung der Zeitarbeit und der Abbau bürokratischer Hürden gehören zu den Aufgaben, die mit hoher Priorität anzugehen sind", sagt BKG-Geschäftsführer Marc Schreiner. „Die neue Bundesregierung hat die Chance, die Pflege spürbar zu stärken und die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Denn gute Pflege geht uns alle an – ob als Patient im Krankenhaus, als Angehöriger oder als Teil einer immer älter werdenden Gesellschaft.“
Das Forderungspapier „Pflegestärkung braucht konkrete Maßnahmen“ der BKG-Kampagne #PflegeJetztBerlin richtet sich an die neue Bundesregierung und benennt sechs zentrale Handlungsfelder, die sofort angegangen werden müssen, unter anderem die Zeitarbeit zu begrenzen und Bürokratie abzubauen.







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