Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

StudieWie kann man den Pflegeberuf attraktiver machen?

Pflegekräfte wünschen sich – nach wie vor – eine angemessene Bezahlung und digitale sowie personelle Entlastung. Zu diesen Ergebnissen kam die Studie zur Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege des BMG.

Pflegepersonal
Rawpixel.com/stock.adobe.com
Symbolfoto

Eine angemessene Bezahlung und mehr Kolleginnen und Kollegen sind zentrale Bestandteile für einen attraktiven Arbeitsplatz. Das sind Ergebnisse einer Studie des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) zur Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege, die anlässlich des Tages der Pflegenden veröffentlicht wurden.

Um die Fachkräftesituation in der Pflege zu verbessern und mehr Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern, sind attraktive Arbeitsbedingungen von entscheidender Bedeutung. Doch häufig wird der Pflegeberuf als wenig attraktiv wahrgenommen. Um Gründe zu ermitteln, warum Pflegekräfte den Beruf verlassen und welche Punkte für mehr Zufriedenheit im Job sorgen, hat das BMG 2020 eine Studie beauftragt. Neben einer systematischen Literaturrecherche wurden mehr als 5500 beruflich Pflegende und Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr befragt und teilweise einzeln interviewt. Damit ist es nach Angaben des BMG eine der größten Untersuchungen zu beruflich Pflegenden der vergangenen zehn Jahre.

Für nahezu alle Pflegenden ist eine angemessene Bezahlung ein zentraler Punkt. Ebenso wichtig: Die Personalausstattung. Für fast 90 Prozent der Befragten sorgt eine Personalzusammensetzung, die am tatsächlichen Pflegebedarf ausgerichtet ist, für eine deutlich höhere Berufsattraktivität. Dass Hilfskräfte die Arbeit der Pflegekräfte unterstützen, wird von mehr als 80 Prozent der beruflich Pflegenden begrüßt.

Bessere Work-Life-Balance

Für eine bessere Vereinbarung von Beruf und Familie sind vor allem persönlich zugeschnittene Arbeitszeitmodelle, eine verlässliche Dienstplanung und eine flexible Kinderbetreuung relevant. Die Befragten nannten zahlreiche mögliche Unterstützungsangebote, so eine Betriebskita (79 Prozent), eine Ferienbetreuung (76 Prozent), aber auch Abhol- und Bringdienste für Schul- und Kita-Kinder (58 Prozent) sowie eine Hausaufgabenbetreuung, die maßgeblich zur Entlastung beitragen könnten. Das BMG hat zur Unterstützung solcher Maßnahmen ein Förderprogramm ins Leben gerufen: Angebote von Arbeitgebern zum Beispiel zur Kinderbetreuung, aber auch zu anderen Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit, können mit bis zu 7500 Euro jährlich bezuschusst werden.

„Der Wunsch nach einer angemessenen Bezahlung, einer am Pflegeaufwand ausgerichteten Personaldecke und einer besseren digitalen Ausstattung ist berechtigt. Ökonomische Zwänge bestimmen den Alltag der Menschen zu stark. Der Mensch und die Zuwendung müssen auch Zeit und Platz haben. Niemand will im Akkord arbeiten. Erst recht nicht in der Pflege. Wir haben die Bezahlung auf Tarifniveau in der Langzeitpflege zur Pflicht gemacht. Jetzt müssen die Arbeitsbedingungen besser werden“, sagt Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach. 

Digitale Helfer

Auch die Digitalisierung ist ein entscheidender Faktor, wie die Ergebnisse zeigen. Demnach wünschen sich 75 Prozent der Befragten die Einführung der elektronischen Patientenakte, 80 Prozent einen stabilen Internetzugang. Ebenso die elektronische Pflegedokumentation wird von einer deutlichen Mehrheit der Befragten gefordert.

Was ebenfalls auf die Arbeitsplatzzufriedenheit Einfluss hat, sind die sogenannten „weichen Faktoren“: Die Stimmung im Team, Wertschätzung und Führungsstil der Vorgesetzten. Häufig hätten diese sogar einen höheren Einfluss auf die Zufriedenheit als Bezahlung und Sachleistungen. Laut Studienergebnissen bestehe bei Führungsstil und Wertschätzung aber deutlicher Nachholbedarf. Auch häufige Personalwechsel in der Führungsebene sorgten demnach für eine geringere Zufriedenheit am Arbeitsplatz.

Die Ergebnisse zeigen: Arbeitgeber können schon heute viel tun, um beruflich Pflegende zu motivieren und an ihren Betrieb zu binden. Erste Ansätze gibt es bereits, wie aktuelle Berichte zeigen. So startet das Klinikum Bielefeld im Juni ein Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche. Die Ameos-Gruppe stellt im Rahmen eines Recruiting-Pilotprojektes neuen Pflegekräften einen persönlichen Dienstwagen zur Verfügung, der auch privat genutzt werden darf. Mehr als 30 Pflegefachkräfte konnten in der Region Nord seit Anfang März eingestellt werden.

„Wir treffen klare bundeseinheitliche Vorgaben zur Personalbemessung und digitalisieren das Gesundheitswesen. Damit nehmen wir Druck von den Pflegenden. Aber auch die Arbeitgeber müssen mehr tun, um Fach- und Hilfskräfte zu halten. Pflegekräfte brauchen Wertschätzung, Mitspracherechte, ein respektvolles Arbeitsklima und Rücksicht auf ihre familiäre Situation“, so Lauterbach. 

Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen