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Zu geringe RücklagenRegierung plant kein Extra-Geld für stabile Kassenbeiträge

Trotz Milliardenüberschuss bleibt die GKV finanziell unter Druck. Durch die steigenden Ausgaben und knappen Rücklagen rechnen viele schon jetzt mit einer Beitragserhöhung für 2026. Reformen und Entlastungen sind angekündigt – doch die Lösungen lassen auf sich warten.

Sparschwein
K.-U. Häßler/stock.adobe.com
Symbolfoto

Im ersten Halbjahr 2025 erzielten die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) einen Überschuss von rund 2,8 Milliarden Euro. Trotz dieser positiven Momentaufnahme bleibt die finanzielle Lage angespannt: Die Rücklagen der Kassen liegen mit 0,16 Monatsausgaben weiterhin unter dem gesetzlich geforderten Mindestniveau von 0,2 Monatsausgaben. Der Überschuss dient daher primär der Auffüllung dieser Reserven – nicht als Zeichen struktureller Entspannung.

Die Ausgaben der GKV stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,8 Prozent auf insgesamt 174 Milliarden Euro. Besonders dynamisch entwickelten sich die Kosten für Krankenhausbehandlungen (+9,6 Prozent), medizinische Behandlungspflege (+12,7 Prozent) und Heilmittel (+8,9 Prozent). Die Krankenhausausgaben allein wuchsen um knapp 4,8 Milliarden Euro – getrieben durch Tarifsteigerungen, höhere Pflegepersonalkosten und psychiatrische Leistungen. Auch ambulante Leistungen, Arzneimittel und Schutzimpfungen verzeichneten überdurchschnittliche Zuwächse.

Auf der Einnahmenseite profitierten die Kassen von gestiegenen beitragspflichtigen Löhnen, was zu einem Einnahmenplus von 5,5 Prozent führte. Dennoch mussten viele Kassen ihre Zusatzbeiträge in 2025 über den offiziellen Durchschnittssatz von 2,5 Prozent hinaus anheben, um ihre Rücklagen zu stabilisieren.

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Expertenkommission startet erst 2026

Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) warnt: „Der Überschuss der Krankenkassen sollte nicht falsch interpretiert werden.“ Bereits 2026 könnten die Beitragssätze erneut unter Druck geraten, da zwar Finanzspritzen in Form von Darlehen für die gesetzlichen Krankenkassen in 2025 und 2026 vorgesehen seien, diese jedoch nicht ausreichen würden. Wie der Haushaltsexperte Christian Haase (CDU) mitteilte, stelle die schwarz-rote Koalition im Haushalt 2025 kein extra Geld mehr bereit, um drohende neue Anhebungen der Krankenkassenbeiträge zu verhindern. Erst Anfang 2025 hatte es eine Welle kräftiger Beitragserhöhungen gegeben.

Der Überschuss der Krankenkassen sollte nicht falsch interpretiert werden.

Haase wies zugleich auf die Zielstellung der Koalitionsspitzen hin, Beitragserhöhungen zu vermeiden. SPD-Haushaltsexperte Thorsten Rudolph sagte, dazu würden Vorschläge der Gesundheitsministerin mit Blick auf den Etat 2026 erwartet. Um gegenzusteuern, verwies Warken auf kurzfristige Entlastungen der GKV durch die angekündigten Darlehen sowie den Transformationsfonds. Parallel sollen Strukturreformen – etwa im Krankenhauswesen, Rettungsdienst und durch ein Primärarztsystem – die Effizienz des Systems langfristig verbessern. Ebenfalls werde man eine Expertenkommission einsetzen, die – allerdings erst 2026 – erste Vorschläge zur Stabilisierung der Beitragssätze vorlegen soll.

Der GKV-Schätzerkreis werde die Versichertenentwicklung, die Ausgaben und die Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung für das laufende und das kommende Jahr Mitte Oktober prognostizieren. Das BMG könne daraufhin bis zum 1. November 2025 unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Schätzerkreises den durchschnittlichen ausgabendeckenden Zusatzbeitragssatz für das Jahr 2026 bekannt geben.

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