
Es standen einige wichtige pflegepolitische Punkte auf der Agenda in diesem Jahr: Die konzertierte Aktion Pflege sollte Früchte tragen, zwei weitere Pflegekammern in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sollten in der Errichtung auf die Zielgerade einbiegen.
Doch wie in jedem anderen Aspekt der Gesellschaft änderte sich Anfang März mit Beginn der Corona-Pandemie alles. Plötzlich waren professionell Pflegende und die ärztlichen Kollegen im absoluten Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit.
Aus der politischen und gesellschaftlichen Angst, das Klinikpersonal könnte angesichts der hohen Belastung aufgeben, entstanden Applaus-Chöre an den Fenstern und viele Zusicherungen seitens der Politik, was künftige Arbeitsbedingungen, sowie die Bezahlung der professionellen Pflege anging. Etwas später wurde dann auch die ominöse „Corona-Prämie“ ins Spiel gebracht.
Als die erste Welle abflacht, setzt die politische Amnesie ein
Als im Sommer die erste Schlacht geschlagen schien, wurde es plötzlich wieder ruhig um die Pflegeberufe. Die Kollegen der Altenpflege erhielten ihre verdiente Corona-Prämie, vermutlich auch in der Hoffnung, dass diese auch künftige finanzielle Ansprüche erst einmal verstummen würden. Die Gesundheits- und Krankenpflege, sowie Kinderkrankenpflege ging erst einmal leer aus, bevor sich dann das unwürdige Schauspiel der Prämienverteilung durch die Kliniken entwickelte.
Was politisch in Gang gebracht oder zumindest diskutiert wurde, sind Notstandsverordnungen mit denen Angehörige der Gesundheitsfachberufe in künftigen Notlagen quasi zwangsverpflichtet werden könnten. Wertschätzung sieht anders aus!
Berufspolitisch zurück in die Vergangenheit
Auch in der Berufspolitik wurden einige Rückschritte gemacht. Die Pflegekammer in Niedersachsen steht nach einer „Vollbefragung“, deren Wahlbeteiligung bei keinem Volksentscheid für ein Quorum gereicht hätte, vor der Auflösung. Auch die politisch zugesicherte Pflegeberufekammer in Baden-Württemberg wurde kurzerhand in die nächste Legislaturperiode verschoben.
Politisches Mitspracherecht der professionell Pflegenden scheint weiterhin nicht gewollt zu sein. Anders sind diese Schritte nicht zu erklären.
Unerträgliche Kommentare auf den sozialen Medien
Als ob die Situation in deutschen Kliniken aktuell nicht schon belastend genug wäre, sehen sich viele Kollegen, die in den Sozialen Medien Aufklärungsarbeit leisten und die Fahne für die professionelle Pflege hochhalten, massiven Beleidigungen und Drohungen ausgesetzt.
Ihnen schlägt sowohl der Hass der Corona-Leugner als auch der Hass einiger Gegner der Pflegekammer entgegen.
Die Folgen für die professionelle Pflege sind noch nicht abzusehen, aber eins scheint sicher: Die leeren Versprechen der Politik gepaart mit unterirdischen Werbekampagnen, wie „Ehrenpflegas“, sowie die Ignoranz von Teilen der Gesellschaft werden nicht spurlos an den Kollegen vorbeigehen.


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