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Der kma Entscheider-Blog

kma Entscheider BlogEin Zwischenstand der Konzertierten Aktion Pflege

„Mehr Ausbildung, mehr Personal, mehr Geld“ versprach das Bundesgesundheitsministerium (BMG) im Abschlussbericht der konzertierten Aktion Pflege letztes Jahr. Doch was hat sich seitdem getan? Welche konkreten Maßnahmen wurden ergriffen? Ein Update zur Konzertierten Aktion Pflege (KAP).

Florian Bechtel
Peter Bechtel
Florian Bechtel, Gesundheits- und Krankenpfleger und Mitglied bei Hashtag Gesundheit e.V.

Es hörte sich im Juni 2019 an, als würden sie es ernst meinen. Drei Ministerien machten sich gemeinsam auf, um die Pflegeberufe zu retten. In der „Konzertierten Aktion Pflege“ sollte der Masterplan entwickelt werden. Der Ansatz war gut: Alle Stakeholder wurden ins Boot geholt und Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen gebildet. Heraus kam ein 182 Seiten langer Maßnahmen Katalog der Arbeitsgruppen, zu Themen, wie „Ausbildungsoffensive“ oder „Entlohnungsbedingungen“. 

Eine Marketingkampagne zum Vergessen

Als konkrete Maßnahme für die Ausbildungsoffensive wurde eine Marketingkampagne ins Leben gerufen, um vor allem jungen Menschen für eine Ausbildung zu begeistern. Teil dieser Kampagne ist eine Plakatwerbung mit Sprüchen, wie „Macht sogar deine Mudda stolz“ oder „Mehr echte Likes gibt’s nirgends“. Von Inhalt keine Spur. Von korrekter Grammatik leider auch nicht. 

Viele Likes gibt es momentan tatsächlich durch den Applaus der Gesellschaft angesichts der Corona-Pandemie, wie nachhaltig diese Unterstützung der Bevölkerung auch nach Corona sein wird, bleibt abzuwarten. Inwiefern die Anzahl stolzer Mütter zugenommen hat, ist nicht überliefert.

Bessere Entlohnungsbedingungen zum Nulltarif gibt es nicht!

Pflege steht durch Corona im Fokus, weil auf einmal jedem klar wird, dass wir eben doch „systemrelevant“ sind. Mittelfristig kann das ein guter Hebel sein, um bessere Entlohnungsbedingungen zu erreichen. Allerdings scheitern vielversprechende Projekte leider oft an fehlender Refinanzierung, wie jüngste Beispiele zeigen.

Die Frankfurter Rotkreuz-Kliniken mussten ihr Projekt „35 Stunden- Woche bei vollem Lohnausgleich“ bereits nach einem Jahr wieder beenden, da die Refinanzierung über das Pflegestellenförderprogramm abgelehnt wurde. So ernst war das dann wohl doch nicht gemeint mit dem Vorhaben, die Pflegeberufe attraktiver zu machen. 

Corona kann der Gnadenstoß für unser Gesundheitssystem sein!

Viele Kollegen waren bereits vor der Pandemie am Ende ihrer Kräfte und hatten sich bereits mit einem Berufswechsel beschäftigt. Jetzt arbeiten Sie noch weiter über dem Limit, um diese Krise zu bewältigen. Wenn es bei Wertschätzung durch Applaus bleibt und nicht auch eine deutliche finanzielle Würdigung dieses Engagements aller Gesundheitsberufe folgt, wird es für viele der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Folge wäre eine Massenabwanderung aus den Pflegeberufen. 

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