
Vor knapp zwei Wochen wurde die neue Imagekampagne des Bundesgesundheitsministeriums veröffentlicht, die einen Teil der „konzertierten Aktion Pflege“ darstellen soll. Ziel des Ganzen soll sein, den Pflegeberuf insbesondere für junge Menschen wieder attraktiver darzustellen. Mit Sprüchen, wie (Zitat) „Macht sogar deine Mudda stolz“ soll wohl vermittelt werden, dass Pflege ein sinn- und verantwortungsvoller Beruf ist.
Meiner Meinung nach ist diese Kampagne mit ihren sinnlosen Einzeilern völlig am Thema vorbei! Nicht nur weil der Inhalt nichts über die Pflegeberufe aussagt und die etwas unterentwickelte Ausdrucksweise eher zur Abwertung den zur Aufwertung der Pflege beiträgt. Vor allem aber, weil Sie am völlig falschen Punkt ansetzt.
Die Pflegeberufe haben kein Problem mit dem Ansehen oder der moralischen Wertschätzung des Berufsstandes. Schaut man sich Umfragen zu den Berufen mit dem höchsten Ansehen an, landen die Pflegeberufe eigentlich immer auf einem der ersten drei Plätze. Vielmehr besteht das Problem darin, dass der Pflege die fachliche Anerkennung in großen Teilen der Bevölkerung inklusive anderer Professionen im Gesundheitswesen. Sicherlich hat dies vielfältige Gründe. Einer davon ist, dass es keine einheitliche Tätigkeitsbeschreibung gab und gibt. Es ist auch unglaublich schwer zu definieren, was professionelle Pflege leistet. Erstmals gibt es nun Tätigkeiten, die alleine beruflich Pflegenden vorbehalten sind.
Es gibt mittlerweile auch Studien, die belegen, dass mit geringerem Personalschlüssel im Pflegebereich die Sterblichkeitsrate steigt. Auch durch eine Vielzahl von Weiterbildungen kann professionelle Pflege positiv auf das Outcome des Patienten einwirken. Teils dauern diese bis zu zwei Jahren und alle erfordern ein hohes Maß an Arbeit und Fachwissen. Leider haben sie keine oder nur sehr geringe Auswirkungen auf das Gehalt der Fachkräfte.Während ein Facharzt ca. 16 000 Euro pro Jahr mehr verdient als ein Assistenzarzt, sind es beispielsweise bei einer Pflegefachkraft für Anästhesie- und Intensivpflege gerade einmal 100 Euro brutto im Monat. Anerkennung von fachlicher Qualität sieht anders aus.
Professionelle Pflege gehört auf Augenhöhe mit allen anderen Akteuren, die an der Behandlung des Patienten beteiligt sind. Angefangen beim Pflegemanagement bis zum Personal, welches mit dem Patienten direkt arbeitet. Wenn das nicht gelingt, sind alle Imagekampagnen für die Tonne.

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