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Der kma Entscheider-Blog

kma Entscheider BlogManagen ist so 80er!

Eine neue Ära bricht an. Die Pandemie, die gerne pauschal als Krise betitelt wird, ist eine Chance. Sie kann dazu führen, das deutsche Gesundheitswesen flächendeckend zu transformieren und nicht nur darüber zu lamentieren. Doch dafür braucht es Leader und keine Manager!

Martin Camphausen
Falco Peters/JP|KOM
Martin Camphausen, ehemaliger Leiter Marketing und Employer Branding bei der Klinikverbund Südwest GmbH.

Weitblick und die Eroberung neuer Welten ist gefragt statt akribischer Erkundung des Ist-Zustandes. Das wird sich mittel- bis langfristig auch positiv auf Employer Brands auszahlen.

Zugegeben, in schwierigen Zeiten ist der feste Glaube an eine stabile Zukunft zu mancher Zeit getrübt. Man würde lügen, wenn man behauptet vor Ungewissheit nicht mindestens Respekt, wenn nicht sogar Angst zu haben. Erst recht in einer Branche wie dem Krankenhauswesen, die Veränderungen abgrundtief zu hassen scheint. Doch diesem Impuls sollte nicht nachgegeben werden darf man nicht nachgeben. Das Gesundheitswesen war nie wichtiger, nie geforderter als jetzt.

Jobmotor Gesundheitswirtschaft

Das Gesundheitswesen ist ein stabiler Arbeitgeber und mangelndes Personal ist sowohl für einzelne Organisationen als auch die gesamte Gesellschaft das größte Risiko. Seit mehr als 15 Jahren wächst die Zahl der Erwerbstätigen im gesamten Gesundheitswesen jedes Jahr im Schnitt um 2,2 Prozent.

Während im Jahr 2007 noch 6 Millionen Menschen in ihr arbeiteten, waren es im Jahr 2018 über 7,6 Millionen. Das sind 17 Prozent des gesamten Arbeitsmarkts. Die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft lag im selben Jahr – laut offiziellen Zahlen – bei mehr als 370 Milliarden Euro, was 12,1 Prozent an der Gesamtwirtschaft entspricht. Auch international ist die Gesundheitswirtschaft mit über 130 Milliarden Euro Exportvolumen ein starker Player. Die Pandemie befeuert das System obendrein. All das zeigt: Es gibt Gründe, als Arbeitgeber von guten Aussichten zu sprechen und bestehende wie künftige Mitarbeiter auf die Eroberung neuer Welten einzuschwören.

Chancentablets statt Pflichtenhefte

Was hat das Ganze mit Employer Branding zu tun? Wenn die Zeichen gleichzeitig auf Wachstum und Veränderung stehen, braucht es Kapitäne, die glaubwürdig aufzeigen können, warum der eingeschlagene Weg richtig ist. Denn wenn die raue See den Kahn ins Wanken bringt, müssen Mitarbeiter den Kurs mitgehen, den das oberste Management vorgibt.

Beim Managen geht es um Perfektion, Planung und Kontrolle – Lasten- und Pflichtenhefte, Projektpläne, Meilensteine und Unverrückbarkeit prägen den Alltag. Leadership ist das genaue Gegenteil! Es fordert Änderungen im Arbeitsumfeld sogar heraus, inspiriert und motiviert, malt Zukunftsbilder. Das lässt sich gut anhand der Digitalisierung verdeutlichen. Richtig gemacht, ersetzt es Pflichtenhefte durch Chancentablets und zeigt so auf, dass nicht alles von vornherein feststehen muss, um gute Ergebnisse zu erzielen. Wer diesen Kurs einschlägt, wird die fachlich und persönlich passenden Mitarbeiter halten und neue hinzugewinnen.

Manager-Leader-Dilemma

Sollten nur noch Leader in Führungspositionen von Gesundheitseinrichtungen sitzen? Selbstverständlich nicht. Aber managen à la Krankenhaus oder Rehaeinrichtung hat oft einen rostigen Charme, wenn die Welt umgehend wegweisende Lösungen erwartet und Wochen später perfektionierte Exceltabellen erhält. Im Idealfall erfolgt die Besetzung mit Führungskräften genauso mit Managern wie Leadern. So ergänzen sich beide Seiten gut.

Ob Top-down-geprägte Manager die Koexistenz von Leadern zulassen oder sogar forcieren, darf allerdings bezweifelt werden. Daher sollte der Weg zu mehr Leadership wirklich gewollt sein und begleitet werden, denn er beschreitet sich nicht von selbst. Aufgaben wie die Bewältigung einer Pandemie, die digitale Transformation und das Vorantreiben des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz sind solche Themen. Die Augen vor ihnen zu verschließen, bringt nichts. Wer sie hingegen weit öffnet, wird Menschen erkennen, die das zu schätzen wissen und mit vollem Einsatz unterstützen.

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