
Florian Bechtel, Gesundheits- und Krankenpfleger und Mitglied bei Hashtag Gesundheit e.V.
Vergangene Woche hat der Ministerrat in Baden-Württemberg zugestimmt, Einrichtungen, die Praxiseinsätze für Studierende in der Pflege, mit insgesamt zwei Millionen zu unterstützen. Seit langer Zeit scheint des der erste politische Versuch zu sein, die eingeschlafene Akademisierung der professionellen Pflege zu reanimieren.
Gleichzeitig ist die Situation um die Akademisierung symptomatisch für die Zukunft der Pflegeberufe: Es gibt viele Möglichkeiten sich weiterzubilden, jedoch bedeuten diese in der Praxis meist keinen Zuwachs von Kompetenzen und finanziell schlagen sich dies auch nicht nennenswert nieder.
Vorhandene Aufstiegsmöglichkeiten führen aus der direkten Patientenversorgung
Egal ob Wundmanagement, Diabetespflege, Pain Nurse oder Fachkraft für Palliative Care – auch sehr gut aus- und weitergebildete Pflegefachkräfte bleiben auf die Delegation der ärztlichen Kollegen angewiesen. Ein modernes und zukunftsträchtiges Berufsbild sieht anders aus. Eine Alternative, die sowohl monetär als auch im Sinne der Verantwortlichkeiten einen Aufstieg darstellt, ist ein Managementstudium. Allerdings bedeutet dies, dass meist junge motivierte Kollegen den Weg aus der direkten Patientenversorgung gehen.
Ein Beruf ohne langfristigen Nachwuchs ist ein Beruf ohne Zukunft
Anfang 2021 lag die Abbrecherquote in der Pflegeausbildung bei knapp 30 Prozent. Sicherlich spielen dabei auch Faktoren wie eine unzureichende Begleitung während der praktischen Ausbildung und hohe psychische Belastung eine tragende Rolle.
In der Praxis höre ich von Auszubildenden jedoch immer öfter, dass diese sich bereits während der Ausbildung auf einen Managementstudienplatz bewerben oder schon haben, direkt nach der Ausbildung einen ganz anderen Weg einzuschlagen, in dem sie bessere Wege sehen sich beruflich weiterentwickeln zu können.
Konzepte für akademische Pflege sind rar
Um auch akademisch weitergebildetes Personal in der direkten Patientenversorgung halten zu können, benötigt es dringend Konzepte, wie diese gewinnbringend in den Alltag integriert werden können. Essenziell wird es sein, die Studienangebote auszuweiten und am praktischen Bedarf auszurichten; um jungen Menschen einen Karriereweg in den Pflegeberufen darlegen zu können. Gelingt dies nicht, wird beim Nachwuchs aus Aufstieg ganz schnell Ausstieg.
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