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Coronavirus

KommentarGewinnen wir den Wettlauf gegen die Zeit?

Es ist ein bisschen wie die Ruhe vor dem Sturm. Alle warten. Auf die Welle an intensivpflichtigen Patienten, die seit Wochen prognostiziert wird. Bettenkontingente wurden vorsorglich freigeräumt und Intensivkapazitäten verfügbar gemacht und erweitert. Personalplanungen und Dienstpläne angepasst.

Dr. Reinhard Wichels
WMC Healthcare GmbH
Dr. Reinhard Wichels ist Gründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens WMC Healthcare GmbH. Gemeinsam mit der Hospital Management Group (hmg) betreut WMC derzeit rund 100 Krankenhäuser, davon mehr als zehn auch mit Management-Verantwortung. Beide Unternehmen tauschen sich firmenübergreifend strukturiert und engmaschig aus und lassen Sie im Rahmen des kma Corona-Krisenstab daran teilhaben.

Nun harren wir der Dinge, die da kommen werden. Die allgemein anerkannten Rechenmodelle sagen einen ersten Peak in der kommenden Woche Mittwoch voraus.

Nehmen wir an, die Pandemie entwickelt sich wie in Italien. Worst Case. Exponentieller Verlauf. Dann wird die Versorgung nur noch dann funktionieren, wenn alle Beteiligten in der lokalen Versorgung einer Region eng kooperieren: Ambulante Praxen, die hoffentlich inzwischen aufgerüsteten Krankenhäuser, umgewandelte Rehaeinrichtungen und auch die außerklinische Intensivpflege müssen in dieser Situation an einem Strang ziehen. Klinisches Personal und auch Material muss an die kritischen Versorgungspunkte gebracht werden, unabhängig von Einzelinteressen  und über  die Grenzen von Versorgungsgebieten und Trägerschaft hinaus. Das erfordert eine stringente Steuerung in den Händen von wenigen Entscheidern, die den Überblick haben. Zeit ist der wesentliche erfolgskritische Faktor: Krisenstäbe müssen unter enger Einbindung der Krankenhausleitungen mit einem Horizont von wenigen Tagen steuern, denn alles andere verliert gegen eine Verdoppelungsrate der Infizierten von 1,4 Tagen und einer Beatmungshäufigkeit von 3 bis 5 Prozent.

Wenn die Kliniken diese Herausforderung bewältigen sollen, brauchen sie jetzt die absolute Rückendeckung der Politik. Der angekündigte Schutzschirm darf kein politisches PR-Instrument sein, sondern muss wirkliche Sicherheit bieten und die Vergütung sicherstellen.

Wir alle würden uns heute wohl eine Kristallkugel wünschen. Denn es ist die Unsicherheit, die momentan die größte Belastung ist. Im  Laufe der Woche werden wir wissen, wie sich die Pandemie  in einzelnen „Hotspots“ wie beispielsweise Hamburg, München oder Düsseldorf entwickeln wird. Wir werden wissen, ob die getroffenen Maßnahmen – der Regierung, der Krankenhäuser und die jedes einzelnen Bürgers- greifen und ob das COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetz mehr ist als heiße Luft. Denn sonst müssen erst die Corona-Patienten und anschließend auch die deutschen Krankenhäuser beatmet werden.

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Dr. Reinhard Wichels
Krisenmanagement

Dr. Reinhard Wichels ist Gründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens WMC Healthcare GmbH. Gemeinsam mit der Hospital Management Group (hmg) betreut WMC derzeit rund 100 Krankenhäuser, davon mehr als zehn auch mit Management-Verantwortung. Beide Unternehmen tauschen sich firmenübergreifend strukturiert und engmaschig aus und lassen Sie im Rahmen des kma Corona-Krisenstab daran teilhaben. Mehr unter www.wmc-healthcare.de und www.hmg-im.de.

Kerstin Endele
Krisenkommunikation

Kerstin Endele ist Expertin für Klinik- und Krisenkommunikation. Nebenbei betreibt sie mit der PR-Ambulanz einen der größten Blogs zur Klinikkommunikation in Deutschland. Sie unterstützt Krankenhäuser in akuten Krisen und trainiert Führungskräfte für den Ernstfall. Mehr unter www.endele-pr.de und www.pr-ambulanz.com.