
Bis zu 20.000 Bilder erzeugt ein moderner Computertomograf (CT) während einer Untersuchung. Ein einzelnes Schnittbild ist etwa 0,5 Megabyte groß, insgesamt produziert ein Perfusion-Scan rund 10 Gigabyte an Daten. Auch andere bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie (MRT) oder Positronen-Emmissions-Tomografie (PET) liefern inzwischen gigantisch anmutende Datenmengen. Hinzu kommen, neben Daten dreidimensionaler Volumenaufnahmen oder Operationsvideos, auch Personal, Abrechnungs- und Diagnosedaten – ganz zu schweigen von der elektronischen Patientenakte.
In einem typischen 400-Betten-Krankenhaus beträgt diese Datenmenge pro Jahr etwa drei bis fünf Terabyte. Das Radiologie-Archiv eines Uniklinikums kann folglich mehrere 100 Terabyte groß sein – Tendenz steigend. Um dieser Datenflut Herr zu werden, braucht es eine ausgeklügelte IT-Strategie. Das digitale System zum Verarbeiten, Verwalten und Archivieren der radiologischen Bilder und Daten ist das PACS (Picture Archiving and Communication System). Klassisch wird ein PACS in der radiologischen Abteilung in Kombination mit einem Radiologie-Informationssystem (RIS) eingesetzt. Das PACS erfasst die Daten bildgebender Medizingeräte. Die Bilder wandern dann in einen zentralen PACS-Server und werden von dort aus den Befundungs-, Betrachtungs- und Nachverarbeitungsplätzen zur Verfügung gestellt.
Allerdings verschwimmen im Krankenhaus heute die Grenzen zwischen einzelnen Fachbereichen. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass man Bilder und Videos heute nicht mehr nur in der Radiologie erzeugt. "Es gibt nicht nur Bildprozesse in der Radiologie, sie haben auch Bildprozesse im OP oder in der Funktionsdiagnostik, der Endoskopie oder der Ultraschalldiagnostik", sagt Christian Wolf, Sales Manager Medical Archive von Visus. Daher sind dort oft eigene digitale Archive entstanden. Die Kommunikation der bildgebenden Verfahren mit PACS, RIS und dem Krankenhausinformationssystem (KIS) funktioniert über den heute etablierten IHE Standard DICOM. Dennoch gibt es Geräte, die diesen Standard nicht erfüllen. Deshalb bieten PACS-Hersteller wie etwa Agfa, Carestream, Fujifilm oder Visus sogenannte Gateways oder Konvertierungstools an. Sie sind in der Lage, auch proprietäre Daten aus Spezialsystemen in jenes Standardformat umzuwandeln. Statt viele Einzelarchive vorzuhalten, können Anwender damit aber auch alle notwendigen Informationen, beispielsweise Videos, EKG-Daten oder Linksherzkatheteruntersuchungen, innerhalb eines einzigen zentralen PACS speichern. Darüber hinaus lassen sich dort auch Dokumente, etwa Befundbriefe und strukturierte Funktionsdaten, verwalten und archivieren. Durch diese Schnittstellen kann man heute sogar Patientendaten, Personalakten und Abrechnungsdaten in einem zentralen PACS speichern.
Abkehr vom Gesamtarchiv
"Es stellt sich die Frage, ob man ein administratives Archiv benutzt, um auch medizinische Dinge dort abbilden zu können, oder eben ein medizinisches Archiv, um auch administrative Dinge abzubilden. In den Gesundheitseinrichtungen gibt es nun ein Umdenken dahingehend, diese Prozesse getrennt voneinander zu betrachten, schließlich akzeptiert man ja auch, dass Patientenabrechnungen mit einem anderen System gemacht werden als etwa Personalabrechnungen", so Christian Wolf. Statt ein Universalarchiv zu schaffen, gehen viele PACS-Anbieter dazu über, ihr "Multimediaarchiv", "Super-PACS" oder "Clinical Collaboration Plattform" genanntes PACS so auszulegen, dass sie auf die vorhandenen Archive der einzelnen Fachabteilungen zurückgreifen. Die Spezialarchive der verschiedenen Disziplinen bleiben dabei erhalten, aber gleichzeitig stehen durch das Zusammenführen der Daten via Dicom-Schnittstelle im sogenannten "PACS 2.0" alle für eine Behandlung relevanten Daten innerhalb eines Systems zur Verfügung.
Andere Hersteller wie etwa Fujifilm stellen Nutzern dagegen alle Patientendaten einer Klinik in einer einheitlichen Plattform bereit, die unabhängig vom Archivsystem der Radiologie ist. Dieses sogenannte herstellerunabhängige Archiv (VNA) kann Daten verschiedener klinischer Systeme, die auch von unterschiedlichen Herstellern stammen, konsolidieren – und zwar ohne sie in ein Dicom-Format zu konvertieren. "Das PACS 2.0 macht aus der Not eine Tugend. Man speichert dort neben Bildern einfach die anderen Daten, die im Krankenhaus anfallen, auch noch mit weg. Das VNA ist dagegen eher eine Workflowkomponente", so Martin Hoeschen-Luemmen, Business Development Manager von Fujifilm Deutschland.
Lesen Sie den ganzen Artikel im kma guide conhIT, der am 12. April in Ausgabe 4/17 erscheint oder digital auf der Thieme Zeitschriftenplattform Thieme Connect.

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