
Die Charité bündelt ihre KI-Aktivitäten in einem neuen Institut. Das „Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin“ (IKIM) soll KI-Lösungen verlässlich in die klinische Versorgung bringen, deren Nutzen wissenschaftlich belegen und im Alltag verankern. Geleitet wird das Institut von Prof. Alexander Meyer, der zugleich die neu geschaffene Professur für KI in der Medizin übernimmt. Seit 2023 ist er Chief Medical Information Officer sowie Facharzt für Herzchirurgie mit der Zusatzbezeichnung Medizininformatik am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC).
Wegen fehlender Strukturen, Evidenz und fehlendem Vertrauen kommen KI-Projekte oft nicht an ihr Ziel.
„KI-Projekte kommen oft nicht an ihr Ziel – und das nicht wegen schlechter Algorithmen, sondern wegen fehlender Strukturen, fehlender Evidenz und fehlendem Vertrauen“, erläutert Meyer. „Das IKIM ist die Antwort darauf: Wir bringen Datenwissenschaftler direkt in die Kliniken, erforschen und entwickeln KI-Agenten für den Routinebetrieb und bauen eine systematische Evidenzbasis für medizinische KI nicht nur im Labor, sondern in der echten klinischen Umgebung auf.“
Zu den geplanten Anwendungen gehören Systeme zur Echtzeitvorhersage postoperativer Komplikationen auf Intensivstationen, KI-gestützte ärztliche Dokumentation sowie präventive Nutzung von Gesundheitsdaten – etwa während des Autofahrens. Ziel ist eine messbar bessere Versorgung mit produktionsreifen Systemen, die das Klinikpersonal entlasten und Patienten helfen.
Digitale Modellklinik als Erprobungsraum
Eine zentrale Rolle spielt die digitale Modellklinik, die derzeit am DHZC entsteht. Sie dient als Erprobungsraum für neue KI-Technologien und soll zeigen, wie digitale Prozesse und intelligente Systeme den Klinikbetrieb effizienter und sicherer machen können. Institutsleiter Meyer bringt langjährige Erfahrung in KI-Projekten mit und hat in den vergangenen Jahren wichtige Digitalisierungsprojekte an der Charité sowie am DHZC initiiert.
Das Transformationspotenzial der KI für die Medizin der Zukunft ist enorm.
Charité-Vorstandschef Prof. Heyo K. Kroemer betonte: „Das Transformationspotenzial der KI für die Medizin der Zukunft ist enorm. Prozesse werden neu gestaltet, Diagnosen beschleunigt und Therapien präziser. Mit dem IKIM setzen wir ein klares Zeichen für den verantwortungsvollen Transfer technologischer Innovationen in die patientennahe Versorgung.“
Das Institut arbeitet eng mit dem Berlin Institute for the Foundations of Learning and Data (BIFOLD) zusammen. Schwerpunkte des IKIM sind die Entwicklung agentenbasierter Lösungen zur Automatisierung wissensbasierter Abläufe, die Entwicklung und Prüfung großer KI-Modelle für Intensiv- und Präventivmedizin sowie die Erforschung erklärbarer KI. KI-Kompetenzen sollen zudem in Aus- und Weiterbildung verankert werden.
Unterstützt wird das IKIM und die neu geschaffene W3-Professur von der Stiftung Deutsches Herzzentrum und der Stiftung Charité. Neben Meyer verstärkt Prof. Grégoire Montavon das Team mit einer BIFOLD-Charité-Professur für Maschinelles Lernen in der Medizin. Seine Forschungsgruppe widmet sich der erklärbaren KI für Diagnostik und Forschung.









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