
Das Land Baden-Württemberg investiert kräftig in den Ausbau der digitalen Infrastruktur im Gesundheitswesen. Das Kabinett der grün-schwarzen Landesregierung bewilligte jetzt Fördermittel für den Aufbau der Gesundheitscloud Medi:cus (Medi:cus = Medizindaten-Infrastruktur: cloudbasiert, universell, sicher). „Medizinischer Fortschritt ist untrennbar mit der Nutzung von Daten verbunden“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Anschluss an die Kabinettssitzung.
Das Cloudprojekt ist Teil der dritten Förderrunde des von der Landesregierung angestoßenen „Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg“. In den ersten beiden Förderrunden wurden über 60 innovative Projekte mit rund 100 Millionen Euro zu Zukunftsthemen im Gesundheitsbereich gefördert und auf den Weg gebracht. Medi:cus gehört zu den Projekten im Bereich der medizinischen Infrastruktur, für die das Land insgesamt 24,2 Millionen Euro Fördergelder bereitstellt. Alle Projekte haben laut einer Pressemitteilung der Landesregierung das Ziel, „zu einer anschlussfähigen und innovativen Versorgungslandschaft beizutragen und die Verfügbarkeit sowie die Nutzung von Gesundheitsdaten zum Wohle der Patientinnen und Patienten zu verbessern.“
Es ist ein großer Datenschatz vorhanden, der bisher mangels Austauschmöglichkeiten nur unzureichend nutzbar ist. Diese wollen wir mit Medi:cus schaffen.
Im vergangenen Jahr gab es bereits ein interministerielles Vorprojekt zur Gesundheitscloud. Neben analytischen und quantitativen Untersuchungen lag ein besonderes Augenmerk darauf, mit den potenziellen Anwenderinnen und Anwendern auf Fach- und IT-Ebene Chancen und Risiken zu erörtern. Ferner sollte Machbarkeit geprüft und bestätigt werden. Mit der jetzt genehmigten Förderung kann Medi:cus an den Start gehen und sukzessive auf- und ausgebaut werden. „Im Gesundheitsbereich ist ein großer Datenschatz vorhanden, der bisher aber nur unzureichend nutzbar ist, weil es oft an geeigneten Austauschmöglichkeiten fehlt. Diese wollen wir mit dem Gesundheitsprojekt Medi:cus schaffen“, erläuterte Kretschmann.
Medi:cus soll die Zusammenarbeit im Gesundheitswesen vereinfachen und die datengestützte Gesundheitsversorgung der Zukunft weiter vorantreiben. Neben technischen Basisdiensten, wie zum Beispiel der Verwaltung der Benutzerdaten oder Maßnahmen zur Cybersicherheit, soll die Datencloud auch spezifische Fachdienste anbieten. Dazu zählen ein Datenaustausch-Messenger und die Möglichkeit der direkten Telekonsultation. Das gilt sowohl für den – auch krankenhausübergreifend – Austausch des medizinischen Personals untereinander sowie zwischen Personal und Patientinnen und Patienten, heißt es. So könnten nicht nur ärztliche Zweitmeinungen eingeholt, sondern auch Aufklärungsgespräche und Vor- oder Nachbesprechungen sicher und datenschutzkonform geführt werden. Es bestehe außerdem die Möglichkeit, Laborergebnisse, Bildmaterial oder medizinische Befundberichte auszutauschen.
Die Patienten können damit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegerinnen und Pflegern jederzeit Zugriff auf ihre Daten geben.
„Wenn wir mit Medi:cus zunächst die Datenspeicherung und im zweiten Schritt die Verarbeitung der Gesundheitsdaten der Bürgerinnen und Bürger Baden-Württembergs in eine sichere Cloud verlagern, dann verbessern wir die Zusammenarbeit aller Akteure“, so Prof. Dr. Frederik Wenz, Leitender Ärztlicher Direktor und Vor-standsvorsitzender des Universitätsklinikums Freiburg. Ärzte sowie Pflegepersonal könnten durch den Patienten jederzeit Zugriff auf dessen Daten erhalten. Und auch der Schutz vor z.B. Cyberangriffen werden so auf ein völlig neues Niveau gehoben.
Lob von der Krankenhausgesellschaft
Die Kabinettsentscheidung wird von den Krankenhäusern im Ländle mitgetragen. Sie „begrüßen den heutigen Beschluss des Landeskabinetts, die Förderung der Gesundheitscloud Medi:cus fortzusetzen, sehr“, erklärte Heiner Scheffold, Vorstandsvorsitzender der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG). Die Krankenhäuser würden das Projekt weiter aktiv begleiten und mit regionalen Initiativen im Rahmen des Kompetenzverbunds Qualitätsmedizin und Digitalisierung unterstützen, kündigte er an.








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