
Es ist ein wahres Mega-Projekt für die Digitalisierung der deutschen Krankenhauswelt. Mit „Mein Krankenhaus Bayern“ (MK.B) wollen sich mehr als 50 Krankenhausträger mit über 100 Standorten über ein interoperables Patientenportal vernetzen. Doch jetzt wird das vielbeachtete Vorhaben abrupt ausgebremst.
Am 28. April haben die Klinik IT Genossenschaft (KIG), die alles koordiniert, und die mit der Durchführung beauftragte Siemens Healthineers AG (SHS) ihre Zusammenarbeit beendet – „in gegenseitigem Einvernehmen“, betonen die bisherigen Partner. Grundlage sei ein „gemeinsam geschlossener Aufhebungsvertrag“. „Business Insider“ hatte zuerst berichtet.
Während der Umsetzung des Projekts seien „verschiedene Herausforderungen“ aufgetreten, „die einen erheblichen Einfluss auf die inhaltliche und zeitliche Realisierung des Projektes hatten und die eine planmäßige Durchführung zunehmend erschwert haben“, erklärt SHS-Sprecher Heiko Jahr auf Nachfrage von kma.
Es ließ sich keine tragfähige Perspektive für eine Umsetzung im bisherigen Rahmen finden.
Trotz intensiver Bemühungen beider Seiten habe sich „keine tragfähige Perspektive für eine Umsetzung im bisherigen Rahmen finden“ lassen, heißt es übereinstimmend von SHS und KIG. „Dieses ambitionierte Projekt kann somit in der von SHS ursprünglich geplanten Form und innerhalb der Fristen des KHZG nicht realisiert werden“, sagt Jahr. Bei der Vorstellung der Pläne im Oktober 2023 hatte es geheißen, das neue Angebot solle von Anfang 2025 an bei allen teilnehmenden Kliniken verfügbar sein.
Die jetzt verkündete Trennung von SHS ist ein herber Rückschlag für das groß angelegte Projekt, aber die KIG-Verantwortlichen halten daran fest: Es sei ein mutiger Schritt, sagt Projektmanager Dr. Benedict Gross, doch der Verbund von Auftraggebern sehe „in einer neuen Projekt- und Partnerstruktur die Möglichkeit, den ambitionierten Plan unter Berücksichtigung des Förderrahmens des KHZG noch zu erreichen“. Das Projekt werde neu strukturiert und unter veränderten Rahmenbedingungen fortgesetzt. Ziel bleibe, „die digitalen Potenziale für Krankenhäuser und Patienten nutzbar zu machen“, so Gross.
„Gute Fortschritte“ bei bundesweitem Projekt
Das gilt offenbar auch für ein zweites Großprojekt, das die KIG ebenfalls koordiniert und dessen Umsetzung – mit dem Schweizer Softwareunternehmen „the i-engineers“ als Partner – im Januar begonnen hat. Unter dem Namen „Mein-Krankenhaus.Digital“ (MK.D) wird dabei ein Patientenportal für rund 40 deutsche Krankenhäuser von 20 Trägern in der gesamten Republik entwickelt.
MK.D sei von dem Bayern-Problem mit SHS nicht tangiert, betont die KIG auf Anfrage von kma. Das Projekt sei unabhängig von MK.B – „es wird ja mit einem anderen Dienstleister und mit anderen Krankenhäusern umgesetzt, wenngleich die dahinterstehende Konzeption und das beauftragte Leistungsverzeichnis identisch sind“, sagt Gross. Die Umsetzung dieses Projekts durch „the i-engineers“ habe im Januar begonnen „und wir freuen uns, dass wir gute Fortschritte beobachten können“, so der Projektmanager.
Nach der kurzen Zeit existierten bereits ein funktionsfähiges Patientenportalsystem und eine Interoperabilitätsplattform, „an die derzeit die Krankenhäuser im Projekt angeschlossen werden“. Es sei geplant, dass das System ab Herbst dieses Jahres für Patienten im Echtbetrieb nutzbar sei.









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