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Rettung gescheitert160 Kündigungen läuten das Ende in Holzminden ein

Im Agaplesion Krankenhaus Holzminden ist endgültig Schluss. Nachdem 160 Mitarbeitende kündigten, ziehen auch Stadt und Landkreis ihre Finanzspritze zurück. Mit Ende des Insolvenzgeldes wird der Betrieb eingestellt.

Klinikum Holzminden
Agaplesion
Die Evangelische Krankenhaus Holzminden und das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Holzminden befinden sich seit dem 21. August 2023 jeweils in einem Insolvenzverfahren.

Der Versuch das Evangelische Krankenhaus Holzminden zu erhalten, ist gescheitert. Wie der Insolvenzverwalter Dr. Franz-Ludwig Danko am 22. November bekannt gab, nehmen sowohl die Stadt Holzminden als auch der Landkreis Abstand von der Mitte November zugesagten und dringend notwendigen Finanzspritze. Grund dafür sind die rund 160 Kündigungen seitens der Belegschaft. Durch das jetzt fehlende Schlüsselpersonal sei die Rettung der Klinik unmöglich, wie Danko erklärte.

Es war klar, dass wir für eine Rettung des insolventen Krankenhauses am Ende zwei Dinge brauchen: Zusätzliches Geld und das nötige Personal.

„Es war klar, dass wir für eine Rettung des insolventen Krankenhauses am Ende zwei Dinge brauchen: Zusätzliches Geld und das nötige Personal“, so der Insolvenzverwalter. „Nachdem sich abzeichnet, dass beides nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung steht, bin ich als Insolvenzverwalter leider gezwungen, den Krankenhausbetrieb herunterzufahren. Für die Beschäftigen und alle, die sich in den letzten Monaten für den Erhalt des Krankenhauses eingesetzt haben, ist das natürlich ein schwerer Schlag.“

Dass sich Mitarbeiter in der Insolvenz einen neuen Job suchen, ist völlig normal, und man kann das niemanden zum Vorwurf machen.

Gleichzeitig kann Danko die Belegschaft aber auch verstehen: „Dass sich Mitarbeiter in der Insolvenz einen neuen Job suchen, ist völlig normal, und man kann das niemanden zum Vorwurf machen.“ Der Kampf um das knappe Personal werde im Gesundheitswesen mit sehr harten Bandagen geführt, ergänzte der Insolvenzverwalter. Wenn andere Kliniken Ärzte und Pflegepersonal mit zum Teil hohen vierstelligen Antrittsprämien locken, könne ein insolventes Krankenhaus nicht mithalten.

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Bereits Ende November ist Schluss

Zu Ende November 2023 werde man den Betrieb einstellen – dann endet nämlich auch das Insolvenzgeld. Das Krankenhaus nimmt daher ab sofort keine neuen Patientinnen und Patienten mehr auf. Der überwiegende Teil der rund 70 Patientinnen und Patienten werde in den nächsten Tagen regulär entlassen. In den wenigen Fällen werde man eine Verlegung organisieren müssen. 

Die 420 Mitarbeitenden des Krankenhauses Holzminden sind bereits informiert. Allen, die nicht selbst gekündigt hatten, musste Danko nun die Kündigung aussprechen. Um trotzdem eine medizinische Grundversorgung in Holzminden zu erhalten, wollen Stadt und Landkreis aber an der Übernahme des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) festhalten. Auch hier läuft allerdings ein Insolvenzverfahren.

Hintergrund

Seit dem 21. August 2023 befanden sich sowohl das Krankenhaus Holzminden als auch das dazugehörige MVZ in einem Insolvenzverfahren. Bestellter Insolvenzverwalter des Agaplesion Hauses ist Dr. Franz-Ludwig Danko der Kanzlei „Danko Insolvenzverwaltung“. Nachdem die Investorensuche erfolglos lief, erarbeitete Danko einen umfassenden Restrukturierungsplan. Als einzig wirtschaftlich tragfähiges und von Seiten des Landes Niedersachsen genehmigungsfähiges Konzept wurde dabei der Umbau der Klinik zu einem Regionalen Gesundheitszentrum (RGZ) herausgearbeitet.

Dieser Beschluss sah allerdings erhebliche Einschnitte vor. So sollte die Zahl der Betten – im besten Fall – von 183 auf 31 stationäre plus zehn belegärztliche reduziert werden. Die Geburtsklinik sowie die Intensivstation wollte man komplett streichen. Da die Umsetzung der Restrukturierung deutlich länger gedauert hätte, als die Zahlung des Insolvenzgeldes zur Sicherung des Geschäftsbetriebs vorsah, sprangen Stadt und Landkreis ein. Mit zwölf Millionen Euro wollte man die Fortführung der Gesundheitsversorgung sichern. Nachdem die personelle Machbarkeit der angestrebten Restrukturierung nicht mehr gegeben ist, haben Stadt und Landkreis jetzt von einer finanziellen Unterstützung des Krankenhausbetriebs Abstand genommen.

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