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Nach MillionenverlustenPleißental-Klinik navigiert per Schutzschirm durch Insolvenz

Erneut trifft es eine Klinik in Sachsen. Die Pleißental-Klinik in Werdau im Landkreis Zwickau will sich per Schutzschirmverfahren aus der Misere retten. Erst 2024 hatte der Landkreis sie mit einem 4,6-Millionen-Euro-Kredit unterstützt.

Pleißental-Klinik in der Ansicht
Pleißental-Klinik
Die Pleißental-Klinik in Werdau in Sachsen.

Nach Verlusten in Millionenhöhe in den beiden vergangenen Jahren hat die Pleißental-Klinik am 18. Juni ein Schutzschirmverfahren eingeleitet. Wie der Regelversorger mitteilte, wurden noch am Mittag des gleichen Tages die rund 500 Mitarbeitenden informiert. Ziel sei es, die Krankenhausversorgung in der Region in und um Werdau im Landkreis Zwickau langfristig sicherzustellen. Die Arbeitsplätze in der Pleißental-Klinik GmbH sollen erhalten bleiben. Die Lohn- und Gehaltszahlungen übernimmt während des Schutzschirmverfahrens die Bundesagentur für Arbeit.

Erst im Oktober 2024 hatte der Landkreis Zwickau, der Träger der Pleißental-Klinik ist, die Klinik mit einem 4,6 Millionen Euro schweren Kredit unterstützt. Dieses Liquiditätsdarlehen in Form eines Gewährvertrages wurde längstens bis zum 31. Dezember 2027 gewährt. 

Keine Leistungseinschränkungen

Der Klinikbetrieb gehe während der Sanierungsphase ganz normal weiter, so das Krankenhaus. Alle medizinischen Versorgungsleistungen würden unverändert und in vollem Umfang erbracht. Für die Patienten habe das Schutzschirmverfahren keinerlei Auswirkungen.

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Wenn die Klinik jedoch weiterhin ihre Aufgaben in der Region wahrnehmen soll, ist eine Neuordnung ihrer Finanzen erforderlich. „Wir sind ein unverzichtbarer Teil der medizinischen Versorgung hier im Landkreis und wollen diese Aufgabe auch in Zukunft erfüllen“, sagt Klinikgeschäftsführer Uwe Hantzsch. Landrat Carsten Michaelis habe bereits die Unterstützung des Landkreises zugesagt.

Der Vorteil eines Schutzschirmverfahrens liegt darin, dass die Klinikleitung die notwendigen Sanierungsmaßnahmen in eigener Verantwortung umsetzen kann.

„Der Vorteil eines Schutzschirmverfahrens liegt darin, dass die Klinikleitung die notwendigen Sanierungsmaßnahmen in eigener Verantwortung umsetzen kann“, sagt Michaelis. Es ist geplant, den Sanierungsprozess bereits zum Jahreswechsel 2025/2026 abzuschließen. Während dieser Zeit ist die Klinik im Verfahren vor Eingriffen von außen geschützt.

Ein Schutzschirmverfahren ist eine spezielle Variante des Insolvenzverfahrens und muss von einem Gericht bewilligt werden. Voraussetzung ist, dass keine Zahlungsunfähigkeit vorliegt. Die Pleißental-Klinik ist eigenen Angaben zufolge nicht zahlungsunfähig. Das Amtsgericht Chemnitz hat dem Schutzschirmverfahren für die Klinik deshalb bereits zugestimmt. Bei dem Verfahren setzt das zuständige Amtsgericht einen sogenannten Sachwalter ein. Dieser überwacht ähnlich wie ein Aufsichtsrat das Verfahren im Interesse der Gläubiger. Als vorläufiger Sachwalter wurde der Sanierungsexperte Rüdiger Wienberg von der Kanzlei HWW Hermann Wienberg Wilhelm bestellt.

Einnahmen sinken – Ausgaben steigen

Wie viele andere Kliniken in Deutschland, leidet die Pleißental-Klinik unter sinkenden Einnahmen bei steigenden Kosten. Dazu Uwe Hantzsch: „Dieser Prozess ist zum einen gesundheitspolitisch verursacht, zum anderen durch externe Faktoren, wie etwa die weiterhin hohe Inflation, die deutlich gestiegenen Energiekosten und nicht zuletzt die steigenden Personalkosten.“ Die dadurch entstandenen zusätzlichen Belastungen wurden trotz bestehender Zusagen der Politik immer noch nicht ausgeglichen.

Ein weiterer Faktor ist, dass die Pleißental-Klinik eine große Zahl von früher stationär erbrachten Leistungen nur noch ambulant erbringen darf. „Die dafür von den Krankenkassen gezahlten Erlöse liegen deutlich unter den Vergütungen, die früher für stationäre Leistungen gezahlt wurden“, sagt der Klinikchef. „Der Aufwand der Klinik für diese Leistungen ist aber im Wesentlichen gleichgeblieben.“ Im Ergebnis hätten die Pleißental-Klinik erhebliche Einnahmeverluste erlitten, ohne dass die Kosten nennenswert gesunken sind.

Als weitere Gründe nennt die Klinik, dass sie in nicht geringem Umfang auf Honorar-Ärzte zurückgreifen muss, um die erforderliche medizinische Versorgung sicher zu stellen. Dadurch – und durch die regelmäßigen Tarifsteigerungen – hätten sich die Personalkosten laufend erhöht. Diese Mehrkosten werden aber nicht durch die gezahlten Fallpauschalen ausgeglichen. Grundsätzlich ist die Belegung der Klinik stabil, habe aber noch nicht das Niveau aus der Zeit vor der Corona-Pandemie erreicht.

Die aktuellen Bauvorhaben werden mit Beginn des Schutzschirmantrags weitgehend ruhen. Dafür fehlen zurzeit die Mittel. Ziel ist es, im Zuge des Sanierungsprozesses die nötigen Finanzen zur Fortsetzung und zum Abschluss der Bauarbeiten zu erhalten.

Über die Pleißental-Klinik 

Die Pleißental-Klinik in Werdau ist ein Regelversorger in der eher ländlich geprägten Region Westsachsen und akademisches Lehrkrankenhaus der Universitätsklinik Jena. Die Klinik beschäftigt knapp 500 Mitarbeiter, davon rund 85 Ärzte. Das Haus hat 240 Betten in sechs Fachabteilungen, darunter eine Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin, Geburtshilfe und eine Palliativeinheit.

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