
Der hoch defizitäre Klinikverbund RKH Gesundheit vergrößert seine Geschäftsführung. In der Dachgesellschaft werden für die Bereiche Ambulante Medizin sowie Service- und Dienstleistungen jeweils eigene Geschäftsführungen eingesetzt, teilt das kommunale baden-württembergische Unternehmen mit, zu dem Klinikgesellschaften in den Landkreisen Ludwigsburg, Enzkreis und Karlsruhe gehören.
Handeln und Verantwortung sind damit deckungsgleich.
Gleichzeitig steht ein Rollenwechsel in der Führung dieser Gesellschaften an. Die bisherigen Regionaldirektoren sollen zu Klinikgeschäftsführern werden, heißt es weiter. Diese werden demnach in der Holding angestellt und in die jeweilige Klinikgesellschaft entsendet. „Auf diese Weise können Entscheidungen direkt vor Ort getroffen werden“, sagt der medizinische Geschäftsführer Dr. Marc Nickel: „Handeln und Verantwortung sind damit deckungsgleich.“
Abgesehen von der RKH Orthopädische Klinik Markgröningen, die mit Olaf Sporys bereits einen Geschäftsführer hat, werde für die Klinikgesellschaften RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim (Regionaldirektorin: Anne Matros), RKH Enzkreis-Kliniken (Regionaldirektor: Fabian Bunzel) und RKH Kliniken des Landkreises Karlsruhe (Regionaldirektor: Roland Walther) nun jeweils ein Bewerbungsprozess aufgesetzt. „Die Gesellschafter und wir begrüßen es, wenn sich unsere derzeitigen Regionaldirektoren auf die Position der Geschäftsführung bewerben“, sagt Nickel.
Kontrolleure fordern standortübergreifende Strategie
Die neue Führungsstruktur gehört zu einem Maßnahmenpaket, mit dem der Aufsichtsrat der Holding das Unternehmen wieder auf Kurs bringen will. Die vom Land Baden-Württemberg gewährten Soforthilfen in Höhe von 8,5 Millionen Euro schon eingerechnet, erwartet die RKH Gesundheit für das Jahr 2024 nach eigenen Angaben einen Verlust von rund 60 Millionen Euro. Zur kurzfristigen wirtschaftlichen Stabilisierung verlangen die Kontrolleure zunächst „ein strategisches Konsolidierungsprogramm“, das die Geschäftsführung nun erstellen soll.
Gewünscht seien „konkrete Maßnahmen und Schritte zur Ergebnisverbesserung in den jeweiligen Klinikgesellschaften“, heißt es in der Mitteilung aus Ludwigsburg. Langfristig fordert das Aufsichtsgremium „eine umfassende standortübergreifende Unternehmens- und Medizinstrategie“. Diese lege Ziele in den Bereichen Medizin, Finanzen, Personal und Infrastruktur sowie den Fahrplan für die nächsten fünf Jahre fest, heißt es in der Mitteilung weiter.
Die Krankenhäuser können sich auf die Unterstützung ihrer Gesellschafter verlassen.
„Damit wird der Grundstein gelegt, um die wirtschaftliche Situation zu stabilisieren und die Wettbewerbsfähigkeit der RKH Gesundheit langfristig zu sichern“, erklärt Landrat Dietmar Allgaier, Vorsitzender des Aufsichtsrats der RKH Regionale Kliniken Holding und Services GmbH. Die Krankenhäuser und MVZ könnten sich dabei „auf die Unterstützung ihrer Gesellschafter verlassen“.
Jahresabschluss 2023
Die RKH hat die Jahresabschlüsse 2023 der Holding und Services GmbH sowie der Tochtergesellschaften mit Sitz im Landkreis Ludwigsburg veröffentlicht. Demnach beendete die Holding das Jahr mit einem Überschuss von rund 86 000 Euro (Vorjahr: rund 60 000 Euro). Die Bilanzsumme beläuft sich den Angaben zufolge auf knapp zwölf Millionen Euro (Vorjahr: rund 15,5 Millionen Euro).
Die RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim (KLB), zu denen das Klinikum Ludwigsburg, das Krankenhaus Bietigheim-Vaihingen und das Krankenhaus Marbach gehören, weisen für 2023 allerdings einen Fehlbetrag von rund 24,4 Millionen Euro aus. Die Umsatzerlöse der KLB waren von rund 415 Millionen Euro im Jahr 2022 auf gut 420 Millionen Euro gestiegen.
„Wir planen jetzt, im Einklang mit der aktuellen Krankenhausreform die Leistungsstruktur der einzelnen Standorte zu überprüfen und anzupassen. Ebenso werden wir verstärkt auf ambulante Leistungen setzen“, sagt Marc Nickel. Das solle die Qualität der Patientenversorgung weiter steigern „und stärker in unseren Einzugsgebieten auf uns aufmerksam machen“, so Nickel.
„Alle Maßnahmen zielen darauf ab, den Klinikverbund zukunftssicher und effizient zu gestalten“, ergänzt der kaufmännische Geschäftsführer Axel Hechenberger. Es gehe darum, die wirtschaftliche Stabilität wieder herzustellen: „Und das heißt, wir müssen noch attraktiver für Patienten und Fachkräfte werden.“







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