
Gerade einmal drei Tage ist es her, dass das St.-Marien-Hospital im niedersächsischen Friesoythe für seinen Anbau einen Förderbescheid des Landkreises über acht Millionen Euro erhalten hat. Nun wird die Insolvenz des 115-Betten-Hauses bekannt. Das Amtsgericht Cloppenburg habe einem Schutzschirmverfahren zugestimmt, teilt das Krankenhaus mit. Die Mitarbeiter seien am 24. Januar informiert worden. Erst im November 2024 war das nur etwa 30 Kilometer entfernte St. Josefs-Hospital Cloppenburg in ein Schutzschirmverfahren gegangen.
Gründe für den Schritt In Friesoythe seien Liquiditätsschwächen, heißt es. Zwar habe das St.-Marien-Hospital in den vergangenen Jahren auf Grundlage von Sanierungsgutachten mit Restrukturierungsmaßnahmen begonnen, doch bis sie das Haus wirtschaftlich entlasteten, „dauert es seine Zeit“, sagt Geschäftsführer Bernd Wessels. Zwar komme der Grund- und Regelversorger bei seiner Neuaufstellung gut voran, doch sei der Strukturwandel in der deutschen Krankenhauslandschaft eine Herausforderung. „Mithilfe des Schutzschirmverfahrens werden wir die Übergangszeit bis zum Greifen der Bundeskrankenhausreform gut überbrücken können“, erklärt Wessels.
Ein Vorteil sei, dass das St.-Marien-Hospital bereits mit der Anpassung und Modernisierung des Angebots begonnen habe, ergänzt die zweite Geschäftsführerin Yvonne Westerheide. In den kommenden Wochen werde nun mit Restrukturierungsexperten ein Fahrplan entwickelt, „der die Weiterführung der Versorgungsleistungen im Rahmen des aktuellen Finanzierungssystems sichert“. Als vorläufiger Sachwalter wurde Michael Waculik bestellt.
Das St.-Marien-Hospital hat eine denkbar gute Ausgangslage.
Das Hospital habe „eine denkbar gute Ausgangslage“, erklärt Dr. Alexander Fridgen von der Kanzlei Baker Tilly, der als Generalhandlungsbevollmächtigter fungiert. Es habe bereits inhaltliche Sanierungsprogramme umgesetzt und Unterstützung durch den Landkreis in Aussicht gestellt bekommen, so Fridgen. Ziel sei es, die Sanierung unter weiterer Beteiligung der bestehenden Gesellschafterin, der Stiftung St.-Marien-Stift, durchzuführen. Leistungsspektrum und Personalstruktur sollen demnach vollumfassend beibehalten werden.
Landrat sichert Unterstützung zu
„Der strategische Schritt des St.-Marien-Hospitals in das Schutzschirmverfahren ist für die Mitarbeiter und die Menschen in der Region eine gute Nachricht“, sagt Johann Wimberg. Der Landrat des Landkreises Cloppenburg hatte vor wenigen Tagen den besagten Förderbescheid übergeben. „Die proaktive Herangehensweise an Herausforderungen zeigt, welche Anstrengungen das Haus unternimmt, um seinen Versorgungsauftrag bestmöglich und nachhaltig zu erfüllen“, so Wimberg. Der Landkreis unterstütze das St.-Marien-Hospital „in gewohnter Weise weiter“. Auch Friesoythes Bürgermeister Sven Stratmann erklärte, die Stadt stehe „weiter eng an der Seite des St.-Marien-Hospitals“.
Zu den laufenden Sanierungsmaßnahmen gehören umfangreiche bauliche Modernisierungen, wie beispielsweise die Erweiterung des Bettenhauses und die Neugestaltung des OP-Traktes. Die Bauprojekte werden während des Schutzschirmverfahrens fortgesetzt, heißt es in der Mitteilung weiter.
St.-Marien-Hospital
Das St.-Marien-Hospital ist ein Grund- und Regelversorger mit Schwerpunkten in den Bereichen Adipositas-, Alters- und Suchtmedizin. Es hat 115 Planbetten und rund 400 Beschäftigte.
Töchter und Trägerstiftung nicht betroffen
Für die Tochtergesellschaften der St.-Marien-Hospital gemeinnützige GmbH, konkret die Medizinisches Versorgungszentrum am St.-Marien-Hospital Friesoythe gemeinnützige GmbH und die St.-Marien Servicegesellschaft mbH, sei zum derzeitigen Planungsstand keine Sanierung im Wege des Schutzschirmverfahrens vorgesehen, wird in Friesoythe betont. Auch der Träger, die Stiftung St.-Marien-Stift, sowie die stationären und ambulanten Altenpflegedienste der St.-Elisabeth-Haus gGmbH und die Sozialstation St.-Marien gemeinnützige GmbH seien von dem Verfahren nicht betroffen.







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