
Die Zahlen der St. Elisabeth Gruppe für das Geschäftsjahr 2023 entwickelten sich sehr gut. Die Corona-Pandemie konnte abgehakt werden und die Patientenzahlen bzw. der Casemix in den somatischen Kliniken stiegen um 5,9 bzw. 6 Prozent an. Während die Branche noch an den Vor-Corona-Zahlen knabbert, konnte die St. Elisabeth Gruppe ihre Patientenzahlen im Vergleich zu 2019 um 5 Prozent übertreffen.
In Verbindung mit Preissteigerungen und einem Anstieg der Erlöse der übrigen Aktivitäten konnte der Umsatz um 12,7 Prozent gegenüber 2022 auf 692,1 Millionen Euro gesteigert werden. Da dieses Plus ausreichte, die gestiegenen Aufwendungen zu decken, erhöhte sich der Ertrag auf allen Ebenen der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und auch auf Basis Cashflow deutlich: Das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) stieg um 86 Prozent auf 55,3 Millionen Euro, das EBIT aufgrund einer (im Geschäftsbericht 2023 nicht erläuterten) Verdoppelung der Abschreibungen um 5,2 Prozent auf 9 Millionen Euro, das EBT um 18 Prozent auf 8,9 Millionen Euro und der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit um 228,2 Prozent auf 67 Millionen Euro.
Sehr solide Bilanz
Aufgrund der guten Ertragslage und des hohen Cashflows verbesserten sich die Bilanzqualität und Liquiditätslage im Geschäftsjahr 2023. Aufgrund einer anhaltend hohen Investitionstätigkeit von 10 Prozent (2022 waren es 12 Prozent) der Umsätze stieg das Gesamtvermögen von 551 auf 593 Millionen Euro an.
Die Liquidität erhöhte sich von 76 auf 111 Millionen Euro, was 19 Prozent (2022: 14 Prozent) des Vermögens entspricht. Angesichts einer hohen, gegenüber 2022 jedoch leicht von 44 auf 43 Prozent reduzierten Eigenkapitalquote und geringer Bankschulden von lediglich 6 Prozent (2022 waren es 5 Prozent) der Bilanzsumme kann das Unternehmen gelassen in die Zukunft blicken.
Fragwürdige Prognose
Als entscheidenden Faktor für das Ergebnis des aktuellen Geschäftsjahres 2024 sieht das Unternehmen die stationären Leistungen. Unter der Annahme von Tarifsteigerungen, steigenden Sachkosten und Einnahmeverlusten durch zukünftig nur noch ambulant zu erbringende Leistungen erwartet das Unternehmen für 2024 ein negatives Jahresergebnis, das im Worst-Case-Szenario auf bis zu minus 20 Millionen Euro fallen kann. Da allerdings davon auszugehen ist, dass diese Zahl das gesamte ambulante „Risiko“ beinhaltet, das das Unternehmen in seinen somatischen Häusern mengen- bzw. wertmäßig auf ca. 20 bzw. 30 Prozent der heutigen Zahlen taxiert, ist diese Prognose fragwürdig.
St. Elisabeth Gruppe
Die St. Elisabeth Gruppe GmbH – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr ist ein katholischer Betreiber von fünf Krankenhäusern und weiteren Einrichtungen in den Bereichen MVZ, Reha, Pflege, Bildung und Hospiz. Die Standorte in Herne und Witten betreiben laut Unternehmen mehr als 1500 Planbetten. Unter dem Dach der Gruppe befinden sich das St. Anna Hospital Herne, das Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, das Marien Hospital Witten, das Rheumazentrum Ruhrgebiet und das St. Marien Hospital Eickel.
Eigentümer sind die Pfarrei St. Christophorus Wanne-Eickel, die Katholische Kirchengemeinde St. Marien, Witten, die St. Elisabeth Stiftung Herne und die Cura gemeinnützige Beteiligungsgesellschaft mbH. Nach eigenen Angaben will die St. Elisabeth Gruppe die Ergebnisqualität der Kliniken unter anderem durch eine regelmäßige interne und externe Bewertung steigern, um dadurch die Mitarbeiter zu binden und die Ertragskraft zu steigern. Die Erwirtschaftung von Erträgen sei dem Unternehmen zufolge kein Selbstzweck, sondern soll die Zukunftsfähigkeit des Konzerns garantieren, langfristig die Arbeitsplätze sichern und Investitionskraft für eine bessere Ergebnisqualität hoch halten.
Klinikum Hanau: Die Stadt hilft, wenn nötig
Weiterhin nicht gut entwickelte sich 2023 das Geschäft der Klinikum Hanau GmbH. Das Klinikum ist ein Maximalversorger mit 787 Betten und akademisches Lehrkrankenhaus der Goethe-Universität Frankfurt.
Das Unternehmen veröffentlicht nur einen GmbH-Abschluss, der in den Konzernabschluss der Beteiligungsholding Hanau GmbH, Hanau, einbezogen ist. In der Beteiligungsholding sind die städtischen Gesellschaften der Stadt Hanau, wie die Stadtwerke, Bäder oder die Straßenbahn zusammengefasst.
Das Klinikum Hanau konnte 2023 zwar den Umsatz um 3 Prozent auf 199,3 Millionen Euro erhöhen, da sowohl der Casemix als auch der Landesbasisfallwert um 4,3 bzw. 4,5 Prozent stiegen. Aufgrund überdurchschnittlich erhöhter Kosten mussten allerdings auf allen Ebenen der GuV deutliche Rückschläge hingenommen werden. So reduzierte sich das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) von plus 3,5 auf minus 5 Millionen Euro, das EBIT von plus 0,7 auf minus 6,5 Millionen Euro und das EBT von plus 0,2 auf minus 7,1 Millionen Euro.
Während im Vorjahr das tatsächliche Minus von 2,6 Millionen Euro von der Stadt übernommen wurde, ging das Minus 2023 voll zu Lasten des Eigenkapitals: Dieses reduzierte sich von 35,9 auf 28,5 Millionen Euro, bzw. von 19 auf 16 Prozent des Gesamtvermögens von 186 Millionen Euro. 2022 waren es 191 Millionen Euro.
Aus heutiger Sicht spricht nicht viel dafür, dass sich das Ergebnis 2024 verbessern wird: Zum einen konnten 2023 nicht geplante finanzielle Zuschüsse von insgesamt 5,8 Millionen Euro vereinnahmt werden. Zudem fielen die Tarifabschlüsse moderater aus als geplant. Zum anderen hat der Kostendruck 2024 weiter zugenommen. Aufgrund der Einbindung in die kommunale Holding der Stadt Hanau wird dies allerdings kein Problem darstellen. Es ist jedoch zu befürchten, dass die in Anspruch genommenen Kreditlinien von 14,9 Millionen Euro Ende 2023 weiter steigen werden. Dem standen Bankguthaben von nur 8,9 Millionen Euro gegenüber.
Klinikum Saarbrücken: Weiterhin am Tropf der Stadt
Nach wie vor hängt die Klinikum Saarbrücken gGmbH am Tropf der Stadt Saarbrücken, die Alleineigentümerin ist. Das Klinikum der Schwerpunktversorgung ist akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Saarbrücken. Der Umsatz 2023 stieg zwar deutlich um 12,2 Prozent auf 186,9 Millionen Euro. Das war zurückzuführen auf einen Anstieg des Casemix um 2,9 Prozent auf 24939 und vor allem einen Anstieg des Landesbasisfallwertes, der sich um 4,4 Prozent auf 4031 Euro erhöhte. Dieses Plus reichte jedoch nicht aus, um die gestiegenen Aufwendungen auszugleichen. So erhöhte sich der Verlust auf der Basis EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) um 78,3 Prozent auf 6,3 Millionen Euro, das EBIT-Minus stieg um 39,3 Prozent auf 9,1 Millionen Euro und vor Steuern stieg der Verlust um 35,1 Prozent auf 12,5 Millionen Euro.
Zur Deckung dieses Verlustes und Aufrechterhaltung der Liquidität erhielt das Klinikum einen Betrag von 10 Millionen Euro (im Vorjahr waren es 6 Millionen Euro) von seiner Gesellschafterin, der erfolgsneutral in die Kapitalrücklagen eingestellt wurde. Dieser Mittelzufluss führte trotz der anhaltend niedrigen Investitionen von lediglich 2,3 Prozent vom Umsatz – das Anlagevermögen sank weiter von 47 Millionen Euro 2022 auf 44 Millionen Euro Ende 2023 – zu einem Anstieg des Gesamtvermögens auf 101 Millionen Euro (Ende 2022 waren es 94 Millionen Euro) .
Da der Zuschuss allerdings niedriger als der ausgewiesene Verlust war, stieg das negative Eigenkapital von 37 Millionen Euro Ende 2022 auf 40 Millionen Euro, und die Verbindlichkeiten gegenüber der Gesellschafterin von 65 auf 77 Millionen Euro. Zu beachten ist, dass das negative Eigenkapital und die Verbindlichkeiten gegenüber der Gesellschafterin in erster Linie auf der Kündigung der Mitgliedschaft im Abrechnungsverband der Ruhegehalts- und Zusatzversorgungskasse des Saarlandes im Jahr 2005 beruht und dem Umstieg auf ein kapitalgedecktes Versorgungssystem. Die nach dem Umstieg fällige Ausgleichszahlung in Höhe von rund 79 Millionen Euro führte zu einem außerordentlichen Aufwand 2005 in gleicher Höhe und wurde durch ein Darlehen der Landeshauptstadt Saarbrücken finanziert.
Für 2024 sieht der Wirtschaftsplan eine weitere deutliche Erhöhung des Defizits auf rund 20 Millionen Euro vor. Auf die Finanzierung des laufenden Betriebs hat dies allerdings keinen Einfluss, da die Landeshauptstadt die weitere Unterstützung des Klinikums bereits zugesichert hat.
Doch in Saarbrücken kündigt sich seit November 2024 eine Zeitenwende an: Das städtische Klinikum und das Caritas Klinikum wollen Leistungsgruppen untereinander aufteilen. In einer Absichtserklärung (Letter of Intent) haben sich die Krankenhausträger geeinigt, wer was bekommt. Dafür sagt das Land Förderungen in Millionenhöhe zu.
Städtisches Klinikum Braunschweig: 53 Millionen Euro Verluste 2024 prognostiziert
Wie viele andere Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft kann sich auch die Städtische Klinikum Braunschweig gGmbH nur durch kräftige finanzielle Zuschüsse der Stadt Braunschweig als Alleingesellschafterin über Wasser halten. Dies verdeutlichte der Konzernabschluss 2023: Bei einem Umsatzanstieg um 0,9 Prozent auf 395 Millionen Euro konnten das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) und das EBIT um 24,4 und 60,1 Prozent auf 13,4 und 6,5 Millionen Euro gesteigert werden. Lediglich das EBT sackte in Folge deutlich gestiegener Zinsaufwendungen um 71,7 Prozent auf 0,6 Millionen Euro ab.
Dieses Ergebnis kam nur durch einen Zuschuss der Gesellschafterin zur Verlustkompensation in Höhe von 49,9 Millionen Euro (im Vorjahr waren es 14,9 Millionen Euro) zustande. Ohne den Zuschuss wäre das Ergebnis wie im Vorjahr deutlich rot gewesen. Und ohne die Gesellschafterin könnte auch das Investitionsprogramm zur Realisierung des Zwei-Standorte-Konzeptes bis 2027 nicht gestemmt werden.
Bis einschließlich 2023 wurden hierfür bisher 431 Millionen Euro investiert, was zusammen mit der nicht vorhandenen internen Finanzkraft dazu führte, dass die Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern bzw. dem Krankenhausträger von 165 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 339 Millionen Euro Ende 2023 anstiegen. Dies entspricht einem Anteil von 44 Prozent (2021: 30 Prozent) des von 560 Millionen Euro Ende 2022 auf 780 Millionen Euro angestiegenen Gesamtvermögens.
Dass das Klinikum Braunschweig auch 2024 angesichts eines geplanten EAT von minus 53 Millionen Euro in Verbindung mit den anstehenden hohen Investitionen wiederum auf hohe Zuschüsse der Stadt angewiesen ist, ist offensichtlich. Genauso offensichtlich ist auch, dass die finanziellen Probleme nach der Fertigstellung des Investitionsprojektes angesichts dann deutlich steigender Zins- und Abschreibungsaufwendungen nicht kleiner werden.
Was EAT, EBT & Co. bedeuten
EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.
EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.
EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.
EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.
EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.
Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.
Casemix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Casemix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.
Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.
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