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Kassensturz im OktoberFreiberger Holding wächst dank Immobilienboom kräftig

Während viele Krankenhäuser kaum Geld verdienen, schöpfen viele Reha-Betreiber aus dem Vollem. Dazu gehört auch die Freiberger Holding, die zuletzt sehr profitabel wuchs und bei der das Immobiliengeschäft eine zunehmende Rolle spielt.

kma Kassensturz
Thieme Gruppe
Jeden Monat analysiert der Börsenexperte Hartmut Schmidt die finanzielle Lage deutscher Krankenhäuser anhand von Jahresabschlüssen aus Geschäftsberichten und dem elektronischen Bundesanzeiger.

Die Freiberger Holding, die ihr medizinisches Leistungsspektrum unter dem Markennamen Medical Park erbringt, ist in den zwei Geschäftsfeldern Reha und Vermietung von Liegenschaften tätig. Da letzteres Geschäft über At-Equity-konsolidierte Gesellschaften dargestellt wird, schlägt es sich in der GuV in der Position „Ergebnis aus assoziierten Unternehmen“ im Finanzergebnis nieder, und in der Bilanz in der Position „Anteile an assoziierten Unternehmen“ im Finanzanlagevermögen.

Die Zahlen 2022 zeigen, dass das Immobiliengeschäft den Konzern stützte. Denn während im Bereich Reha der Umsatz zwar um 7,9 Prozent auf 260 Millionen Euro anstieg, brachen EBITDA und EBIT deutlich um 62,5 und 96,9 Prozent auf 8,6 und 0,5 Millionen Euro ein. Grund hierfür waren die überdurchschnittlich zum Umsatz gestiegenen operativen Aufwendungen. Dies resultierte daraus, dass mit 80,9 Prozent die geplante Auslastung in den Kliniken von 91,9 Prozent und damit auch das Umsatzziel von 280 Millionen Euro deutlich verfehlt wurde.

Aufgrund des von 11,9 auf 22,9 Millionen Euro angestiegenen Ergebnisses aus assoziierten Unternehmen reduzierten sich EBT und EAT „nur“ um 16,1 bzw. 9,9 Prozent auf 23,3 bzw. 22,3 Millionen Euro. Dieser signifikante Anstieg resultierte daraus, dass zu den 2021 unterjährig erfassten Immobilienunternehmen im Jahr 2022 ein weiteres hinzukam. Mit der Geschäftsentwicklung zeigte sich das Unternehmen zwar zufrieden. Es sah aber auch den Bedarf von strukturellen und operativen Veränderungen im Kerngeschäft.

Hohe Gewinne auch 2023 prognostiziert

Ein wesentlicher Pluspunkt des Konzerns ist die sehr solide Bilanz. Aufgrund der erstmaligen Erfassung eines Immobilienunternehmens stieg das Vermögen zwar von 365 auf 423 Millionen Euro an. Schwerpunkt bei den Aktiva bildete dabei auch aufgrund der Tatsache, dass die Immobilien im Bereich Reha angemietet sind, mit 71 Prozent (2021 waren es 55 Prozent) der Bereich Finanzanlagen. Allerdings waren 87 Prozent eigenfinanziert (2021: 88 Prozent) und die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten betrugen geringe drei Prozent (2021 hatte das Unternehmen keine Verbindlichkeiten). Das heißt, das Unternehmen kann sich ausschließlich auf das operative Geschäft konzentrieren, mit den Immobilienaktivitäten als stabilisierendes Element.

2023 ist daher mit einem deutlichen Ertragssprung zu rechnen, da zum einen im Klinikbereich neben einer deutlichen Umsatzsteigerung um 20 Prozent auf 312 Millionen Euro ein EBT-Anstieg von knapp 1 Million auf 15 Millionen Euro erwartet wird; in den ersten acht Monaten 2023 lag der Umsatz im Plan und das EBT übertraf mit 18 Millionen bereits den Ganzjahresplan. Zum anderen deuten Zwischenergebnisse an, dass der Immobilienbereich auch im Geschäftsjahr 2023 zu einem positiven Ergebnis beigesteuert haben wird.

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Freiberger Holding SE & Co. KG

Die Freiberger Holding SE & Co. KG ist ein im bayerischen Amerang ansässiger Betreiber von 13 unter dem Namen Medical Park betriebenen Fachkliniken mit rund 2700 Betten und fünf ambulanten Reha- und Therapiezentren. Das Unternehmen befindet sich im Besitz der Familie Freiberger. Als strategische Wachstumsfelder sieht das Unternehmen die profitablen Bereiche unter anderem in der Orthopädie, Neurologie und Psychosomatik und Geriatrie.

Seit 2021 ist das Unternehmen durch Einbringungen von im Immobiliengeschäft tätigen Gesellschaften zunehmend im Bereich Vermietung von Liegenschaften tätig. Da diese Gesellschaften nur At-Equity konsolidiert werden, schlagen sich die hieraus generierten Erträge „nur“ im Finanzergebnis als „Ergebnis aus assoziierten Unternehmen“ nieder. Die Equity Methode bzw. die At Equity Konsolidierung ist eine Buchungsmethode. Sie wird auf sog. assoziierte Unternehmen angewandt, auf die maßgeblicher Einfluss auf die Finanz- und Geschäftspolitik ausgeübt wird.

Die Dr. Dr. med. Nebel Beteiligungs GmbH & Co. KG mit Sitz in Vlotho, Nordrhein-Westfalen, ist ein familiengeführtes Unternehmen, das drei Reha-Kliniken (Umsatzanteil 90 Prozent und eine stationäre Pflegeeinrichtung (sieben Prozent) unter seinem Dach vereint. Drei Prozent der Erlöse werden durch eine Restaurantgesellschaft mit vier Betriebsstätten erzielt. Strategie des Unternehmens ist es, die medizinische Kompetenz zur Standort- und Auslastungssicherung zu erweitern, die Erlöse aus Fallpauschalen bzw. Tagessätzen zu erhöhen und den notwendigen Standard der Immobilien durch Investitionen zu sichern.

Nachdem das Unternehmen wie die gesamte Branche 2021 erheblich unter der Corona-Pandemie litt, zeigte das Geschäft 2022 deutliche Verbesserungen: Der Umsatz stieg zwar nur um 0,4 Prozent auf 41,5 Millionen Euro, da dem Auslastungsplus verringerte Corona-Ausgleichzahlungen gegenüberstanden. Zudem wurde die Vogtland-Residenz im Bereich Pflege Mitte 2021 geschlossen. Da das Unternehmen mit 2,4 Millionen Euro gegenüber fünf Millionen Euro 2021 deutlich geringere Rückstellungen für drohende Rückzahlungsverpflichtungen von erhaltenen Corona-Ausgleichszahlungen bildete, stieg der Ertrag auf allen Ebenen spürbar: Das EBITDA stieg um 26,9 Prozent auf 7,2 Millionen Euro, das EBIT um 44,1 Prozent auf 5,5 Millionen Euro und das EBT um 47,6 Prozent auf 5,3 Millionen Euro.

Die Rentabilität stieg damit auf sehr hohem Niveau weiter an: Auf Basis EBIT blieben 13,2 Prozent vom Umsatz für die Fremd- und Eigenkapitalgeber übrig, und auf Basis EBT 12,7 Prozent für den Eigentümer. Obwohl sich der Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit um 17,6 Prozent auf 7,4 Millionen Euro verringerte, hat sich in Verbindung mit den Erträgen die Bilanzqualität weiter verbessert: Das um fünf auf 117 Millionen Euro erhöhte Vermögen bestand Ende 2022 zu 79 Prozent aus Liquidität (2021 waren es 78 Prozent) und war zu 88 Prozent eigenfinanziert.

Da das Management für das Geschäftsjahr mit einem deutlich von 4,5 auf 6,9 Millionen Euro ansteigenden EAT rechnet – angesichts der hohen Einmalbelastung 2022 ist das nachvollziehbar – wird sich die Bilanzqualität wird sich die Bilanzqualität 2023 voraussichtlich weiter verbessert haben.

Mit sechs neurologischen Rehabilitationskliniken in Baden-Württemberg ist die Kliniken Schmieder (Stiftung & Co.) KG nach eigenen Aussagen der größte Anbieter für neurologische Rehabilitation in der Bundesrepublik.

Die seit Jahren starke Entwicklung von Umsatz und Ertrag bei den Kliniken Schmieder setzte sich 2022 fort: Der Umsatz stieg um 5,6 Prozent auf 187 Millionen Euro, zurückzuführen auf eine erfolgreiche Verhandlung der Vergütungssätze und eine ansteigende Belegung (insgesamt erhöhte sich die Anzahl belegter Betten um 5,2 Prozent auf 1305). Da der Anstieg der Erlöse unter dem Plus der operativen Aufwendungen verlief, stieg das EBITDA nur unterdurchschnittlich zum Umsatz um zwei Prozent auf 23,7 Millionen. Das EBIT reduzierte sich sogar aufgrund deutlich gestiegener Abschreibungen in Folge der ganzjährig betriebenen neuen Einrichtung in Gailingen um 1,7 Prozent auf 11,7 Millionen. Infolge reduzierter Zins- und Steueraufwendungen stiegen allerdings EBT und EAT weiter deutlich um 16,5 und 20,7 Prozent auf 9,2 und 8,7 Millionen Euro und der Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit verdoppelte sich nahezu von 10,1 auf 19,6 Millionen Euro.

Aus heutiger Sicht besteht kein Zweifel, dass das Unternehmen die Pläne im Geschäftsjahr 2023 umsetzen konnte, Umsatz und Ergebnis weiter leicht zu steigern und im EAT eventuell sogar wieder das Vor-Corona-Niveau von rund zehn Millionen Euro zu erreichen.

Die an der Börse Düsseldorf notierte medNation AG ist seit 2022 der neue Name der Eifelhöhen-Klinik AG. Sie besitzt im Wesentlichen drei stationäre Rehakliniken. medNation schrieb in den vergangenen Jahren – auch bedingt durch den Bau einer neuen Klinik in Mönchengladbach – im operativen Geschäft mehr oder weniger hohe Verluste.

Die Chancen, dass diese Verlustserie endlich beendet wird, stehen derzeit gut. Darauf deuten positive Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2024 hin. Bei einem Umsatzanstieg um 11,1 Prozent auf 23,6 Millionen Euro konnte der Ertrag auf allen Ebenen gesteigert werden: So stieg das EBITDA um 15,9 Prozent auf 3,3 Millionen Euro, das EBIT erhöhte sich um 41,9 Prozent auf 1,9 Millionen Euro, das EBT von minus 0,4 auf plus 0,4 Millionen Euro und der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit um 61,4 Prozent auf 2,4 Millionen Euro.

Infolgedessen erwartet das Unternehmen trotz Belastungen von 0,5 Millionen Euro nach dem Austausch der kaufmännischen und ärztlichen Leitung des Herzparks in Mönchengladbach für 2024 ein ausgeglichenes Ergebnis. Denn die Kliniken sind voll ausgelastet und das Wahlleistungs-Programm wird kontinuierlich ausgebaut. Nach neuen Geschäftsfeldern außerhalb der stationären Reha wird gesucht: So engagiert sich das Unternehmen seit Mai 2024 im Bereich der Frühförderung von Kindern mit Entwicklungsdefiziten.

Da dem Unternehmen angesichts der geringen Ertrags- und Finanzkraft expansiv die Hände gebunden sind, ist dieses wenig kapitalintensive neue Engagement sinnvoll. Für das Management ist das der "Schwenk vom Tanker ins kleine, wendige Gummiboot“.

Was EAT, EBT & Co. bedeuten

EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.

EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.

EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.

EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.

EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.

Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.

Casemix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Casemix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.

Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.

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