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NKG-IndikatorWie schlecht steht es um Niedersachsens Krankenhäuser?

Die NKG hat ihre Krankenhäuser befragt: 60 Prozent sehen schwarz für ihre wirtschaftliche Existenz nochvor der geplanten Krankenhausreform. Die Rufe nach einem Vorschaltgesetz werden immer lauter.

Fünf vor Zwölf
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Symbolfoto

Niedersachsens Landkreistag (NLT) dringt auf schnelle finanzielle Unterstützung des Bundes für wirtschaftlich angeschlagene Krankenhäuser. „Weil staatliche Hilfen wie der Corona-Rettungsschirm oder die Energiehilfen im Jahr 2024 nicht mehr greifen, fürchtet aktuell jedes zweite Krankenhaus um seine Existenz“, sagte NLT-Präsident Sven Ambrosy am 4. Januar. Der Bund müsse daher spätestens bis Anfang Februar Soforthilfen beschließen.

Einer Umfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) zufolge sehen 60 Prozent der Kliniken ihre Existenz gefährdet, bis die von Bund und Ländern geplante Krankenhausreform greift. „Die Krankenhäuser in Niedersachsen blicken mit großer Sorge auf das Jahr 2024“, sagte NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke. Die Zukunft zahlreicher Standorte sei bedroht, dennoch fehle ein konkreter Vorschlag der Bundesregierung, wie die Krankenhäuser bis zur Reform wirtschaftlich abgesichert werden können.

Der Faktor Zeit wird für viele Kliniken entscheidend sein.

Dr. Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG, ergänzt: „Wir fordern die Bundes- und Landespolitik auf, die Situation der Krankenhäuser ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln. Die weitere Akzeptanz sowie das Gelingen der Krankenhausreform hängen maßgeblich davon ab, dass die Kliniken schnellstmöglich wirtschaftlich abgesichert werden und somit ein geordneter Umbau der Krankenhauslandschaft ermöglicht wird“. Die Krankenhäuser seien zwar bereit für die Reform, für viele werde aber der Faktor Zeit entscheidend sein. Ein Vorschaltgesetz werde dringend benötigt.

NKG-Indikator

Die Umfrage für den NKG-Indikator hat von Oktober bis November 2023 stattgefunden. An der Befragung haben 106 der zum Zeitpunkt der Umfrage 165 zugelassenen Krankenhäuser in Niedersachsen teilgenommen. Auf die teilnehmenden Häuser entfallen 30 583 der insgesamt 40 211 Planbetten. Der NKG-Indikator umfasst neben Aussagen zur wirtschaftlichen Situation der Krankenhäuser weitere Ergebnisse zu den Themen Krankenhausreform, Personal, Ausbildung, Arbeitsplatzattraktivität, Dokumentationsaufwand und zukünftige Herausforderungen.

Die detaillierten Ergebnisse sind bei der Krankenhausgesellschaft abrufbar.

Laut den Ergebnissen geben 95 Prozent der befragten Krankenhäuser an, dass sie aktuelle Sach- und Personalkostensteigerungen nicht aus den regelhaften Erlösen der Patientenbehandlung finanzieren können. 73 Prozent der Krankenhäuser geben zudem an, dass sie in den vergangenen Jahren nicht ausreichende Rücklagen bilden konnten, um die aktuellen Kostensteigerungen vorübergehend finanzieren zu können. Drei Viertel der Krankenhäuser seien somit kurzfristig auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Fast 75 Prozent der Krankenhäuser erwartet außerdem 2024 eine schlechtere wirtschaftliche Entwicklung als bisher. 23,6 Prozent der Kliniken gehen davon aus, dass sich ihre wirtschaftliche Situation gleichbleibend darstellen wird. Eine bessere wirtschaftliche Entwicklung erwarten laut NKG nur 2,8 Prozent der Krankenhäuser.

Die Lücke muss dringend geschlossen werden.

„Das bestehende System der Krankenhausfinanzierung ist nicht dazu geeignet, wirtschaftliche Negativfolgen von Krisenereignissen wie Pandemien oder inflationsbedingte Preisschocks rechtzeitig abzufedern“, erläutert Engelke. Laut der Umfrage sind die Preise bei den Sachkosten gegenüber 2021 durchschnittlich um 14 Prozent gestiegen. Hinzu kämen 2024 tarifliche Lohnkostensteigerungen von durchschnittlich zehn Prozent (gegenüber 2022). Die Erlöse steigen jedoch nur um 5,13 Prozent. „Diese Lücke muss dringend geschlossen werden“, fordert Engelke.

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Was die Kliniken von der Reform erwarten und was nicht

Die Kliniken wurden für den NKG-Indikator auch zu ihren Erwartungen hinsichtlich der geplanten Krankenhausreform befragt. Das Ziel einer stärkeren Konzentration von Krankenhäusern bzw. Standorten wird von der Hälfte (49 Prozent) der befragten Häuser positiv beurteilt. Fast ein Drittel (31 Prozent) der Kliniken stehen weiteren Konzentrationsprozessen neutral gegenüber.

Rund 29 Prozent der Krankenhäuser gehen davon aus, dass sie selbst von einer Zusammenlegung betroffen sein werden. Rund 45 Prozent hingegen erwarten dies nicht. Positiv sehen 38 Prozent der Häuser die Möglichkeit, kleinere Häuser in Regionale Gesundheitszentren (RGZ) mit sektorübergreifender Versorgung (Level 1i) umzuwandeln. 

Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft sieht in den Ergebnissen der Umfrage deutliche Diskrepanzen zwischen den von der Bundespolitik formulierten Zielen und den Erwartungen der Kliniken. Lediglich 15 Prozent der Krankenhäuser erwarten, dass eine verbesserte Behandlungsqualität allein durch die Reform erreicht werden kann. 44 Prozent der Krankenhäuser können dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen.

Auch eine bessere Verteilung des knappen Klinikpersonals spiegele sich bisher nicht in den Erwartungen der Krankenhäuser wider. Nur 16 Prozent der Krankenhäuser gehen aktuell von besseren Perspektiven für die Personalgewinnung aus. Fast die Hälfte erwartet laut Umfrage keine Verbesserung.

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