Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

NKG-ForderungStoppt die Bürokratie-Welle in Kliniken

Drei Stunden täglich verliert Klinikpersonal durch Bürokratie, kritisiert die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft. Zumindest an einem Punkt könnte der Bund laut Gesundheitsminister Philippi schnell helfen.

Protestwelle gegen Bürokratie
Ulrich Pucknat/NKG
Mit einer fünf Meter hohen symbolischen Welle hat die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft in Hannover ein Zeichen gegen die zunehmende Bürokratie in den Krankenhäusern gesetzt. Über das Thema informierten (v. l.) Dr. Alexander Poppinga, Dr. Andreas Philippi und Helge Engelke.

Die Patientenversorgung an den Kliniken gerät nach Angaben der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) durch immer mehr Vorschriften und Dokumentationspflichten unter Druck. Mit einer fünf Meter hohen Welle aus Kartons und Aktenordnern machte die NKG den Berg an Bürokratie jetzt vor dem Rathaus in Hannover sichtbar. Was ursprünglich der Qualitätssicherung dienen sollte, habe sich zu einem strukturellen Hindernis entwickelt, so die NKG.

Verbandsdirektor Helge Engelke sagte, durchschnittlich entfielen drei Stunden der Tagesarbeitszeit von Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften auf Dokumentationspflichten. Diese Zeit fehle dann in der Patientenversorgung. Eine derartige „Verschwendung von Arbeitskraft“ könne sich das Gesundheitswesen angesichts des Fachkräftemangels nicht leisten. 

Die bürokratischen Anforderungen würden weiter wachsen und wachsen: „Diese Entwicklung wirkt sich negativ auf die Mitarbeitenden in den Krankenhäusern und die Versorgung aus. Wir brauchen eine klare Strategie zum Bürokratieabbau“, fordert die NKG.

Wir würden 1700 Ärztinnen und Ärzte wieder am Patienten haben statt am Computer.

Schon eine Stunde weniger für Bürokratie könne die Lage deutlich entspannen, sagte Engelke: „Dann würden wir 1700 Ärztinnen und Ärzte wieder am Patienten haben statt am Computer. Und noch stärker ist der Effekt in der Pflege: Wir würden 4000 Pflegende wieder am Patienten haben und nicht am Papier.“

Mehr zum Thema:

Doch die Realität sieht leider anders aus: „Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte verbringen heute nahezu so viel Zeit am Schreibtisch wie am Bett der Patientinnen und Patienten oder im OP-Saal“, berichtet Dr. Alexander Poppinga, Vorstand Medizin, Evangelisches Krankenhaus Oldenburg aus der Praxis.

Minister Philippi: Klinik-Atlas schnell einstampfen

Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) sagte, er erinnere sich selbst aus seiner Zeit als Assistenzarzt an das Gefühl, von einem Papierberg erschlagen zu werden. Helfen könnten dagegen etwa digitale Prozesse und Künstliche Intelligenz.

Zudem solle der Bund den Transparenzatlas für die Kliniken abschaffen. „Das ist wirklich absoluter Quatsch. Wir haben die Daten, die sind alle im System“, sagte Philippi. „Je schneller der eingestampft wird, umso weniger Bürokratie zieht er hinter sich her.“

Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen