
+++ Update +++
Zu diesem Artikel liegt ein aktuellerer Inhalt vor, siehe „BBT-Gruppe: 2022 viel besser als erwartet“ in dem Beitrag Auf- und Absteiger des Monats vom 20.12.2023.
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Wie bereits 2020 war das Management der gemeinnützigen Barmherzigen Brüder Trier (BBT-Gruppe) auch 2021 mit der Geschäftsentwicklung zufrieden. Dies ist verwunderlich. Zwar stieg der Umsatz leicht um 1,7 Prozent gegenüber 2020 auf 1133 Millionen Euro: Deutlich von 82,4 auf 56,7 Millionen Euro reduzierte Corona-Ausgleichszahlungen wurden durch periodenfremde Effekte (u.a. Erlöskorrekturen aus Vorjahren), eine Erhöhung der Landesbasisfallwerte und eine Steigerung der somatischen Fallzahlen um 1,7 Prozent leicht überkompensiert.
Ertrag reduzierte sich
Jedoch reduzierte sich der Ertrag mehr oder weniger deutlich gegenüber dem Vorjahr – trotz aperiodischer Einmalerträge wie Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen. Das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Reduzierung des Sonderpostens) reduzierte sich leicht um 0,9 Prozent auf 49,6 Millionen Euro, das EBIT um 2,2 Prozent auf 27,2 Millionen Euro und das EBT aufgrund eines deutlich verschlechterten Finanzergebnisses um 21,6 Prozent auf 17,6 Millionen Euro. In Verbindung mit einem deutlich erhöhten Net Working Capital (Nettoumlaufvermögen) schlugen die reduzierten Erträge auf den Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit durch, der sich gegenüber 2020 um 85,1 Prozent auf 14,3 Millionen Euro verringerte.
Gesamtvermögen 2021 stieg
Da alle Ertragskennziffern im positiven Bereich waren, verschlechterte sich die Bilanzqualität kaum – trotz deutlich von 74,9 auf 91,2 Millionen Euro erhöhten Investitionen. Das Gesamtvermögen 2021 stieg aufgrund der Investitionen und der Erhöhung des kurzfristigen Vermögens von 1135 auf 1216 Millionen. Dabei waren unverändert gegenüber dem Vorjahr 29 Prozent eigenfinanziert, 20 Prozent durch Fördermittel (2020 waren es 22 Prozent) und 16 Prozent durch Banken finanziert (2020: 14 Prozent).
Unsicherheiten 2022
Nachdem die BBT-Gruppe in den Jahren zuvor immer eine Ergebnistendenz für das Folgejahr veröffentlicht hatte, wurde 2021 für das Jahr 2022 aufgrund der hohen Unsicherheiten vor allem bei der Kostenentwicklung keine Ertragsprognose abgegeben. Eine Prognose aus externer Sicht dagegen ist nicht schwer: Wenn sich der Plan des Unternehmens 2022 einer einprozentigen Steigerung der Gesamterträge realisiert hat, ist davon auszugehen, dass sich ein Verlust im zweistelligen Millionenbereich eingestellt hat. Denn die Aufwendungen sind prozentual sicherlich deutlich stärker als die Erträge gestiegen, und die EBT-Rendite 2021 betrug lediglich 1,9 Prozent vom Umsatz.
BBT-Gruppe
Die in Koblenz ansässige Barmherzige Brüder Trier gGmbH (BBT-Gruppe) ist ein Träger von zehn Krankenhäusern in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Saarland und NRW, fünf Wohn- und Pflegeeinrichtungen sowie zwei Werkstätten für behinderte Menschen und 16 Alten- und Pflegeheimen. Hauptumsatzträger ist mit einem Umsatzanteil von 92 Prozent der Bereich Krankenhäuser; die Heimpflege trägt sieben Prozent und die übrigen Aktivitäten tragen ein Prozent des Konzernumsatzes. Nach einigen Akquisitionen 2019 ist das Unternehmen 2019 zu einem neuem Umsatzmilliardär im Bereich der stationären Gesundheitsversorgung aufgestiegen. Strategie ist neben einer Ausrichtung des Angebots auf die veränderten Rahmenbedingungen und den demografischen Wandel eine verstärkte Bindung von niedergelassenen Ärzten an die Krankenhäuser und die Steigerung der Effizienz, unter anderem durch Investitionen.
Helios: Steigende Bedeutung im Fresenius-Konzern
Weiterhin positiv entwickelte sich das Geschäft von Fresenius Helios auch im dritten Quartal 2023: Während der Umsatz sich um vier (intern fünf) Prozent auf 2953 Millionen Euro erhöhte, stiegen EBITDA und EBIT um jeweils knapp acht Prozent auf 375 und 239 Millionen Euro. Träger des Umsatzanstiegs waren sowohl das Spanien- als auch das Deutschlandgeschäft mit Steigerungsraten von fünf und vier Prozent auf 1088 und 1800 Millionen Euro. Aufgrund saisonaler Einflüsse reduzierte sich allerdings das EBIT der Aktivitäten in Spanien um zwei auf 81 Millionen Euro. Helios-Deutschland konnte dagegen mit einem Plus von elf Prozent auf 157 Millionen Euro das EBIT stärker als den Umsatz steigern. Damit erzielte Helios-Deutschland wie im Vorjahresquartal mit 8,7 Prozent (im Vorjahresquartal waren es 8,1 Prozent) eine höhere EBIT-Marge als die Spanien-Tochter (7,4 nach 8,0 Prozent).
Für das Geschäftsjahr 2023 wurde aufgrund dessen der Umsatz- und Ergebnisplan der Krankenhaussparte nicht verändert: Während der Umsatz im mittleren einstelligen Bereich wachsen soll, liegt beim EBIT das Renditeziel bei zwischen neun und elf Prozent. Dies dürfte kein Problem darstellen, vor dem Hintergrund der Tatsache, dass 2022 und Q1-3/23 die EBIT-Marge bei 10,1 bzw. 9,4 Prozent lag. Das Geschäft bei Helios entwickelte sich damit weiterhin deutlich besser als beim Gesamtkonzern, der derzeit weiter umstrukturiert wird: Nachdem FMC erstmals nicht mehr im Fresenius-Konzern erfasst wurde, nahm der Umsatz- und EBIT-Anteil von Helios deutlich zu: von 28 bzw. 29 Prozent im Gesamtjahr 2022 auf 54 bzw. 52 Prozent in den ersten neun Monaten 2023.
Es ist davon auszugehen, dass die Bedeutung der Kliniksparte weiter steigen wird, auch angesichts der Tatsache, dass sich Fresenius in der Zukunft nur auf die beiden Bereiche Kabi und Helios konzentrieren will. Was mit dem Bereich Vamed geschieht, bleibt abzuwarten. Der Umsatzanteil von Vamed in den ersten neun Monaten 2023 betrug rund zehn Prozent und der EBIT-Verlust aufgrund erheblicher Umstrukturierungsmaßnahmen 70 Millionen Euro.
Rhön-Klinikum: Deutliches Ertragsplus
Die Zahlen der Rhön-Klinikum AG im dritten Quartal 2023 standen ganz im Einfluss der hohen Inflation und fehlender Covid-19-Kompensationszahlungen. Aufgrund eines weiteren Rückgangs der stationären Fallzahlen um 3,1 Prozent auf 46 000 erhöhte sich der Umsatz nur leicht um 1,3 Prozent auf 360,8 Millionen Euro. Im Bereich Reha und im ambulanten Bereich wurden 3,3 und 3,5 Prozent weniger bzw. mehr Fälle behandelt als im Vorjahresquartal. Da die Aufwendungen geringer als die Leistungserlöse anstiegen, stieg der Ertrag auf allen Ebenen: Das EBITDA erhöhte sich um 18,8 Prozent auf 28,2 Millionen Euro, das EBIT um 92,1 Prozent auf 11,9 Millionen Euro und das EBT um 138,1 Prozent auf 13,9 Millionen Euro.
Weil anlässlich der Veröffentlichung der Zahlen die Pläne für das Gesamtjahr nicht konkretisiert wurden, ist davon auszugehen, dass sie unverändert blieben: Bisher plante Rhön-Klinikum 2023 mit einem Umsatz (bei einer Bandbreite von plus/minus fünf Prozent) von 1500 Millionen Euro und einem EBITDA zwischen 103 und 109 Millionen Euro. Vor dem Hintergrund der Zahlen der ersten neun Monate 2023 (Umsatz bzw. EBITDA 1089 bzw. 73,4 Millionen Euro) dürfte die Erreichung dieser Zielvorgaben kein Problem darstellen. Denn im letzten Quartal wären nur noch zwischen 366 und 486 Millionen Euro Umsatz und 30 bis 36 Millionen Euro EBITDA notwendig. Im letzten Quartal des Vorjahres wurde ein Umsatz bzw. EBITDA von 379 bzw. 29,0 Millionen Euro erzielt.
Mediclin: Weiterhin starke Entwicklung
Weiterhin sehr stark zeigte sich das Geschäft von Mediclin, einem der führenden Reha-Anbieter (Umsatzanteil 63 Prozent) in Deutschland. Im Bereich Akut erwirtschaftet das Unternehmen 34 Prozent der Erlöse und im Bereich Pflege drei Prozent. Nach einem deutlichen Anstieg um 3,8 bzw. 39,4 Prozent auf 188,1 bzw. 12,9 Millionen Euro im zweiten Quartal 2023 gegenüber dem zweiten Quartal 2022 stiegen Umsatz und EBIT im dritten Quartal 2023 weiter um 6,7 bzw. 414,8 Prozent auf 182,4 bzw. 18,1 Millionen Euro. Dieses Plus ist umso beachtlicher, da Anfang des Jahres die Dr. Hoefer-Janker-Klinik in Bonn verkauft wurde und die Corona-Ausgleichszahlungen sich deutlich reduzierten.
Eine deutliche Steigerung der Auslastung überkompensierte diese Erlösausfälle. Getragen wurde die Entwicklung wie bereits in der Vergangenheit mit einem Umsatz- und EBIT-Plus von neun und 338,5 Prozent auf 114,7 und 17,1 Millionen Euro vom Sektor Reha. Der Sektor Akut kämpft dagegen nach wie vor mit Problemen, zeigte aber deutliche Verbesserungen: Hier konnte das EBIT-Minus deutlich von 2,5 auf 0,1 Millionen Euro reduziert werden, bei einem Umsatzanstieg um 0,8 Prozent auf 61,2 Millionen Euro. Aufgrund des Ertragsplus verbesserte sich auch die Bilanzqualität: Das gegenüber Ende 2022 leicht von 916 auf 912 Millionen Euro reduzierte Vermögen bestand zu zwölf Prozent (Ende 2022 zehn Prozent) aus liquiden Mitteln, war zu 25 Prozent eigen- und zu 53 Prozent (Ende 2022 waren es 55 Prozent) finanziell fremdfinanziert. Zu beachten ist hier allerdings, dass 38 Prozent (Ende 2022 waren es 40 Prozent) des Vermögens aus Nutzungsrechten bestand und der Anteil der Verbindlichkeiten aus Leasingverhältnissen unverändert 81 Prozent der gesamten Finanzverbindlichkeiten betrug.
Für 2023 ist bei Mediclin unverändert ein Umsatzwachstum zwischen drei und vier Prozent geplant, und ein EBIT-Plus am unteren Ende der Range zwischen 84 und 95 Prozent. Absolut beträgt die EBIT-Plan-Range 2023 damit zwischen 36 und 38 Millionen Euro, was angesichts des erreichten EBIT von 29,4 Millionen Euro in den ersten neun Monaten 2022 konservativ erscheint: Denn zu Erreichung des Zieles wären im letzten Quartal „nur“ ein EBIT zwischen sieben bis neun Millionen Euro nötig. Im dritten Quartal 2023 betrug das EBIT 18 und im letzten Quartal des Vorjahres neun Millionen Euro. Zu beachten ist, dass die erwartete deutliche EBIT-Steigerung 2023 auch auf eine vorzeitige Verlängerung von Mietverträgen Ende 2022 basiert: Der EBIT-Steigerung stehen deutlich erhöhte Zinsaufwendungen für neu bewerteten Nutzungsrechte der geleasten Reha-Einrichtungen gegenüber.
Was EAT, EBT & Co. bedeuten
EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.
EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.
EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.
EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.
EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.
Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.
Casemix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Casemix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.
Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.
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