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Auf- und Absteiger des MonatsKbo übertreffen Ergebnis 2022 um 3,2 Millionen Euro

Für die Kliniken des Bezirks Oberbayern lief es erneut besser als erwartet: Statt der anvisierten 0,2 Millionen erwirtschafteten die Kbo 2022 ein Jahresergebnis von 3,5 Millionen Euro. Unser Analyst Hartmut Schmidt blickt auch auf 2023.

kma Auf- und Absteiger des Monats
Thieme Gruppe
Jeden Monat analysiert der Börsenexperte Hartmut Schmidt die finanzielle Lage deutscher Krankenhäuser anhand von Jahresabschlüssen aus Geschäftsberichten und dem elektronischen Bundesanzeiger.

Das Ergebnis 2022 der Kliniken des Bezirks Oberbayern (Kbo) übertraf erneut die Erwartungen des Managements, genauso wie in den vorherigen Jahren: Der Umsatz erhöhte sich aufgrund eines Anstiegs der Preise und Berechnungstage mit 6,1 Prozent gegenüber 2021 deutlich stärker als der erwartete Anstieg in Höhe der gesetzlich vorgesehenen Veränderungsrate. Aufgrund dessen konnte mit einem EAT von 3,5 Millionen Euro das geplante Jahresergebnis um 3,2 Millionen Euro übertroffen werden. Allerdings konnten die Ertragskennziffern des Vorjahres nicht erreicht werden: Bei einem unveränderten EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) von 30 Millionen Euro sanken EBIT, EBT und EAT gegenüber 2021 um 30,9, 0,9 und 10,5 Prozent auf 5,4, 3,8 und 3,5 Millionen Euro. Wesentlicher Grund hierfür ist das Sonstige Ergebnis, das sich mit minus 12,8 Millionen Euro gegenüber 2021 nahezu verdoppelte. 

Gesamtvermögen wächst auf 712 Millionen Euro

Aufgrund der positiven Ertragslage blieb die Bilanzqualität trotz anhaltend hoher Investitionen von 38 Millionen Euro bzw. sieben Prozent der Umsatzerlöse auf einem guten Niveau: Das Gesamtvermögen 2022 stieg aufgrund der Investitionen und der Erhöhung des kurzfristigen Vermögens von 681 auf 712 Millionen Euro. Dabei waren unverändert gegenüber dem Vorjahr 17 Prozent eigenfinanziert, 34 Prozent durch Fördermittel (2021 waren es 37 Prozent) und 10 Prozent durch Banken finanziert (2021: 11 Prozent).

Erwarteter Ergebniseinbruch 2023 eher unwahrscheinlich

Für 2023 erwartet das Unternehmen bei einer Steigerung der Umsatzerlöse in Höhe des gesetzlich vorgesehenen Veränderungswertes ein positives Konzernergebnis von 0,4 Millionen Euro. Dies entspräche einem Minus gegenüber 2022 von 88 Prozent! Es weist jedoch einiges darauf hin, dass diese Pläne (viel) zu konservativ sind. Zum einen werden 1 240 544 Berechnungstage geplant. Dies würde eine Steigerung gegenüber 2022 von 6,2 Prozent bedeuten. Zum anderen waren die Planungen des Unternehmens bereits in der Vergangenheit viel zu konservativ und wurden regelmäßig mehr oder weniger deutlich übertroffen.

Kliniken des Bezirks Oberbayern (Kbo)

Die Anfang 2007 gegründeten Kliniken des Bezirks Oberbayern (Kbo) sind ein selbstständiges Kommunalunternehmen des öffentlichen Rechts. Kbo ist ein Verbund von Kliniken und ambulanten Einrichtungen für die (teil)stationäre und ambulante Versorgung der Bevölkerung in Oberbayern in den Bereichen Psychiatrie (inklusive Strafvollzug), Neurologie, Sozialpädiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. 

Die Gesellschaft fungiert als Holding und steuert zentrale Aufgaben wie IT, Bau, Facility Management und Controlling für ihre operativen Einheiten. Insgesamt gibt es darin rund 4440 Betten, davon 555 für teilstationäre Zwecke und 834 für den Maßregelvollzug.

Hauptumsatzträger mit rund 51 Prozent ist das Isar-Amper-Klinikum: mit 1198 voll-, 241 teilstationären und 51 neurologischen Betten in den Bereichen Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie sowie 641 Betten für den Maßregelvollzug. Strategie ist unter anderem die Innovation und Weiterentwicklung stationsäquivalenter, teilstationärer, ambulanter und integrierter Versorgungsmodelle und Maßnahmen zur Schaffung wettbewerbsfähiger Strukturen und Abläufe.

Deutlich über Plan entwickelte sich 2022 das Geschäft der Barmherzigen Brüder Trier (BBT-Gruppe). Das Unternehmen wurde am 4. Dezember auf kma Online auf der Basis der Zahlen 2021 analysiert: Die hier getroffene Prognose, dass 2022 ein Verlust in zweistelliger Millionenhöhe zu erwarten ist, wenn sich der Plan des Unternehmens realisiert, den Ertrag um ein Prozent zu steigern, war zwar nicht falsch. 

Allerdings konnte der Umsatz um 3,2 Prozent gesteigert werden, so dass in Verbindung mit überproportional gestiegenen Aufwendungen das EBITDA (vor Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) um 5,5 Prozent auf 46,9 Millionen Euro zurückging, das EBIT um 33,1 Prozent auf 18,2 Millionen Euro, das EBT um 9,6 Prozent auf 15,9 Millionen Euro und das EAT um 19,4 Prozent auf 11,3 Millionen Euro. Das hoch positive EAT – es lag deutlich über dem nicht veröffentlichten Plan von 8,1 Millionen Euro – war nach Aussage des Managements allerdings im Wesentlichen auf periodenfremde Ergebniseffekte, insbesondere aufgrund verzögerter Entgeltverhandlungen und aus der Auflösung von Rückstellungen zurückzuführen.

Bilanzqualität weiterhin auf gutem Niveau

Obwohl das Gesamtvermögen in Folge hoher Investitionen um 5,7 Prozent auf 1285 Millionen Euro stieg, konnte die Bilanzqualität auf einem guten Niveau gehalten werden: Die Eigenkapitalquote verharrte auf 29 Prozent, die Fördermittelquote stieg leicht von 20 auf 21 Prozent und der Anteil der Bankverbindlichkeiten am Gesamtvermögen hat sich etwas von 16 auf 17 Prozent erhöht. Für 2023 erwartet das Unternehmen angesichts der angespannten Personalsituation, die weiterhin zu Stationsschließungen und Aufnahmestopps führten, ein Leistungsniveau auf Vorjahreshöhe und einen deutlichen EAT-Rückgang gegenüber 2022 um 9,4 auf 3,3 Millionen Euro. Ob dieses allerdings tatsächlich eintreten wird, bleibt auch angesichts der traditionell vorsichtigen Planung des Managements abzuwarten.

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Die Zahlen des Klinikums Saarbrücken 2022 standen ganz unter dem Einfluss der Pandemie, des Ukraine-Krieges, der Energie- und Rohstoffkrise und der galoppierenden Inflation. Alles zusammen führte zu Abweichungen auf der Leistungs- und Kostenseite und einer deutlichen Verfehlung der Jahresziele. 

Zwar stiegen Case Mix und Landesbasisfallwert um 4,1 und 2,3 Prozent auf 25 034 und 3860 Euro. Dennoch konnte der Umsatz (inklusive Bestandsveränderungen) lediglich um 1,7 Prozent auf 168,4 Millionen gesteigert werden. Dieses Plus reichte nicht aus, um die vor allem im Personalbereich deutlich gestiegenen Aufwendungen auszugleichen: So wurde unterm Strich statt des geplanten Jahresfehlbetrages von rund vier ein Minus von 9,3 Millionen Euro erzielt. Zur Deckung dieses Verlustes erhielt das Klinikum einen Betrag von sechs Millionen Euro von seiner Gesellschafterin (Landeshauptstadt Saarbrücken), der erfolgsneutral in die Kapitalrücklagen eingestellt wurde. Dieser Mittelzufluss führte trotz der anhaltend niedrigen Investitionen von lediglich 2,5 Prozent vom Umsatz – das Anlagevermögen sank weiter von 50 Millionen Euro 2021 auf 47 Millionen Euro Ende 2022 – zu einem Anstieg des Gesamtvermögens auf 94 Millionen Euro (Ende 2021 waren es 89 Millionen Euro). 

Negatives Eigenkapital und steigende Verbindlichkeiten

Da der Zuschuss allerdings niedriger als der ausgewiesene Verlust war, stieg das negative Eigenkapital von 34 Millionen Euro Ende 2021 auf 37 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten gegenüber der Gesellschafterin kletterten von 58 auf 65 Millionen Euro. 

Das negative Eigenkapital und die Verbindlichkeiten gegenüber der Gesellschafterin resultieren hauptsächlich aus zwei Faktoren: der Kündigung der Mitgliedschaft im Abrechnungsverband der Ruhegehalts- und Zusatzversorgungskasse des Saarlandes im Jahr 2005 und dem Umstieg auf ein kapitalgedecktes Versorgungssystem. 

Die nach dem Umstieg fällige Ausgleichszahlung in Höhe von rund 79 Millionen Euro führte zu einem außerordentlichen Aufwand 2005 in gleicher Höhe und wurde durch ein Darlehen der Landeshauptstadt Saarbrücken finanziert. Für 2023 sieht der Wirtschaftsplan eine weitere deutliche Erhöhung des Defizits auf rund 16 Millionen Euro vor! Auf die Finanzierung des laufenden Betriebs hat dies allerdings keinen Einfluss, da die Landeshauptstadt die Unterstützung des Klinikums zugesichert hat.

Finanziell weitgehend stabil entwickelte sich auch im dritten Quartal 2023 der Klinikkonzern Asklepios. Der Umsatz stieg um 3,2 Prozent auf 1369 Millionen Euro. Auf die Veröffentlichung der Entwicklung der stationären und ambulanten Fallzahlen wurde verzichtet – im zweiten Quartal sank die Leistung. Da die Aufwendungen auf allen Seiten deutlicher stiegen als die Erlöse, sanken die Erträge auf allen Ebenen der Gewinn-und-Verlustrechnung: Das EBITDA reduzierte sich um 10,5 Prozent auf 137 Millionen Euro, das EBIT um 18,3 Prozent auf 59 Millionen Euro und das EBT bzw. EAT um 18,7 bzw. 27,2 Prozent auf 48 und 36 Millionen Euro.

Aufgrund einer erwarteten stabilen Geschäftsentwicklung im vierten Quartal plant das Unternehmen unverändert eine leichte Verbesserung des operativen (EBIT-) Ergebnisses. Mit Blick auf die Entwicklung des letzten Quartals des Vorjahres wird dies möglich sein: Sie zeigte eine deutliche Ergebnisabschwächung gegenüber dem dritten Quartal auf allen Ebenen. An der positiven Einschätzung der Zukunft sind daher keine Abstriche zu machen, auch angesichts der erreichten Größe, Finanzkraft und Synergiepotenziale.

Was EAT, EBT & Co. bedeuten

EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.

EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.

EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.

EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.

EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.

Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.

Casemix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Casemix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.

Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.

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