
Die im Januar 2023 veröffentlichten 2021er Zahlen der Gesundheit Nordhessen zeigten erste Erfolge des laufenden Restrukturierungs-Programms: Der Umsatz reduzierte sich zwar um 6,9 Prozent auf 416 Millionen Euro, die Erträge auf allen Ebenen stiegen allerdings signifikant, wenn auch von einem niedrigen Ausgangsniveau. Das Minus resultierte aus den Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie dem Verkauf der Krankenhausbetriebsstätten in Wolfhagen und Hofgeismar zum 1. August 2020 und der Seniorenwohnanlagen Mitte 2020. Der Case Mix in den Städtischen Kliniken Kassel reduzierte sich um 5,5 Prozent auf 47052 Punkte.
Das EBITDA erhöhte sich um 124 Prozent auf 21 Millionen Euro (vorher 9,4 Millionen Euro), das EBIT von minus 5,8 auf plus 4,8 Millionen Euro, das EBT von minus 7,1 auf plus 1,6 Millionen Euro und das EAT von minus 7,8 auf plus 1,6 Millionen Euro. Hauptgründe hierfür waren die Trendwende beim Klinikum Kassel – das EAT verbesserte sich von minus 4,7 auf plus 0,3 Millionen Euro – und der Verkauf defizitärer Tochtergesellschaften. Dank des positiven Ergebnisses verbesserte sich auch die Bilanzqualität leicht.
Das Gesamtvermögen 2021 sank von 369 auf 368 Millionen im Vergleich zu 2020. Dabei waren 23 Prozent eigenfinanziert (2020: 22 Prozent), 28 Prozent durch Fördermittel (2020: 29 Prozent) und 21 Prozent durch Banken finanziert (2020: 20 Prozent). Der Cashflow aus dem operativen Geschäft sank von plus 11,8 auf minus 2,9 Millionen Euro, was dazu führte, dass die Liquidität bei 78 Millionen Euro verblieb. Der Cashflow-Rückgang resultierte aus höheren Forderungen gegenüber den Krankenkassen, da diese im Vorjahr coronabedingt die Zahlungsfristen für Krankenhausrechnungen auf fünf Tage reduziert hatten.
Leicht positives EAT mit 0,2 Millionen Euro
Nachdem 2021 ein EAT-Überschuss von 1,6 Millionen Euro gegenüber einem Plan von minus 5,4 Millionen Euro erzielt wurde, plant das Unternehmen für 2022 und für 2027 ein positives EBITDA – tatsächlich wurde bereits 2022 mit 0,2 Millionen Euro ein leicht positives EAT erzielt. Dies basiert auf Maßnahmen zur Ertragsverbesserung und der Stabilisierung der Ergebnisse im stationären und ambulanten Bereich sowie geplanten Projekten, darunter ein 106 Millionen Euro teures High Care-Zentrum und eine neue Apotheke im Wert von 20 Millionen Euro.
Gesundheit Nordhessen Holding AG
Die Stadt Kassel gründete 2002 die Gesundheit Nordhessen Holding AG und brachte die städtischen Kliniken Kassel in das Unternehmen ein. Mit dem Erwerb von drei Kreiskliniken erlangte der Landkreis Kassel 2005 einen Anteil von 7,5 Prozent an der Aktiengesellschaft. Seit 2019 befindet sich der Konzern aufgrund wirtschaftlicher Probleme in einer Restrukturierungsphase zur Ertragsverbesserung. In diesem Kontext wurden im August 2020 unter anderem zwei Kliniken vom Landkreis zurückgenommen.
Er verkaufte seine Anteile an der Holding danach an die Vereinigte Wohltätigkeitsstiftung der Stadt Kassel. Mitte 2020 erfolgte der Verkauf der defizitären Seniorenwohnanlagen SWA Kassel mbH. 2021 zählten zwei Kliniken mit drei Standorten, zwei MVZ, eine ambulante Reha sowie ein Dienstleistungsunternehmen zum Konzern. Hauptumsatzträger sind die Krankenhäuser mit rund 90 Prozent. Der Maximalversorger Klinikum Kassel erbringt dabei 81 Prozent des Konzernumsatzes.
Robert-Bosch-Krankenhaus: Verluste weniger stark als erwartet
Im Jahr 2021 verzeichnete die Robert-Bosch-Krankenhaus GmbH, zusammen mit Klinik Charlottenhaus und Klinik Schillerhöhe GmbH, weiterhin Verluste, jedoch nicht so stark wie erwartet. Es besteht eine Kooperation mit der Klinik Schillerhöhe, bei der das Robert-Bosch-Krankenhaus ihre Erlöse vereinnahmt und die ihr zustehenden Gesamteinnahmen ausgleicht. Insgesamt hat das Unternehmen 1031 Betten.
Der 2021er Umsatz stieg um 9,9 Prozent auf 340 Millionen Euro, aufgrund eines neuen Impfzentrums mit Umsatz zehn Millionen Euro, einer Steigerung des CM um 4,2 Prozent und einer Steigerung des Landesbasisfallwertes. Die Einnahmen konnten die von 17,8 auf 7,2 Millionen reduzierten Corona-Ausgleichszahlungen übersteigen. Dennoch sanken die Erträge deutlich: Das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung von Sonderposten) verringerte sich um 78,4 Prozent auf 5,5 Millionen Euro.
Das EBIT sank von plus 18,5 auf minus 1,2 Millionen Euro, das EBT von plus 4,1 auf minus 20,6 Millionen Euro und das EAT von plus 3,8 auf minus 20,9 Millionen Euro. Dies war auf einen Ertrag aus der Anpassung der Pensionsrückstellungen im Vorjahr von 22,3 Millionen Euro zurückzuführen, sowie einen höheren Aufwand für langfristige Rückstellungen von 19,7 Millionen Euro im Vergleich zu 2020. Obwohl der EAT-Plan für 2021 um 2,3 Millionen Euro übertroffen wurde, wird für 2022 ein EAT von minus 19,5 Millionen Euro erwartet.
Alfried-Krupp-Krankenhaus: Vorsichtige Planung auch 2022
Ertragsmäßig unter Vorjahr, aufgrund erhaltener Corona-Ausgleichszahlungen aber über Plan entwickelte sich 2021 das Geschäft der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Krankenhaus gGmbH.
Die Gesellschaft betreibt das gleichnamige Krankenhaus der Schwerpunktversorgung mit 573 Planbetten in Essen und ist zudem Muttergesellschaft einer Reihe von Tochtergesellschaften, unter anderem der 2006 erworbenen Evangelisches Krankenhaus Lutherhaus gGmbH, einem Grund- und Regelversorger mit 320 Planbetten in Essen. Umsatzschwerpunkt sind mit 86 bzw. drei Prozent der Erlöse der stationäre bzw. ambulante Krankenhausbereich.
2021 stieg der Umsatz auf 241 Millionen Euro um 2,7 Prozent, hauptsächlich aufgrund höherer Leistungen (der Case Mix stieg um 0,5 Prozent) und Landesbasisfallwerte. Dies konnte den Rückgang der Corona-Ausgleichszahlungen von 15,8 auf 11,2 Millionen Euro mehr als ausgleichen. Allerdings sank der Ertrag auf allen Ebenen: Das EBITDA verringerte sich um 43,8 Prozent auf sechs Millionen Euro, das EBIT um 52,7 Prozent auf 3,1 Millionen Euro und das EBT um 58,2 Prozent auf 2,5 Millionen Euro.
Da der Konzern bei seiner Planung nicht mit Corona-Ausgleichen kalkulierte, wurde die geplante EBITDA-Marge von 2,6 Prozent mit sechs Prozent deutlich übertroffen. Ob sich dies auch 2022 wiederholte, bleibt abzuwarten. Das Unternehmen erwartet für 2022 aufgrund fehlender Corona-Ausgleiche bei einer Leistungssteigerung von 4,9 Prozent einen Rückgang der EBITDA-Marge auf 1,7 Prozent.
Barmherzige Brüder: Erstes Minus seit Veröffentlichung erwartet
Die Barmherzige Brüder gemeinnützige Träger GmbH mit Sitz in München ist stark gewachsen, indem sie Gesundheitseinrichtungen integrierte (Krankenhäuser, Einrichtungen der Behindertenhilfe, MVZ). Heute erwirtschaftet sie rund 76 Prozent ihres Umsatzes mit Krankenhäusern (2132 Planbetten, CM 85018, CMI 0,876) sowie 16 Prozent im Bereich der Behindertenhilfe.
Die 2023 veröffentlichten Zahlen 2021 zeigen: Der Umsatz stieg 2021 um 4,5 Prozent auf 760 Millionen Euro. Die reduzierten Corona-Ausgleichszahlungen von 48 auf 41 Millionen Euro wurden durch einen Anstieg des Landesbasisfallwerts und der Leistungen im Krankenhausbereich (2,2 Prozent Anstieg des Case Mix) mehr als ausgeglichen. Dennoch verzeichnete das Unternehmen einen deutlichen Rückgang des Ertrags auf allen Ebenen: EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung von Sonderposten) minus 34,1 Prozent auf 17,8 Millionen Euro, EBIT minus 59,1 Prozent auf sechs Millionen Euro und EBT minus 62,1 Prozent auf 5,2 Millionen Euro.
Trotzdem lagen die Ertragszahlen aufgrund der erhaltenen, ursprünglich nicht erwarteten Corona-Ausgleichszahlungen über dem Plan: Einem EAT-Plan von einer Millionen Euro steht das Ist von drei Millionen Euro gegenüber. Für 2022 erwartet das Unternehmen aufgrund gestiegener Kosten ein negatives EAT von 1,7 Millionen Euro, das erste Minus seit der erstmaligen Veröffentlichung eines Konzernabschlusses im Jahr 2008. Die Realisierung dieser Prognose ist jedoch aufgrund politischer Hilfsmaßnahmen zur Kompensation der (kriegsbedingten) Mehrbelastungen unsicher.
Was EAT, EBT & Co. bedeuten
EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.
EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.
EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.
EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.
EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.
Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.
Casemix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Casemix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.
Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.
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