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Kassensturz im MärzSana schmilzt die Marge weg

Seit fast zehn Jahren gehen die Margen von Sana zurück – die schwindende Profitabilität konnte der Konzern auch 2023 nicht stoppen. Bei der Ertragsstärke hinkt das Unternehmen der privaten Konkurrenz deutlich hinterher.

kma Kassensturz
Thieme Gruppe
Jeden Monat analysiert der Börsenexperte Hartmut Schmidt die finanzielle Lage deutscher Krankenhäuser anhand von Jahresabschlüssen aus Geschäftsberichten und dem elektronischen Bundesanzeiger.

2023 entwickelte sich das Geschäft der Sana Kliniken AG zwar wie geplant, dennoch lag es unter den Ergebnissen des Vorjahres. Der Umsatz sollte leicht gesteigert werden, das gelang. Er kletterte um 9,9 Prozent auf 3297,1 Millionen Euro. Das organische Wachstum von 5,1 Prozent resultierte aus einer Erhöhung der stationären Fallzahlen um 2,7 Prozent und einer Steigerung des Fallwertes um 4,4 Prozent. Zusätzlich gab es Konsolidierungseffekte. Besonders erwähnenswert ist hier die – nach einer Aufstockung des Beteiligungsansatzes von 48 auf 52 Prozent – Mitte 2023 erstmalig konsolidierte Med 360° SE, mit der sich der ambulante Umsatz außerhalb des Krankenhauses von 73 Millionen Euro auf 184 Millionen Euro mehr als verdoppelte.

Aus der Erwartung, 2023 ein Ergebnis leicht unter dem Niveau des Jahres 2022 zu erzielen, wurde ein EBITDA-Rückgang von 14,9 Prozent auf 204,4 Millionen Euro. Das EBIT reduzierte sich um 12,9 Prozent auf 67,4 Millionen Euro, das EBT um 22,9 Prozent auf 48,5 Millionen Euro und der Cashflow um 11,7 Prozent auf 110,8 Millionen Euro.

Wie in den Vorjahren waren die Sana-Kennzahlen von vielen, u. a. konsolidierungsbedingten Ergebnisfaktoren überlagert: So wurde beispielsweise das Jahr 2022 von einer außerplanmäßigen Abschreibung auf Firmenwerte in Höhe von 16 Millionen Euro belastet, was die Abschreibungen 2023 um 15,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr drückte. Zudem standen 2023 Erträge aus der Entkonsolidierung der Sana Herzchirurgie Stuttgart GmbH (SHS) von 24,8 Millionen Euro einem negativen Ergebnisbeitrag der erstkonsolidierten Med 360° in Höhe von 14,5 Millionen Euro gegenüber. Von der SHS hat Sana sich mittlerweile getrennt – seit Januar 2024 ist sie Teil des Klinikums Stuttgart.

Firmenwerte gehen nach oben

Dank des positiven Ergebnisses, des positiven Cashflows und einer Nettoeinzahlung der Gesellschafter von 71,2 Millionen Euro (100 Millionen Euro Einzahlung abzüglich 28,8 Millionen Euro Dividende) bleibt die Bilanz der Sana Kliniken weiterhin sehr solide. Das Vermögen stieg von 2889 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 3599 Millionen Euro im Jahr 2023. Es blieb mit 10 Prozent sehr liquide, mit 37 Prozent hoch eigenfinanziert (2022 waren es 41 Prozent) und mit unverändert 28 Prozent nicht hoch fremdfinanziert.

Aus externer Sicht nicht nachvollziehbar sind allerdings die mit der Erstkonsolidierung der Med 360° SE bilanzierten Firmenwerte von 145 Millionen Euro sowie (immaterielle) Praxiswerte von 132 Millionen Euro: Denn die Med 360° erwirtschaftete im Gesamtjahr 2023 bei einem Umsatz von 256,5 Millionen Euro einen Verlust von 25 Millionen Euro.

Helios & Co. sind deutlich profitabler

Die Zahlen 2023 zeigen einen unvermindert anhaltenden Margenrückgang seit 2016: Aus einer EBITDA-Marge 2016 von 9,2 Prozent wurden 6,2 Prozent im Jahre 2023, die EBIT-Marge reduzierte sich im gleichen Zeitraum von 5,6 Prozent auf 2 Prozent und die EBT-Marge sank von 3,7 Prozent auf 1 Prozent. Damit bleibt Sana deutlich hinter der privaten Konkurrenz zurück: Die EBITDA-, EBIT- bzw. EBT-Marge von Asklepios 2023 betrug bei einem Umsatz von 5452 Millionen Euro 9,9 Prozent, 4 Prozent und 2,9 Prozent; die von Rhön-Klinikum (Umsatz 1446 Millionen Euro) 7,2, 2,8 und 3,3 Prozent und der Branchenführer Helios erzielte 2023 im Deutschlandgeschäft (Umsatz 7279 Millionen) eine EBIT-Marge von 8,7 Prozent. Wenn sich Sanas Erwartung für das Geschäftsjahr 2024 erfüllt hat, ein leichtes Umsatz- und Ergebnisplus zu erzielen, wird sich der Renditeunterschied zu den Wettbewerbern auch 2024 nicht verringert haben.

Der Sana Konzern begründet den Rückgang der Profitabilität auch mit dem versorgungsorientierten Geschäftsmodell:
„Unser Geschäftsmodell unterscheidet sich grundlegend von dem anderer privater Klinikkonzerne. Im Einklang mit unseren Gesellschaftern – den privaten Krankenversicherungen – verfolgt die Sana Kliniken AG einen Ansatz, der auf eine weitgehende Gesundheitsversorgung in ganz Deutschland ausgerichtet ist – sowohl in urbanen Zentren als auch in strukturschwachen Regionen. Dabei steht für uns eine ausgewogene Balance zwischen medizinischer Versorgungsqualität und wirtschaftlicher Stabilität im Vordergrund. Eine ausschließliche Ausrichtung auf Gewinnmaximierung, wie sie bei kapitalmarktorientierten Anbietern häufig im Fokus steht, entspricht nicht unserem Selbstverständnis. Ein Beispiel dafür ist unser langjähriges Engagement im Modellprojekt Templin, das eine sektorenübergreifende und innovative Gesundheitsversorgung in der Uckermark ermöglicht – wirtschaftlich arbeiten wir dort seit Jahren nicht profitabel. Dennoch halten wir an solchen Projekten fest, weil es uns vorrangig um die umfassende Versorgung der Menschen vor Ort geht.“

Henning Stegmayer, Konzern-Bereichsleiter Unternehmenskommunikation

Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken AG ist mit 40 Akut- und Fachkliniken, 51 MVZ, drei Rehabilitationskliniken und zwei Pflegeheimen und einem Umsatz von rund 3300 Millionen im Jahr 2023 die Nummer drei in deutschen Krankenhausmarkt hinter Helios und Asklepios. Das Unternehmen, das sich im Besitz von 24 Privatkrankenkassen befindet, wächst seit Jahren deutlich, jedoch bei einer abnehmenden Ertragskraft. Angesichts der allgemeinen Marktentwicklung und der unzureichenden Finanzierung im Kerngeschäft Krankenhäuser erweiterte das Unternehmen das ambulante Geschäftsfeld, insbesondere durch Zukäufe von MVZ und Arztsitzen. Zudem wurde das Angebot um Präventionsleistungen und medizinische Hilfsmittel erweitert.

Die Krankenhäuser sind mit 79 Prozent immer noch Hauptumsatzträger. Der Umsatzanteil des Sektors „Ambulante Leistungen außerhalb des Krankenhauses“ wuchs nach dem Erwerb der Med 360° SE von zwei auf sechs Prozent. Die übrigen Bereiche, wie Beschaffungs- und Logistikdienstleistungen, steuerten 2023 rund 15 Prozent zum Konzernumsatz bei.

Die Median Unternehmensgruppe B.V. & Co. KG befindet sich im Eigentum von Finanzinvestoren. Die Gruppe wächst seit Jahren stark – in erster Linie durch den Kauf von Unternehmen in der Klinikbranche. Median betrieb Ende 2023 insgesamt 123 Einrichtungen mit 18 424 Betten. Der Großteil der Einrichtungen war in den Bereichen Rehabilitation (73 Prozent des Umsatzes) und Akutversorgung (15 Prozent des Umsatzes) tätig.

Die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung zeigen die typischen Charakteristika eines von Finanzinvestoren gehaltenen Unternehmens: Zum einen hält der Konzern sein gebundenes Eigenkapital gering, indem er stark fremdfinanziert ist und Klinikimmobilien verkauft und zurückmietet. Dies führt zu hohen Zins- und Mietaufwendungen, die bei Median 2023 etwa 2 Prozent bzw. 13 Prozent der Erlöse ausmachten.

Zum anderen werden beim Verkauf der Immobilien hohe Gewinne erzielt. 2023 betrug Medians Gewinn aus dem Verkauf dreier Klinikimmobilien rund 55 Millionen Euro, während das ausgewiesene EBT bei 29 Millionen Euro lag. Außerdem sind Finanzinvestoren in der Regel bereit, erheblich höhere Kaufpreise zur Geschäftserweiterung als operativ tätige Unternehmen zu zahlen. Dies führt zu hohen Firmenwerten. Bei Median machten sie 2023 etwa 13 Prozent des Gesamtvermögens von 750 Millionen Euro aus. 

Zudem werden diese Werte in der Handelsgesetzbuch-Konzernbilanz abgeschrieben, was in der Wachstumsphase zu erheblichen Verlusten führt. 2023 betrug die Firmenwertabschreibung rund 40 Millionen Euro, nach 36 Millionen Euro im Vorjahr. Daher hat Median auf Konzernebene nach Eliminierung der Gewinne aus Immobilienverkäufen noch nie Gewinn geschrieben.

Eine kurze Analyse der Zahlen 2023 im Vergleich zum Jahr zuvor zeigt zwar einen Umsatzanstieg um 9,8 Prozent auf 1112 Millionen Euro, bedingt durch eine Steigerung der Auslastung von 78,9 auf 83,8 Prozent und einer durchschnittlichen Steigerung der Preise von 5,9 Prozent. Das u.a. von Immobilienverkaufserträgen bereinigte EBITDA stieg deutlich um 39,2 Prozent auf 75,7 Millionen Euro, während sich der bereinigte EAT-Verlust auf 20 Millionen Euro verdoppelte.

Damit lag Median 2023 wie bereits in den Jahren zuvor deutlich unter den Planungen: Aus dem Umsatzplan von 1139 Millionen Euro wurden 1112 Millionen Euro und statt dem geplanten bereinigten EAT von plus 9,1 Millionen Euro wurden es minus 20 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund ist auch der Plan für 2024 zu sehen, bei einer weiteren Umsatzsteigerung auf 1189 Millionen Euro ein (bereinigtes) EBIDTA von 106 Millionen Euro zu erzielen; 2023 betrug es 75,7 Millionen Euro.

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Der Vorstand bezeichnete die Entwicklung des Geschäftsjahres 2023 für die KMG Kliniken SE als unter den gegebenen Umständen zufriedenstellend. Das Unternehmen ist in den Bereichen Akut (87 Prozent des Umsatzes), Reha (6 Prozent) und Pflege (5 Prozent) tätig. Die Zahlen 2023 zeigten im Vergleich zu 2022 eine Umsatzsteigerung von 2,1 Prozent auf 373,6 Millionen Euro, hauptsächlich durch Zuwächse im Reha-Sektor (plus 11 Prozent auf 21,9 Millionen Euro) und im Pflege-Sektor (plus 14,2 Prozent auf 20 Millionen Euro). Der Sektor Akut wuchs um 1,2 Prozent auf 325 Millionen Euro.

Die Ertragskennziffern erhöhten sich überdurchschnittlich, trotz deutlich mehr Leiharbeitskräften: Das EBITDA vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens stieg um 20,6 Prozent auf 17,7 Millionen Euro, das EBIT um 63,7 Prozent auf 7,5 Millionen Euro und das EBT um 41,2 Prozent auf drei Millionen Euro. Der Cashflow war positiv, brach jedoch aufgrund von Veränderungen im Bereich des Net Working Capital deutlich um 92,3 Prozent auf 2,1 Millionen Euro ein.

Die Investitionen wurden nahezu gänzlich über Fördermittel finanziert, sodass sich die bilanziellen Verhältnisse wenig veränderten: 10 Prozent (2022 waren es 11 Prozent) des von 377 auf 400 Millionen Euro angestiegenen Vermögens – der Anteil der Liquidität reduzierte sich leicht auf 5 Prozent (2022: 6 Prozent) – war eigenfinanziert, 37 Prozent (2022: 36 Prozent) durch Fördermittel und 19 Prozent (2022: 20 Prozent) durch Banken. Für 2024 erwartet KMG einen leichten Umsatz- und Ergebnisanstieg.

Weiterhin sehr stark entwickelte sich das Geschäft von Fresenius Helios auch im vierten Quartal 2024: Der Umsatz stieg um 6 Prozent auf 3273 Millionen Euro und das EBIT um 10,4 Prozent auf 339 Millionen Euro. Träger des Umsatz- und Ertragswachstums war vor allem das Spaniengeschäft mit Umsatz- und EBIT-Steigerungen von 6 und 15 Prozent auf 1336 und 211 Millionen Euro.

In Deutschland stieg der Umsatz zwar ebenfalls um 6 Prozent auf 1937 Millionen Euro, jedoch reduzierte sich das EBIT aufgrund der ausgelaufenen Energiekostenhilfen um 22 Prozent auf 128 Millionen. Damit erzielte Helios-Deutschland mit 6,6 Prozent (im Vorjahresquartal waren es 9 Prozent) eine deutlich geringere EBIT-Marge als die Spanien-Tochter (15,8 nach 14,5 Prozent).

Für das Geschäftsjahr 2024 wurde das Umsatzwachstums- und EBIT-Margenziel von 6 und 10,1 Prozent erreicht. Um den Wegfall der Energiekostenhilfen zu kompensieren, wurde ein Performance-Programm für Helios initiiert, das 2025 rund 100 Millionen Euro zum EBIT von Helios Deutschland beitragen soll. Damit soll die EBIT-Marge des Helios-Geschäfts in Deutschland und Spanien bei stabil 10 Prozent gehalten werden, was deutlich über dem Marktdurchschnitt liegt.

Was EAT, EBT & Co. bedeuten

EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.

EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.

EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.

EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.

EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.

Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.

Case Mix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Case Mix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.

Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.

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