
Nachdem die Klinikum Darmstadt GmbH 2022 mit 0,6 Millionen Euro leicht rote Zahlen schrieb, stiegen die EAT-Verluste 2023 deutlich auf 19,2 Millionen Euro. Ursächlich hierfür war zum einen ein Umsatzrückgang um 1,7 Prozent auf 274 Millionen Euro. Einem gegenüber 2022 leicht um 0,1 Prozent reduzierten Case-Mix und einem um 4,4 Prozent angestiegenen Basisfallwert standen deutlich reduzierte Corona-Ausgleichszahlungen gegenüber.
Zum anderen stiegen die Aufwendungen auch aufgrund einer außerplanmäßigen Abschreibung auf Liegenschaften in Höhe von 5,6 Millionen Euro deutlich an. Dies hatte zur Folge, dass sich das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) gegenüber 2022 um 77,1 Prozent auf 3,2 Millionen Euro reduzierte, das EBIT von plus 2,2 auf minus 14 Millionen Euro fiel und der EBT-Verlust von 0,6 auf 17,6 Millionen Euro stieg. Der Cashflow rutschte aufgrund dessen im Jahr 2023 auf minus 15,8 Millionen Euro.
Eigenkapitalquote weiterhin gering
Auf die Bilanz und Liquidität hatte dies jedoch wenig Einfluss, da die Stadt Darmstadt als Gesellschafterin 15 Millionen Euro ins Eigenkapital bezahlte: Das infolge geringerer Investitionen von 444 Millionen Euro Ende 2022 auf 427 Millionen Euro reduzierte Gesamtvermögen war gegenüber 2022 nahezu unverändert gering mit 7 Prozent eigen-, mit 32 Prozent (2022 waren es 28 Prozent) fördermittel- und 35 Prozent (2022: 33 Prozent) bankenfinanziert. Die Liquidität stieg von 3,4 Millionen Euro Ende 2022 auf 4,4 Millionen Euro Ende 2023; bei von 24,9 Millionen Euro Ende 2022 auf 36,7 Millionen Euro Ende 2023 angestiegenen kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten.
Auf weitere Hilfe angewiesen
In Folge der schwachen Finanz- und Ertragslage bleibt das Unternehmen angesichts der geringen bilanziellen Substanz auch in den nächsten Jahren auf Hilfen der Gesellschafterin in der Form von Liquiditätsdarlehen, Zwischenfinanzierungen und Bürgschaften angewiesen. Für 2024 und auch 2025 ist dies der Fall. Die Stadt Darmstadt zwischenfinanzierte den Verkauf einer Liegenschaft in Höhe von 10,5 Millionen Euro mit Zahlung im Juli 2024 und gewährte einen Investitionskostenzuschuss in Höhe von 10 Millionen Euro. Außerdem verlängerte sie unbesicherte Liquiditätsdarlehen in Höhe von 20 Millionen Euro bis Ende 2025, um die Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu vermeiden.
Ob das Unternehmen danach auf eigenen Beinen stehen kann, bleibt abzuwarten und hängt von der detaillierten Ausgestaltung der Krankenhausreform ab. Im operativen Bereich erwartet das Management für das Geschäftsjahr 2024 bei einem gegenüber 2023 leicht steigenden Umsatz zwar einen geringeren Verlust als im Jahr 2023. Das ohnehin geringe Eigenkapital von 30 Millionen Euro Ende 2023 wird sich allerdings weiter reduzieren.
Klinikum Darmstadt
Das Klinikum Darmstadt entstand 2009 durch Ausgliederung des kommunalen Eigenbetriebes. Es betreibt in einem 2020 bezogenen zentralen Neubau mit 1000 Betten ein Krankenhaus der Maximalversorgung. Das seit 2015 zur Gruppe gehörende Marienhospital Darmstadt gab Mitte 2019 den Krankenhausbetrieb auf und wurde ab 2021 als Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie neurologische Frührehabilitation neu eröffnet. Zum Klinikum Darmstadt gehören zwei Altenheime. Der Bereich Krankenhäuser trägt 96 Prozent des Umsatzes. Das Klinikum Darmstadt durchläuft seit geraumer Zeit einen umfangreichen Restrukturierungsprozess, der u.a. durch Effizienz- und Leistungssteigerung sowie wachsende Synergieeffekten durch Kooperationen und Fusionen mit anderen Krankenhäusern zu nachhaltig schwarzen Zahlen führen soll. So ist eine trägerübergreifende Kooperation mit dem konfessionellen Agaplesion Elisabethenstift geplant. Die Gründung der Holding, die beide Häuser unter einem Dach vereinen soll, ist vor kurzem auf das erste Halbjahr 2025 verschoben worden.
Westpfalz-Klinikum strauchelt
Seit 2023 ist die Westpfalz-Klinikum GmbH in Kaiserslautern, ein Sanierungsfall. Das Unternehmen betreibt zwei Maximalversorger mit zusammen 1218 Betten und zwei Regelversorger mit zusammen 255 Betten. Der Konzern konnte im Geschäftsjahr 2023 zwar den Umsatz um zwei Prozent auf 377 Millionen Euro steigern. Ursache hierfür war ein gestiegener Landesbasisfallwert sowie höhere Fallzahlen. Der Ertrag brach allerdings auf allen Ebenen deutlich ein: Das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) verschlechterte sich von plus 5,8 auf minus 5,9 Millionen Euro, das EBIT von plus 1,3 auf minus 11,4 Millionen Euro und das EBT von plus 0,1 auf minus 14,6 Millionen Euro.
Da auch der Cashflow mit minus 19,6 Millionen Euro deutlich negativ war (im Jahr 2022 betrug er plus 13,5 Millionen Euro) und das Eigenkapital Ende 2022 nur 13 Millionen Euro betrug, konnte die Überschuldung und Zahlungsfähigkeit nur durch eine Kapitalspritze der kommunalen Träger abgewendet werden. Gesellschafter sind die Stadt Kaiserslautern mit einem Anteil von 60 Prozent, der Landkreis Kusel mit 25 Prozent sowie der Donnersbergkreis mit 15 Prozent.
Angesichts einer Erhöhung der Kapitalrücklage von 2,6 auf 30,2 Millionen Euro erhöhte sich das Eigenkapital trotz der Verluste von 13 auf 25,8 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich so von 4,6 auf 9 Prozent. 20 Millionen Euro dieser Kapitalerhöhung wurden ausgezahlt, so dass trotz der Cashflow-Verluste der Finanzmittelbestand stabil bei einer Million Euro gehalten werden konnte.
Derzeit durchläuft das Unternehmen einen Umbau, der die wirtschaftliche Situation verbessern soll. So sollen die beiden Regelversorger perspektivisch zusammengeführt werden; in den beiden Maximalversorgern sollen die Erlöse durch Schwerpunktbildungen und Kapazitätserweiterungen gesteigert und die Kostenstrukturen verbessert werden. Ziel ist es, bis 2027 wieder einen positiven Cashflow zu erreichen. Die Höhe der dazu notwendigen finanziellen Mittel ist bislang noch unklar. Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet das Unternehmen einen Verlust im hohen einstelligen Bereich, der das Eigenkapital gegenüber 2023 wieder schwinden lassen wird.
Artemed mit Ertragseinbruch
Angesichts der schwierigen Marktbedingungen zeigte sich das Management der in Tutzing bei München ansässigen Artemed SE mit der Geschäftszahlen für das Jahr 2023 zufrieden. Der Umsatz entwickelte sich mit einem Anstieg von 12 Prozent auf 727,9 Millionen Euro im Rahmen der Erwartung. Eine der Ursachen dafür war die im Mai 2023 erfolgte Übernahme des Krankenhauses Düren.
Der Ertrag brach allerdings aufgrund der hohen Kostensteigerungen ein, die nicht durch höhere Leistungsvergütungen kompensiert werden konnten. Somit ist die erwartete leichte Ertragssteigerung der Bestandshäuser nicht eingetreten. Zudem ist davon auszugehen, dass die von der Stadt und dem Landkreis Düren gewährten Zuschüsse in Höhe von insgesamt 12 Millionen Euro nicht ausgereicht haben, die Belastungen durch das Krankenhaus Düren zu decken . Die Verluste des Krankenhauses Düren, das 2022 (die Zahlen 2023 werden wegen der Einbeziehung in den Artemed-Konzern nicht veröffentlicht) bei einem Umsatz von rund 110 Millionen Euro ein Minus von 7,3 Millionen Euro erlitt, dürften im Geschäftsjahr 2023 angestiegen sein.
Auf Konzernebene brach so das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) um 42 Prozent gegenüber 2022 auf 40,2 Millionen Euro ein, das EBIT reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 57,4 Prozent auf 21,6 Millionen Euro und das EBT bzw. EAT reduzierte sich gegenüber 2022 um 64,3 bzw. 73,8 Prozent auf 16,2 bzw. 9,5 Millionen Euro. Da der Gewinn nicht an die Gesellschafter ausgeschüttet wurde, hatte dieser Ertragseinbruch kaum Einfluss auf die nach wie vor robuste Bilanz. Denn das vor allem akquisitionsbedingt von 777 auf 851 Millionen Euro gestiegene Vermögen war zu 28 Prozent (2022 waren es 30 Prozent) eigen-, zu rund 21 Prozent fördermittel- und zu 21 Prozent (2022 waren es 20 Prozent) bankenfinanziert. Für 2024 und 2025 erwartet das Management steigende Umsätze und Erlöse.
BBT-Gruppe: 2023 erstmalig rot
Das Management der Barmherzigen Brüder Trier gGmbH (BBT-Gruppe) zeigte sich mit den Ergebnissen des abgelaufenen Geschäftsjahres 2023 zufrieden, obwohl die Zahlen schlechter als erwartet waren und deutlich unter dem Vorjahr lagen. Der Umsatz stieg um 1,2 Prozent auf 1183 Millionen Euro. Eine leichte Erhöhung des Case Mix um 1,2 Prozent und des Basisfallwertes um 4,4 Prozent konnte den Wegfall von Coronahilfen nur leicht überkompensieren.
Da die Aufwendungen deutlich stärker stiegen als die Erlöse, verschlechterten sich die Ertragskennziffern auf allen Ebenen erheblich. So reduzierte sich das EBITDA vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens um 27 Prozent auf 34,3 Millionen Euro, das EBIT um 44,5 Prozent auf 10,1 Millionen Euro und das EBT um 92,7 Prozent auf 1,2 Millionen Euro. Nach Steuern wies das Unternehmen im Geschäftsjahr 2023 mit minus 1,6 Millionen Euro erstmals ein negatives Konzernergebnis aus. Im Vorjahr konnte noch ein Überschuss von 12,7 Millionen Euro erzielt werden und ursprünglich war für 2023 ein EAT von 3,3 Millionen Euro geplant.
Obwohl das Gesamtvermögen in Folge hoher Investitionen und der Erstkonsolidierung des zum 1. November 2023 übernommenen St. Johannisstifts Paderborn um 4,7 Prozent auf 1345 Millionen Euro stieg, konnte die Bilanzqualität auf einem guten Niveau gehalten werden: Die Eigenkapitalquote reduzierte sich gegenüber 2023 leicht von 29 auf 27 Prozent. Die Fördermittelquote stieg von 21 auf 22 Prozent und der Anteil der Bankverbindlichkeiten am Gesamtvermögen hat sich leicht von 17 auf 18 Prozent erhöht.
Liquiditätsengpässe sind in der mittelfristigen Zukunft nicht zu erwarten, da den Bankverbindlichkeiten von absolut 238 Millionen Euro (2022 waren es 214 Millionen Euro) liquide Mittel inklusive der Wertpapiere des Umlaufvermögens von 146 Millionen Euro (2022 waren es 129 Millionen Euro) gegenüberstanden. Zudem sind 84 Millionen Euro (2022 waren es 105 Millionen Euro) in Fonds angelegt. Für 2024 erwartet das Unternehmen bei einem Anstieg der Erlöse wieder leicht schwarze Zahlen.
Was EAT, EBT & Co. bedeuten
EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.
EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.
EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.
EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.
EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.
Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.
Casemix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Casemix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.
Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.
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