
Die BG Kliniken konnten 2022 mit einem EBT von 38,6 Millionen Euro eine dreijährige Verlustphase beenden. 2023 sank das EBT um 38 Prozent auf 23,9 Millionen Euro, hauptsächlich wegen eines Einmaleffekts im Vorjahr (von 28,4 Millionen Euro aus einer Zinserstattung der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL). Ohne diesen Effekt wäre das Ergebnis 2023 im Vergleich zu 2022 deutlich gestiegen.
Das zeigen die wichtigsten Kennzahlen der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV): Der Umsatz stieg um 4,4 Prozent auf 1674,3 Millionen Euro, infolge höherer Leistung und Fallwerte. Das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) sank leicht um 0,3 Prozent auf 75 Millionen Euro aufgrund im Verhältnis zum Umsatz überdurchschnittlich erhöhten Personalaufwendungen. Das EBIT stieg aufgrund zum Vorjahr nahezu gleichbleibender Abschreibungen um 32,7 Prozent auf 15,5 Millionen Euro. Das EBT schrumpfte, aufgrund der VBL-Zinserstattung im Vorjahr, um 38 Prozent auf 23,9 Millionen Euro. Der Cashflow stieg um 27,7 Prozent auf 26,5 Millionen Euro. Wegen schwieriger Marktbedingungen zeigte sich das Management mit der Geschäftsentwicklung 2023 zufrieden.
Eigenkapitalquote 52 Prozent
Dank des positiven Ergebnisses und weil der hohe Cashflow aus Finanzierungstätigkeit den Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit deutlich überdeckte, stiegen Eigenkapital und Liquidität in der Bilanz 2023 weiter an. Das Eigenkapital wuchs von 1321 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 1342 Millionen Euro. Die Liquidität stieg von 583 auf 648 Millionen Euro. 21 Prozent des Vermögens von 3027 Millionen Euro bestanden aus liquiden Mitteln. Die Eigenkapitalquote zusammen mit dem Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung betrug 52 Prozent (im Vorjahr waren es 54 Prozent). Das Unternehmen hatte, wie im Vorjahr, keine Bankschulden.
Weiterhin gute Perspektiven
Das Unternehmen hat eine solide Bilanz und eine positive Ertrags- und Finanzlage, trotz schwieriger Marktbedingungen. Mit einem Umsatz von 1674 Millionen Euro kann es gut auf Marktveränderungen und Kostensteigerungen reagieren. Es gibt aller Voraussicht nach noch viele Synergiepotenziale im Klinikverbund, da das Unternehmen noch jung ist. Die BG Kliniken behandeln überwiegend schwere Fälle (Case Mix Index 2023: 1,39), was zusätzliche Vorteile durch die geplante Krankenhausreform bringt. Für 2024 erwartet das Unternehmen eine leichte Steigerung der Erlöse und ein Ergebnis knapp unter dem Niveau von 2023.
BG Kliniken
Die BG Kliniken – Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH mit Sitz in Berlin wurde am 1.1.2016 in Berlin gegründet. Der Milliardenkonzern im Bereich der stationären Gesundheitsversorgung umfasst BG Kliniken in Berlin, Bochum, Duisburg, Frankfurt, Halle, Hamburg, Ludwigshafen, Tübingen, Murnau, Bad Reichenhall und Falkenstein mit insgesamt 5238 Betten. Die Schwerpunkte der Kliniken liegen auf Schwerstunfall-, Schwerbrand-, Rückenmark-, Schädel-Hirnverletzungen, komplizierten Heilverläufen nach Unfällen und berufsgenossenschaftlicher Rehabilitation.
Der Case Mix Index (CMI) lag 2023 bei 1,39. Die Strategie des Verbundes konzentriert sich auf das Kerngeschäft und die Anpassung an Trends im deutschen Gesundheitswesen, wie Personalbindung, Digitalisierung und Kooperationen in der Akutbehandlung und Rehabilitation. Träger des Verbundes sind die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung, die jeweils 74,9 Prozent ihrer Einrichtungen eingebracht haben.
Geno: Minus trotz Ausgleichszahlungen
Die Gesundheit Nord gGmbH Klinikverbund Bremen zeigte 2023 erneut Verluste. Trotz eines Marktanteils von 61 Prozent in Bremen stagnierte der Umsatz bei 782 Millionen Euro. Ein Anstieg der Leistung (Case Mix plus 2,7 Prozent) und Fallwerte konnte den Rückgang der coronabedingten Ausgleichszahlungen von 88,3 Millionen Euro 2022 auf 36,7 Millionen Euro kompensieren.
Kostensteigerungen auf allen Ebenen konnten nicht durch die 39,2 Millionen Euro Betriebskostenzuschuss von der Stadt Bremen kompensiert werden. Das führte zu einem Rückgang des Ergebnisses: Das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) sank um 41,4 Prozent auf 16 Millionen Euro. Das EBIT fiel von plus 11,3 Millionen Euro 2022 auf minus 6,1 Millionen Euro. Das EBT sank von plus 4,8 Millionen Euro auf minus 12,9 Millionen Euro. Das EAT fiel von plus 4,3 Millionen Euro auf minus 13,5 Millionen Euro. Die Bilanzsumme sank auf 854 Millionen Euro (2022 waren es 1037 Millionen Euro), wodurch sich die Eigenkapitalquote von 23 auf 27 Prozent erhöhte. Der Anteil der Fördermittel stieg auf 20 Prozent (2022: 17 Prozent), und die Bankschulden sanken auf acht Prozent (2022: 23 Prozent).
Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet das Unternehmen für die gGmbH – die nach der Verschmelzung der vier Kliniken des Verbundes auf die gGmbH 2014 nahezu identisch zum Gesamtkonzern ist – einen Umsatz von 779 Millionen Euro und ein EAT von minus 32,5 Millionen Euro. Die Freie Hansestadt Bremen als Alleineigentümer hat einen neuen Kreditrahmenvertrag über 231 Millionen Euro (bisher waren es 183 Millionen Euro) abgeschlossen, der bis Ende November 2026 läuft. Auch für 2025 rechnet das Unternehmen mit Unterstützung durch seinen Gesellschafter.
Carl-Thiem-Klinikum Cottbus ist Uniklinikum
Das Carl-Thiem-Klinikum Cottbus ist jetzt ein Universitätsklinikum und übergegangen in die MUL-CT, die staatliche Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem. Trägerin ist das Land Brandenburg. Seit 2005 schreibt das Unternehmen, mit Ausnahme der Jahre 2020 und 2021, durchgehend schwarze Zahlen. Auch 2023 konnte das Haus mit über 1000 Betten, im Gegensatz zu vielen westdeutschen Krankenhäusern in kommunaler Trägerschaft, Gewinne erzielen.
Der Umsatz stieg 2023 um 0,7 Prozent auf 282,3 Millionen Euro. Dies lag an einer Erhöhung des Landesbasisfallwertes um 4,4 Prozent und Erlösausgleichen aus den Vorjahren. Diese waren nach Aussage des Managements auch der Grund des im Vergleich zu 2022 nur mäßigen Ertragsrückgangs bzw. positiven EAT: Das EBITDA (vor der Auflösung des Sonderpostens) sank um 2,9 Prozent auf 9,4 Millionen Euro, das EBIT um 32 Prozent auf 2,2 Millionen Euro und das EBT bzw. EAT um 4,8 bzw. 2,6 Prozent auf 2,6 bzw. 2,4 Millionen Euro. Der Cashflow verschlechterte sich von plus 7,3 Millionen Euro 2022 auf minus 5,9 Millionen Euro, hauptsächlich wegen einer Zunahme des kurzfristigen Anlagevermögens. Das Gesamtvermögen stieg leicht um 5,8 Prozent auf 330 Millionen Euro. Die als sehr gut zu bezeichnende Bilanzqualität hat sich leicht verschlechtert: Der Anteil der Liquidität am Vermögen stagnierte bei 16 Prozent, die Eigenkapitalquote sank von 37 auf 35 Prozent, die Fördermittelquote von 24 auf 23 Prozent und der Anteil der Bankschulden stieg von 9 auf 12 Prozent.
Trotz der Erwartung eines negativen Ergebnisses 2024 sind die Perspektiven gut. Das Klinikum plant, als Universitätsklinikum und Digitales Leitkrankenhaus die Gesundheitseinrichtungen in der Region zu vernetzen. Die Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem wurde am 1. Juli 2024 in Cottbus gegründet. Zum Wintersemester 2026/27 sollen die ersten Studierenden ihr Medizinstudium aufnehmen.
Elisabeth Vincenz Verbund: Neuer Umsatz-Milliardär
Der Elisabeth Vinzenz Verbund wurde 2014 gegründet. Er gehört mit seinen 13 Krankenhäusern, drei Altenheimen und verschiedenen sozialen Einrichtungen, wie Hospize oder Bildungsstätten, nach eigenen Angaben zu den sechs größten konfessionellen Trägern in Deutschland. Das Unternehmen wächst stark und hat seit der Gründung nie rote Zahlen geschrieben. Diese positive Entwicklung setzte sich auch 2023 fort.
Der Umsatz stieg um 4,6 Prozent auf 1014 Millionen Euro und überschritt damit erstmals die Milliardengrenze. Allerdings brach der Ertrag auf allen Ebenen der GuV ein. Das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) sank um 21,5 Prozent auf 22,4 Millionen Euro. Das EBIT fiel auf minus 1,2 Millionen Euro, nachdem es im Vorjahr noch 3,9 Millionen Euro betragen hatte. Das EBT und EAT reduzierten sich um 49,2 bzw. 99,1 Prozent auf 0,9 bzw. Null.
Der Grund für diesen Rückgang waren Belastungen von sieben Millionen Euro durch die Insolvenz des St. Elisabeth Krankenhauses Lahnstein. Ohne diese Belastungen und unter Berücksichtigung positiver Effekte von 3,5 Millionen Euro (2022 waren es 20 Millionen Euro) hätte das EAT deutlich positiv ausfallen können. Der Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit betrug 69 Millionen Euro (2022: 80 Millionen Euro), was trotz hoher Investitionen von 76 Millionen Euro (2022: 60 Millionen Euro) zu einem Anstieg der liquiden Mittel führte. Die Bilanzqualität hat sich damit weiter verbessert.
Das Vermögen stieg auf 1049 Millionen Euro (2022: 999 Millionen Euro), wovon 20 Prozent (2022: 19 Prozent) aus liquiden Mitteln bestanden. Die Eigenfinanzierungsquote lag inklusive Fördermittel bei 60 Prozent (2022: 61 Prozent) und der Anteil der Bankschulden bei drei Prozent (2022: zwei Prozent).
Für 2024 erwartet das Management ein EAT zwischen 2 und 2,5 Millionen Euro. Diese Prognose könnte sich trotz steigender Kosten und Tarife als zu konservativ erweisen.
Was EAT, EBT & Co. bedeuten
EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.
EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.
EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.
EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.
EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.
Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.
Case Mix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Case Mix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.
Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.
Gesammelt finden Sie alle Kassensturz-Beiträge unter Themen.






Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen