
Im St. Elisabeth Krankenhaus (SEK) im rheinland-pfälzischen Lahnstein stehen offenbar einschneidende Veränderungen bevor. Den Beschäftigten sei in einer Mitarbeiterversammlung am 19. Februar erklärt worden, dass etwa zwei Drittel von ihnen kurzfristig ihre Stellen verlieren werden, sagte Lahnsteins Oberbürgermeister Lennart Siefert im Gespräch mit kma: „Bis auf die Psychiatrie macht alles zu.“ Seine Informationen habe er aus der Mitarbeiter- und Ärzteschaft, so Siefert.
Das bislang zum Elisabeth Vinzenz Verbund (EVV) gehörende Haus hatte im November 2023 ein Schutzschirmverfahren beantragt und arbeitet seitdem an seiner Restrukturierung. Offenbar soll sich das Haus, das bisher 180 Betten und mehr als 300 Beschäftigte hat, künftig nur noch auf die Psychiatrie beschränken. Für alle anderen Bereiche liege kein tragfähiges Konzept vor, ist zu hören.
Anfang Dezember 2023 hatte Geschäftsführer Claudius-David Walker noch erklärt, es solle eine altersmedizinische Basisversorgung mit psychiatrischem Schwerpunkt eingerichtet werden. Zudem sei eine Gerontopsychiatrie geplant, und auch eine Orthopädie und eine HNO-Belegabteilung sollten zum Leistungsspektrum gehören.
Für die Beschäftigten ist das gerade in dieser Kurzfristigkeit ein Schlag ins Gesicht.
Den Informationen von OB Siefert zufolge sollen die betroffenen Beschäftigten ihre Kündigung bereits zum Ende März erhalten, die meisten würden schon zum 1. März freigestellt, sagt er: „Für sie ist das gerade in dieser Kurzfristigkeit ein Schlag ins Gesicht.“ Noch in der vergangenen Woche sei Teilen der Ärzteschaft ein Fortbestehen zugesichert worden, so Siefert.
Er selbst und die Stadt seien in das Verfahren nicht eingebunden worden, sagt der OB. Anfang November 2023 sei er mit Jörg Denninghoff, dem Landrat des Rhein-Lahn-Kreises, lediglich zu einem Kennenlernen bei Geschäftsführer Walker gewesen. Damals sei die prekäre Lage dargestellt und erklärt worden, dass mit Hochdruck an einem Konzept gearbeitet werde. „Es hörte sich eher nach marginalen Einschnitten an“, erinnert sich Siefert.
BBT-Gruppe wird als möglicher Träger genannt
Der Elisabeth Vinzenz Verbund mit Sitz in Berlin machte auf Anfrage von kma keine Angaben zu den Informationen. Zunächst sollten anstehende Gespräche abgewartet werden, hieß es. Auf der Homepage des SEK ist folgender Hinweis zu finden: „Ende Februar 2024 wird der Krankenhausbetrieb in den somatischen Fachbereichen eingestellt. Deshalb können wir in den Kliniken für Innere Medizin, Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Chirurgie und Orthopädie keine Untersuchungen, ambulanten oder stationären Behandlungen mehr durchführen. Auch in der Kurzzeitpflege können wir keine Gäste mehr aufnehmen. Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie setzt ihre Arbeit unverändert fort.“
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir uns nicht weiter äußern.
Als möglicher neuer Träger des Krankenhauses wird in regionalen Medien die BBT-Gruppe mit Sitz in Koblenz genannt. Auch dort blieb man auf Anfrage zurückhaltend. Die BBT-Gruppe sei im Rahmen des Insolvenzverfahrens des St. Elisabeth Krankenhauses angefragt worden, sich am im Prozess vorgesehenen Bieterverfahren zu beteiligen, hieß es lediglich. Die derzeitigen Rahmenbedingungen im Krankenhauswesen stellten Träger allgemein vor große Schwierigkeiten. Daher seien Verbünde und Kooperationen in räumlicher Nähe überlebenswichtig, um weiterhin am Markt bestehen zu können, so die BBT-Gruppe. Wie bei diesen Verfahren üblich, sei zwischen den Teilnehmenden allerdings Vertraulichkeit vereinbart worden und daher könne man sich „zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht weiter äußern“.
Lennart Siefert macht sich derweil noch größere Sorgen um die Gesundheitsversorgung im Rhein-Lahn-Kreis. Nachdem bereits die Paracelsus Klinik im nicht weit entfernten Bad Ems geschlossen wurde, sei derzeit auch die Zukunft des zum Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein gehörenden Paulinenstifts in Nastätten unsicher, erklärt der OB. Und darüber hinaus gebe es im Kreis nur noch die Hufeland-Klinik in Bad Ems – eine Lungenfachklinik.







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