
Im Jahr 2023 entwickelte sich das Geschäft des evangelischen Gesundheitskonzerns Agaplesion zwar wie geplant, jedoch ist die Entwicklung – wie in den letzten Jahren – nicht positiv zu bewerten. Trotz eines Umsatzanstiegs um 2,2 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro brach der Ertrag auf allen Ebenen deutlich ein. Das EBITDA, vor Berücksichtigung des Ertrags aus der Auflösung des Sonderpostens, reduzierte sich um 30,1 Prozent auf 40,4 Millionen Euro. Das EBIT sank um 72,8 Prozent auf 6,1 Millionen Euro und das EBT um 76,3 Prozent auf 4,7 Millionen Euro.
Diese Entwicklung hat zwei Gründe: Zum einen führten eine Erhöhung der Landesbasisfallwerte und positive Ergebnisse in Budgetverhandlungen zu Belastungen. Zum anderen mussten neben den allgemein widrigen Marktverhältnissen Belastungen in Höhe von 13,8 Millionen Euro aufgrund der Insolvenz des Agaplesion Krankenhauses Holzminden verkraftet werden.
Weiterhin solide Bilanz
Aufgrund des positiven Ergebnisses bleibt die Bilanz weiterhin sehr solide. Die Bilanzsumme sank von 1,71 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 1,64 Milliarden Euro, hauptsächlich durch eine deutliche Reduktion des kurzfristigen Vermögens. Dadurch erhöhte sich die Eigenkapitalquote von 26 auf 27 Prozent. 27 Prozent des Vermögens waren durch Fördermittel (2021 waren es 28 Prozent) und unverändert 25 Prozent durch Banken finanziert.
Der Anteil der Liquidität am Vermögen sank von zehn auf acht Prozent, was auf hohe eigenfinanzierte Investitionen von 72 Millionen Euro zurückzuführen ist. Diese Investitionen überstiegen den Cashflow von 45 Millionen Euro (2022: 35 Millionen Euro) deutlich, wodurch die Liquidität gegenüber Ende 2022 um 38 Millionen Euro sank.
Weiterhin gute Perspektiven
Für 2024 erwartet das Unternehmen trotz eines leicht steigenden Umsatzes einen deutlichen Fehlbetrag. Der Grund dafür sind deutlich geringere positive Einmaleffekte im Vergleich zu 2023, wie die Energiekostenerstattung von 43 Millionen Euro, die 2023 vereinnahmt wurde.
Dennoch bleiben die Perspektiven des Unternehmens positiv. Mit einem Umsatzvolumen von etwa 1,8 Milliarden Euro ist das Unternehmen groß, die Bilanz ist sehr solide und die Ertrags- und Finanzlage ist trotz der widrigen Marktverhältnisse positiv. Zudem wird erwartet, dass erhebliche Synergiepotenziale im Klinikverbund schlummern. Angesichts der anhaltend schwierigen Marktbedingungen ist davon auszugehen, dass immer mehr konfessionelle Kliniken und Pflegeheime unter das Dach der Agaplesion schlüpfen werden.
Agaplesion gAG
Mit 1,8 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2023 ist Agaplesion der größte christliche Klinikkonzern in Deutschland. Die Agaplesion gemeinnützige Aktiengesellschaft ist eine Managementholding, die im Jahr 2023 18 Krankenhäuser, 40 Wohn- und Pflegeeinrichtungen, 7 Hospize, 29 Medizinische Versorgungszentren (MVZ), 14 Krankenpflegeschulen und eine Fortbildungsakademie umfasste. Im Jahr 2023 betreuten die Krankenhäuser 253 000 Fälle (Case Mix 206 000), und die Wohn- und Pflegeeinrichtungen boten 3673 Plätze mit 1233 Tausend Berechnungstagen.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2002 wächst die Holding stark durch die Übernahme kirchlicher Kliniken und Pflegeheime, meist durch Sacheinlagen gegen Ausgabe neuer Aktien. Die Gesellschafter der AG sind die ursprünglichen „Einbringer“ der Einrichtungen, die oft eine Minderheitsbeteiligung an ihren Häusern behalten. Das Unternehmen gibt an, fest in den Werten und Traditionen der Diakonie verwurzelt zu sein.
Marienhaus-Gruppe: Ertragsdruck steigt
Im Jahr 2023 entwickelte sich die Marienhaus GmbH deutlich schlechter als im Vorjahr. Das Unternehmen ist in den Bereichen Krankenhäuser (9 Krankenhäuser, Umsatzanteil 62 Prozent), Pflege (17 Alten- und Pflegeheime, Umsatzanteil 16 Prozent) und Kinder-/Jugendhilfe/Sonstiges (12 Prozent) tätig.
Der Konzernumsatz schrumpfte um 0,8 Prozent auf 909,2 Millionen Euro. Dies lag am Wegfall der Corona-Ausgleichszahlungen (2022: 67 Millionen Euro) und der Entkonsolidierung des insolventen Heilig-Geist-Hospitals Bingen. Dadurch reduzierte sich der Ertrag auf allen Ebenen der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) deutlich. Das EBITDA schrumpfte um 19,7 Prozent auf 18,9 Millionen Euro, das EBIT um 49,3 Prozent auf 3,3 Millionen Euro und EBT um 78,2 Prozent auf 1,1 Millionen Euro. Das EAT betrug minus 0,3 Millionen Euro (2022: 4,1 Millionen Euro) und lag damit deutlich über dem geplanten Verlust von 17,3 Millionen Euro. Dies war jedoch hauptsächlich auf periodenfremde Umsatzerlöse von 26,5 Millionen Euro zurückzuführen. Diese resultierten vor allem aus dem Abschluss zahlreicher Budget- und Entgeltverhandlungen für Vorjahre, hohen Erträgen aus der Auflösung von Rückstellungen sowie Erträgen aus der Auflösung von Wertberichtigungen in Höhe von 24,3 Millionen Euro (2022: 8 Millionen Euro) und 22,6 Millionen Euro an Ausgleichszahlungen für den Anstieg der Energiepreise.
Bilanztechnisch zeigte sich eine weiterhin zufriedenstellende Entwicklung. Allerdings führte das negative EAT in Verbindung mit einem negativen Cashflow von 8,5 Millionen Euro (2022: plus 2,9 Millionen Euro) zu Einbußen der Solidität. Dies führte unter anderem dazu, dass der Anteil der Bankschulden am Gesamtvermögen von 647 Millionen Euro (2022: 637 Millionen Euro) von 16 auf 22 Prozent stieg. Bei der Bilanzanalyse ist jedoch zu beachten, dass die erhaltenen Fördermittel mit dem geförderten Anlagevermögen verrechnet sind. Dadurch wird das Sachanlagevermögen zu niedrig ausgewiesen und auf der Finanzierungsseite gibt es keine Sonderposten.
Für 2024 erwartet das Unternehmen einen Anstieg der EAT-Verluste auf 9,2 Millionen Euro. Das Erreichen der Ziele wird jedoch schwierig, auch angesichts der hohen Einmalerträge im Jahr 2023. Zudem ist aufgrund der geringen Fallschwere in den Häusern, dokumentiert durch den Case-Mix-Index von 0,752, davon auszugehen, dass die Marienhaus-Krankenhäuser vor weiteren einschneidenden Veränderungen stehen.
Johanniter: 2023 schlechter als erwartet
Die Johanniter GmbH ist ein Unternehmen in den Bereichen Krankenhäuser (Umsatzanteil 45 Prozent), Reha- und Spezialkliniken (15 Prozent) und Pflege (38 Prozent).
Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 waren – wie bereits 2022 – nicht zufriedenstellend. Das geplante Leistungsvolumen konnte aufgrund von Personalausfällen und vakanten Stellen nicht erreicht werden. Die Sachkosten stiegen inflationsbedingt stärker als geplant, und die Aufwendungen für Leiharbeitskräfte lagen mit 35,7 Millionen Euro um 7,5 Millionen Euro über dem Plan. Zudem standen den Coronaausgleichszahlungen 2022 von 56 Millionen Euro nur Erstattungen aus der Energiepreisbremse von 25,8 Millionen Euro gegenüber. Im Jahr 2023 stieg der Umsatz um 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1105 Millionen Euro. Dadurch konnten die Ertragskennziffern auf allen Ebenen der GuV verbessert werden:
Das EBITDA vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens und Pachtaufwendungen stieg um 19,9 Prozent auf 81,7 Millionen Euro, das EBIT von minus 0,7 auf plus 8,5 Millionen Euro, das EBT von minus 5,6 auf plus 2,5 Millionen Euro und das EAT (vor Anteile Dritter) von minus 6,8 Millionen Euro auf minus 2,2 Millionen Euro. Geplant war jedoch eine EAT-Erhöhung auf plus 16,1 Millionen Euro. Ob das Ziel für 2024, bei steigendem Umsatz ein deutlich positives Gesamtergebnis im Konzern zu erzielen, erreicht wird, bleibt abzuwarten. Im ersten Quartal 2025 lagen die Zahlen der wichtigsten Bereiche unter dem Plan.
Malteser: Ertragsträger Migrationshilfe
Die Malteser Deutschland gGmbH ist zu jeweils 29 Prozent Umsatzanteil in den Bereichen Krankenhäuser, Altenhilfe und Migration/Jugendhilfe tätig. Im Bereich Serviceleistungen, der sich hauptsächlich auf die Produktion und Lieferung von Verpflegung für verschiedene Einrichtungen konzentriert, werden elf Prozent der Gesamterlöse erzielt. Nachdem das Unternehmen 2020 vier Krankenhäuser und 2022 zwei weitere verkaufte, wurde eine mehrjährige Verlustphase beendet. Bedingt durch der Ukrainekrieg und einem deutlichen Ausbau der Kapazitäten in der Sparte Migration, kehrte das Unternehmen 2022 auf den Weg des Erfolgs zurück, der 2023 anhielt und auch 2024 anhalten wird.
Wie 2022 konnten 2023 Umsatz und Ertrag deutlich über Plan gesteigert werden: Statt der geplanten 3 Prozent konnte der Umsatz um 7,8 Prozent auf 656,8 Millionen gesteigert werden – der Umsatz im Bereich Migration, Schule und Jugendhilfe stieg dabei um 15,2 Prozent auf 190,4 Millionen Euro – und aus dem geplanten EAT von 3 Millionen Euro wurden 12 Millionen Euro. Diese positive Entwicklung wirkte sich auch auf die Bilanz aus: Das Gesamtvermögen stieg von 490 Millionen Euro Ende 2022 auf 513 Millionen Euro. Davon waren 28 Prozent liquide Mittel (2022: 31 Prozent). Die Finanzierung blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert: 49 Prozent Eigenkapital, 14 Prozent Fördermittel (2022: 15 Prozent) und 9 Prozent Bankkredite (2022: 10 Prozent).
Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass der Erfolgstrend 2024 angehalten hat, und zumindest der Ertragsplan 2024 wieder deutlich übertroffen wurde: Der Plan sieht eine Umsatzsteigerung von etwa 13 Prozent vor, was zu einem Jahresergebnis von 4,5 Millionen Euro führen soll. Zum Vergleich: 2023 betrug das Jahresergebnis 12 Millionen Euro.
Was EAT, EBT & Co. bedeuten
EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.
EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.
EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.
EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.
EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.
Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.
Case Mix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Case Mix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.
Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.
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