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Der kma Entscheider-Blog

kma Entscheider BlogNeue Heroes nach Corona – Generation Z als Game Changer

Harte Zeiten bringen starke Menschen hervor. Die Generation, die aktuell noch beweisen muss, aus welchem Holz sie geschnitzt ist, wird möglicherweise die Antwort auf die Fragen von morgen haben. Im Gesundheitswesen wurden sie bisher zumeist als unführbar und identitätslos abgetan. Doch in ihnen stecken echte Leistungsträger, die sich bereits auf dem Vormarsch befinden.

ID-Native GmbH
Tanja Heiß ist Geschäftsführerin der ID-NATIVE GmbH in Goldbach und Co-Gründerin von Hashtag Gesundheit e.V.

Ein Virus, der die Welt verändert. COVID-19 hat ein neues Zeitalter eingeläutet. Dieses Zeitalter ist so prägend und einschneidend, das vermutlich nicht mal ein Impfstoff dazu führen wird, dass irgendwann wieder alles zurück auf Anfang gesetzt wird. Historisch betrachtet gab es in jeder Generation solche Einschnitte. Bei der Nachkriegsgeneration war es der harte Wiederaufbau. Bei der Generation X beispielsweise die 68er-Bewegung und die Jahrgänge ab circa 1984 wurden unter anderem durch 9/11 und weitere terroristische Anschläge in ihrem Leben beeinflusst. Neben den wirtschaftlichen und politischen Aspekten führte aber auch die Digitalisierung zu Veränderungen. Nicht alle Veränderungen waren dabei schlecht. Im Gegenteil: jede Generation hat für sich gelernt, diesen Herausforderungen zu begegnen und sich anzupassen.

Noch vor Corona wurde allerdings die Generation Z (circa 1995 – 2010) als eine Ansammlung junger Menschen ohne Werte und Ziele abgetan, die uninspiriert und faul darauf warten, dass ihnen alles in den Schoß gelegt wird. Begriffe wie Work-Life-Separation (starke Trennung von Arbeits- und Privatleben) entstanden ebenso wie die Bezeichnung Generation Snowflake (hoch sensibel und sehr emotional aber kaum resilient). Doch Corona hat nicht nur die Welt verändert, sondern besonders diese eine Generation. Eine Chance für das extrem geforderte Gesundheitswesen.

Zombie oder zauberhaft?

Tatsächlich steht Z nicht nur für diese Generation, weil der Buchstabe im Alphabet nach Y kommt. Die Jahrgänge nach 1995 werden gerne auch mit Zombies verglichen. Eine Metapher, die deutlich macht, wie groß der Graben zwischen den unterschiedlichen Altersgruppen inzwischen ist. Wir sehen diese Generation der jüngeren Geschwister, Kinder und Enkel durch einen Filter, der mehr als nur negativ ist. Wirft man einen genaueren Blick auf diese jungen Menschen, entdeckt man jedoch viele ungeschliffene Diamanten. Die Generation Z punktet zum einen mit ihren überdurchschnittlichen technologischen Fähigkeiten. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Social Media haben sie quasi mit der Muttermilch aufgesogen.

Mit einem Selbstverständnis bewegen sie sich durch virtuelle Welten und erreichen dadurch bereits im Alter von 16 Jahren Expertenstatus. Sie konsumieren Informationen in der Geschwindigkeit eines Hochleistungscomputers und teilen sie fast ebenso schnell über soziale Netzwerke wieder mit Millionen von Menschen. Sie finden ihre Partner auf Tinder und Co. und erwarten diese Agilität und digitale Verfügbarkeit auch von ihren Arbeitgebern. Zugegeben: diese Reizüberflutung und nicht vollständig entwickelten soziale Kompetenzen sorgen häufig dafür, dass diese Generation wie ein Elefant im Porzellanladen wahrgenommen wird. Die gute Nachricht ist aber, dass bei entsprechender Führung sowie einer hohen Werte- und Zielorientierung aus diesen kleinen Zombies wirklich zauberhafte und erfolgreiche junge Menschen werden, die Zukunft schreiben.

Malala, Boyan und Co. verändern die Welt

Können Sie sich noch an Malala Yousafzai erinnern? 1997 geboren machte dieses junge Mädchen in ihrem Heimatland Pakistan als Kinderrechtsaktivistin auf sich aufmerksam. Seit sie 11 Jahre alt war, berichtete sie in ihrem Blog über den Einfluss der pakistanischen Taliban und die Beschränkungen in Bereichen der Bildung, die vor allem junge Frauen und Mädchen trafen. Im Jahr 2012 wurde sie bei einem Anschlag durch die Taliban schwer verletzt. Seitdem kämpft sie stärker denn je für die Rechte junger Frauen. Die heute 23-Jährige wurde dafür 2014 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. 

Der 1994 in den Niederlanden geborene Boyan Slat macht seit vielen Jahren als Erfinder und Umweltschützer von sich reden. Mit seinem passiven System zur Einsammlung von Plastikmüll unter Zuhilfenahme der natürlichen Meeresströmung hat er sein studentisches Wissen aus dem Bereich Luft- und Raumfahrttechnik mit seinem unermüdlichen Einsatz für die Ozeane vereint. Obwohl er anfangs kaum Unterstützer für sein Projekt fand, gelang es ihm in einem beeindruckenden TEDx talk über zwei Millionen Dollar und tausende Freiwillige für sein Pilotprojekt zu gewinnen. Schließlich wurde er 2014 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen mit der Auszeichnung „Champion of the Earth“ geehrt.

Auch der 1997 geborene Felix Finkbeiner, der die Umweltinitiative Plant-for-the-Planet gegründet hat, oder auch die weltweite bekannte Greta Thunberg (geboren 2003) sind Vertreter der Generation Z. Sie alle stehen für etwas ein. Projekte und Themen, die ihnen am Herzen liegen. Natürlich sind ihre Wege und Methoden nicht immer die richtigen. Häufig stellt sich auch die Frage, welchen Einfluss Eltern und Presse haben. Aber eines haben sie alle gemeinsam. Sie kämpfen unaufhaltsam für eine bessere Welt und scheuen sich nicht davor unbequeme Wahrheiten auszusprechen oder ungewöhnliche Wege zu gehen.

Leuchttürme im Gesundheitswesen

Den Kampf für bessere Bildung, eine saubere Umwelt und für Menschenrechte bestreiten weltweit inzwischen viele junge Menschen. Man könnte meinen, das Gesundheitswesen sei zu langweilig oder nicht wichtig genug beziehungsweise nicht attraktiv genug für die Generation Z. Dort gibt es ja quasi keine jungen Aktivisten. Doch bereits 2017 sorgte Alexander Jorde als einer der ersten für Aufsehen, als er in der ARD-Wahlarena mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Zustände in der Pflege diskutierte. Viele fragten sich: Darf er das?

Seitdem sind viele Auszubildende und Studierende aktiv geworden. In Vereinen und Initiativen wie Blaupause e. V. und Hashtag Gesundheit e. V. tauschen sie sich zu ihren Herzensthemen aus und suchen Kontakte zu Entscheidungsträgern, Politikern und Medien. Sie beschäftigen sich mit neuen Thesen und suchen auch manchmal die Konfrontation, um alte Denkmuster abzubauen und neue Ideen zu entwickeln. Das enorme Wachstum dieser Organisationen zeigt, dass die Generation Z sich engagieren möchte und dafür einen Rahmen sucht. Leider finden sie diesen nur selten bei ihren Arbeitgebern und meist fehlt dann die konkrete Idee wie und wo sie sich konstruktiv einbringen können. Diese Willensstärke müssen sich Krankenhäuser, -kassen und Co. dringend zu Nutze machen. Wenn sie die Vertreter dieser Generation Z mitwirken lassen bei Digitalisierungsprojekten oder ihnen den Raum geben, eigene Ideen zu entwickeln und ihre Meinung einzubringen, werden sie zum Game Changer in der Corona-Krise.

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