

Egal ob Mindestpersonalgrenzen oder neue bauliche Vorgaben rund um OPs, ZSVAs oder Notaufnahmen – Gesetzeskonformität sorgt mehr und mehr für wirtschaftlichen Druck. Und dabei sind in dieser Aufzählung Neubauten, Modernisierungen von alten Stationen, Ausgaben für technische Ausstattung und Digitalisierung, die ebenfalls Teil des Investitionsstaus sind, noch gar nicht berücksichtigt. Mehr als 30 Prozent der deutschen Akutkliniken sind defizitär – ein Zustand, der sich dringend ändern muss.
Die gute Nachricht: Klinikbetreiber haben die richtigen Spielkarten in der Hand. Die schlechte: Sie spielen sie nicht aus. Sind wir als Führungskräfte nicht verpflichtet alle Optionen zu nutzen?
Potentiale identifizieren:
In welchem Bereich können Einsparungen gehoben werden und gleichzeitig weitere positive Effekte wie Personalentlastung erzielt werden? Dafür muss man einen Blick in den Sekundärbereich werfen. Neben dem klassischen Facility Management bietet die Textile Versorgung oder auch die Speisenversorgung vielfältige die Ansatzpunkte.
Die Reduktion der Sachkosten pro BKT (Beköstigungstag) um bis zu 4,00 Euro ist in einem 600 Bettenhaus mit ca. 85 000 BKT pro Jahr eine dringend zu hebende Einsparung. Denn betrachtet man die Vollkosten, liegen Deutschlands Krankenhäuser hier eher bei 16,00 – 18,00 Euro anstatt der möglichen Euro 12,00 – 14,00 brutto. Ganz abgesehen von den Vorteilen für eine bessere Speisenqualität durch neue Zubereitungsverfahren sowie bessere logistische Strukturen durch moderne Verteiltechnik. Noch größeres Potential liegt dagegen in einem anderen Bereich.
Fokus auf die Bewirtschaftung der Medizintechnologie setzen
Warum vernachlässigen wir im Zeitalter der Digitalisierung eigentlich immer wieder die Medizintechnik im Krankenhaus? Dabei wird das meiste Geld nicht bei der Beschaffung, sondern bei der Bewirtschaftung verschwendet. Und zwar im sechststelligen Bereich. Jährlich. Ein Sammelsurium an Wartungs- und Instandhaltungsverträgen sorgt für Intransparenz und unnötige Kosten. Fehlende Störmeldemodule und Einweisungsdokumentationen und Unwissenheit über neue gesetzliche Vorgaben wie das Strahlenschutzgesetz ergänzen die historisch gewachsenen Strukturen.
Höchste Zeit mit modernen und intelligenten Bewirtschaftungssystemen anzusetzen. Laufende Verträge bündeln und Qualitätskriterien durch Service-Level-Agreements definieren – mit der Unterstützung von Industriepartnern ist das möglich. Den Schwerpunkt kann der Betreiber selbst setzen: systemische Bewirtschaftung oder technologischer Fortschritt. Ein Schwerpunktversorger kann so seine Instandhaltungskosten um durchschnittlich 2,5 Prozent jährlich reduzieren und über vier bis fünf Jahre konstant senken. Da kommen schnell Euro 600 000,00 bis 800 000,00 brutto p. a. zusammen.
Nicht nur reden, sondern handeln
Einsparungen im Sachkostenbereich können direkt genutzt werden, um Investitionsstaus abzubauen. Für steigende Personalkosten, notwendige bauliche Maßnahmen, der Umsetzung von flächendeckendem WLAN und wichtigen digitalen Projekten oder auch einfach nur, um die negativen Jahresergebnisse auszugleichen. Erfahrungsgemäß sind Bewirtschaftungsprojekte nicht auf der Prioritätenliste. Sollten sie aber sein. An kaum einer anderen Stelle im Krankenhaus liegt soviel ungenutztes Potential. Führungskräfte tragen die wirtschaftliche Verantwortung.
Also warum reden wir noch darüber, wo überall im Gesundheitswesen Geld für Investitionen fehlt? Stattdessen sollten wir verantwortungsvolle Entscheidungen treffen und ins Handeln kommen.

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