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Roland BergerWie schmeckt Ihnen das Beraterleben, Herr Musick?

Seit März steht Michael Musick in den Diensten von Roland Berger. Für die Strategieberatung baut der Ex-Regiomed-Chef einen neuen Healthcare-Bereich auf. Für beide ist das ein Start auf umkämpftem Terrain.

Michael Musick
Roland Berger
Michael Musick mag den Start-up-Charakter bei seiner neuen Aufgabe.

Die vergangenen elf Wochen hatten es in sich. Neues Unternehmen, völlig neue Rolle, alles im Aufbau. Anfang März hat Michael Musik bei Roland Berger angeheuert – und das könnte wieder ein besonderer „Musick-Weg“ werden.

Nach der komplexen Regiomed-Insolvenz hat der ehemalige Chef des bayerisch-thüringischen Klinikverbundes kein anderes Krankenhaus gewählt, nicht den nächsten Geschäftsführerposten. Musick baut lieber etwas Neues auf. Und wieder will er, wie bei Regiomed in Coburg, den Beweis liefern, dass etwas funktionieren kann.

Wir sehen ein großes Potenzial.

Als Director mit Sitz in Berlin soll er für die Impex-Einheit von Roland Berger den neuen Healthcare-Bereich aufbauen. Die fünf Buchstaben stehen für „Interim Management Performance Executives“, und mit diesem Angebot tritt die Strategieberatung jetzt neuerdings auch für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sowie Unternehmen der Medizintechnik und -software an. „Wir sehen ein großes Potenzial“, sagt Impex-Geschäftsführer Stefan Treiber.

Seine Einheit wurde Anfang des Jahres 2023 gegründet und war bislang für klassische Industriekunden wie Autozulieferer, Maschinen- und Anlagenbauer sowie im Bereich Handel und Konsumgüter tätig. Ihre Krisenexperten kommen als Teil eines größeren Mandates von Roland Berger in Unternehmen oder werden separat speziell für ihre Dienstleistung angefragt.

Stefan Treiber
Roland Berger
Stefan Treiber ist Geschäftsführer der Impex-Einheit von Roland Berger.

Bei krisenerfahrenen Managern gibt es einen massiven Engpass.

Als weiterer Player im Bereich Interim-Management für Kliniken und Co., den auch andere Wettbewerber zunehmend für sich entdecken, will sich Treibers neue Mannschaft nun möglichst schnell einen Namen machen. Neben Musick gehört seit Februar schon der Gesundheitsökonom Dr. Alexander Schmithausen dazu, der zuletzt stellvertretender Geschäftsführer des Pro-Homine-Verbundes und Krankenhausdirektor des bislang zu dem Verbund gehörenden St. Willibrord-Spitals in Emmerich war.

„Die Erfahrung für Transformation und Krise fehlt im Krankenhausumfeld meistens“, sagt Impex-Chef Treiber: „Bei krisenerfahrenen Managern gibt es einen massiven Engpass.“ Genau solche Lücken sollen Schmithausen und Musick schließen, und Treiber setzt auf weitere Zugänge, die der Name Roland Berger und die damit verbundenen Möglichkeiten locken.

Anfragen für Interim-Mandate im Krankenhausbereich habe es schon in der Vergangenheit immer mal wieder gegeben, erklärt Treiber. Dann kamen teilweise externe Manager zum Einsatz, mit denen Roland Berger zusammenarbeitet. Doch jetzt gebe es im Klinikumfeld immer mehr dieser Interim-Gesuche, und es sind Fälle, in denen es extrem schnell gehen muss.

Dr. Alexander Schmithausen
Roland Berger
Dr. Alexander Schmithausen gehört seit Februar 2025 zu Impex.

Treiber nennt sie „Operationen am offenen Herzen“, für die Krisenerfahrung gefragt ist. Da sei es eine logische Konsequenz, sich nun systematisch zu engagieren – auch wenn andere das Feld schon deutlich länger beackern: „Es gibt einen sehr hohen Bedarf, und wir glauben, in dem Segment sehr schnell Fuß fassen zu können.“

Beratung plus Umsetzung

Um sich vom Wettbewerb abzusetzen, sieht Treiber insbesondere das Zusammenspiel mit den Strategieberatern des Unternehmens als Pluspunkt: „Wir bringen das Beste aus beiden Welten zusammen“, sagt er und meint die klassische Beratungskompetenz für Restrukturierungen und Sanierungsgutachten mit dem Umsetzungs-Know-how. Teams könnten gezielt und spezifisch aus dem gesamten Roland-Berger-Kosmos zusammengezogen und bei Bedarf angepasst werden. Berater und Interim-Manager seien auf den gleichen Instrumenten und Tools geschult – „so können wir schneller und ohne große Warmlaufzeit hochfahren. Dabei sind wir bereit, sehr unternehmerisch zu agieren.“

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Dass sich das nicht jedes Haus wird leisten können, räumt Treiber ein: „Wir sind sicher nicht die Günstigsten am Markt, fühlen uns aber auch im mittelständischen Umfeld sehr wohl.“ Was letztlich passen könne, werde bewusst geprüft, bei Krankenhäusern genauso wie bei MVZ und Rehakliniken. Will ein Stand-alone-Haus mit einem großen Klinikum fusionieren, legen mehrere Landkreise ihre Häuser zusammen oder plant ein privater Betreiber die Transformation – „der Markt ist gerade im deutschsprachigen Raum sehr im Wandel, und deshalb schauen wir uns das jetzt wirklich erst einmal alles an“.

Musick soll den Proof of Concept liefern

Während es in den anderen Impex-Bereichen auch bereits erste Auslandsmandate gab, etwa in Frankreich und den USA, soll sich das neue Healthcare-Angebot in den nächsten ein, zwei Jahren erst einmal in Deutschland, Österreich und der Schweiz etablieren und profitabel wachsen, sagt Treiber. Der Proof of Concept ist Michael Musicks Aufgabe – er soll zeigen, dass es geht. Alle Anfragen aus dem Healthcare-Bereich landen auf seinem Schreibtisch.

Man verbindet mich natürlich mit großen und komplexen Themen.

Als Berater und Teil eines Teams war er in den vergangenen Wochen bereits im Einsatz und hat seine CEO-Erfahrung eingebracht. „Man verbindet mich natürlich mit großen und komplexen Themen“, sagt er, „von denen gibt es im Gesundheitswesen ein bis zwei pro Jahr.“

Musick gefällt der Start-up-Charakter bei seiner neuen Aufgabe. Die Impex-Website wurde umgestaltet, der Restrukturierungs-Newsletter um neue Impex-Inhalte erweitert, und mittlerweile ist er auch mit der Organisationsstruktur bei Roland Berger vertraut. Nun kann es für den chronisch Ungeduldigen gerne konkret werden: „Wir müssen die Marke bekannt machen – die Umsetzungs-Rolle ist in diesem Bereich ja neu.“

Dabei pflegt er auch den engen Kontakt zu einem weiteren Roland-Berger-Neuzugang der jüngsten Zeit: Dr. Axel Fischer ist Anfang Mai von Deloitte als Partner zur Beraterkonkurrenz gewechselt. Der Ex-Chef der München Klinik gehört bei Roland Berger jetzt zum Bereich Healthcare, den Dr. Peter Magunia und Dr. Thilo Kaltenbach leiten. Musick kennt Fischer aus seiner Zeit in Augsburg und will mit ihm gemeinsam „unsere extreme Praxiserfahrung in die Mandate einbringen“.

Branchenübergreifende Abstimmung

Er selbst pendelt derzeit zwischen seiner neuen Basis Berlin sowie Frankfurt und München – und wird „jeden Tag noch ein Stückchen schlauer“, wie er sagt. Die Möglichkeiten seines neuen Arbeitgebers faszinieren ihn. „Gerade die branchen- und plattformübergreifenden Abstimmungen finde ich extrem spannend“, sagt er. Das Wissen der gesamten Organisation für den Bereich Healthcare zu nutzen und in die Restrukturierungsthemen einzubringen, sei das Ziel.

Die KI- und Robotik-Expertise zum Beispiel, das Logistik-Know-how, das im Gesundheitswesen „nicht ganz so stark“ sei, oder digitale Schwerpunkte – „immer mit dem Blick, die Patientenversorgung ein Stückchen zu verbessern“, sagt Musick: „Das bleibt meine intrinsische Motivation.“ Deshalb will er auch in der neuen Rolle unbedingt wieder direkt als Krisenmanager in Krankenhäusern tätig sein, um „immer noch am Patienten wirken zu können“.

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