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Tag der Pflegenden„Doc Caro“, Helios – und die gewonnene Pflegewette

Zum Tag der Pflegenden waren viele Forderungen zu hören und Lob für die Arbeit der Fachkräfte. Helios trumpft mit seiner Ärztin „Doc Caro“ auf: Es geht um eine Pflegewette der Influencerin, die dem Konzern mehr als 1600 Bewerbungen bescherte.

Corinna Glenz
André Hirtz/Helios
„Den rückläufigen Trend in der Pflegeausbildung können wir nicht bestätigen“, sagt Corinna Glenz (M.), die Helios-Geschäftsführerin Personal, hier im Gespräch mit Pflegekräften.

Es ist eine Jubelmeldung, die perfekt zum Internationalen Tag der Pflegenden am vergangenen Sonntag passte: Statt der erhofften 500 Bewerbungen für eine Pflegeausbildung erhielt der Klinikkonzern Helios mehr als 1600, nachdem „Doc Caro“ im Herbst 2023 ihre Pflegewette gestartet hatte. Innerhalb von sechs Wochen sollten sich besagte 500 Kandidaten melden – das war die Wette. Jetzt hat die Helios-Ärztin und Influencerin, die im wahren Leben Dr. Carola Holzner heißt, dem weit übertroffenen Ziel eine Spezialfolge ihres Videoformats „Frag die Docs“ gewidmet.

Die Wette ist eine der Helios-Maßnahmen zur Nachwuchsförderung. Ziel sei es gewesen, auf Pflegeberufe aufmerksam zu machen und junge Menschen für eine Ausbildung in der Pflege zu begeistern, so der Konzern. In ihrem Video löst Holzner ihren Wetteinsatz ein und stellt bei einem Besuch der Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden die „Grünen Damen und Herren“ vor, ehrenamtlich Tätige in der stationären Gesundheits- und Krankenpflege.

Für Holzners Arbeitgeber zeigt das Wettergebnis, „dass Ausbildungsplätze im Pflegebereich weiterhin beliebt sind“. Helios bilde in der Pflege „so viel aus wie noch nie“, heißt es – rund 4400 Personen in rund 50 eigenen Bildungszentren beziehungsweise kooperierenden Schulen. „Den rückläufigen Trend in der Pflegeausbildung können wir nicht bestätigen“, erklärt Corinna Glenz, Helios-Geschäftsführerin Personal (CHRO). Die Motivation der über 1600 Bewerber im Rahmen der Pflegewette beeindrucke sie außerordentlich.

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Nur wenige Wortmeldungen zum Tag der Pflegenden kommen so optimistisch daher – zu hören sind vor allem Forderungen. Die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) etwa mahnt die Politik, sie müsse an wichtigen Stellschrauben drehen, „denn für mehr Pflege braucht es effizientere Prozesse und weniger Bürokratie“. So dauerten etwa Anerkennungsverfahren für Pflegekräfte aus dem Ausland noch immer viel zu lange. Habe die Wartezeit in Berlin vor zwei Jahren noch bei etwa sieben Monaten gelegen, betrage sie nun im Durchschnitt acht bis zwölf Monate.

„Die Anerkennung ausländischer Ausbildungen in den Gesundheitsberufen trägt maßgeblich dazu bei, die medizinische und pflegerische Versorgung der Bevölkerung durch qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland zu gewährleisten und die Pflegekräfte in der unmittelbaren Versorgung zu entlasten“, sagt BKG-Geschäftsführer Marc Schreiner. Hier sei nun endlich das glaubhafte Bemühen um eine (über-)geordnete Struktur gefragt. „Eine krasse Beschleunigung könnte etwa durch eine zentrale Anerkennung durch den Bund und Abschluss von bilateralen Abkommen erreicht werden“, mahnt Schreiner.

Die BKG fordere nachdrücklich:

  • Bundeseinheitliche Anerkennung auf Grundlage von bilateralen Abkommen Deutschlands mit Drittstaaten
  • Effizienterer, einheitlicher und schnellerer Anerkennungsprozess durch zentralisierte Instanz
  • Transparenz und Vereinfachung durch Digitalisierung
  • Arbeitsteilige Organisation in Bezug auf bestimmte Herkunftsländer oder Berufsgruppen
  • Bekanntheit des Gütesiegels erhöhen und verfestigen
  • Bessere Zusammenarbeit der am Zuwanderungsprozess beteiligten Stellen.

Internationaler Tag der Pflegenden

Der Internationale Tag der Pflegenden wird jedes Jahr am 12. Mai gefeiert. Er würdigt die Arbeit und den Einsatz von Pflegekräften weltweit und hebt ihre wichtige Rolle im Gesundheitssystem hervor. Das Datum geht auf den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale im Jahr 1820 zurück. Sie gilt als Begründerin der professionellen Krankenpflege und setzte sich bereits im 19. Jahrhundert für eine Reihe von Reformen im Gesundheitswesen ein. Der Internationale Tag der Pflege wurde 1965 vom International Council of Nurses (ICN) eingeführt, um Nightingales Geburtstag zu ehren und die Arbeit der Pflegekräfte weltweit zu würdigen.

Die Gewerkschaft Verdi fordert mehr Kompetenzen und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung für beruflich Pflegende. „Ich begrüße ausdrücklich die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die Kompetenzen der Pflegekräfte zu stärken“, sagt Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler mit Blick auf das geplante Pflegekompetenzgesetz: „Es ist höchste Zeit, dass Pflegefachpersonen das, was sie können, auch in der Praxis umfassend einsetzen dürfen.“ Die Berufszufriedenheit könne durch mehr eigene Gestaltungs- und Entscheidungsmöglichkeiten erhöht werden.

Da ist noch viel Luft nach oben.

Wichtig sei, dass alle Pflegepersonen die Möglichkeit erhalten, sich weiter zu qualifizieren und berufsbegleitend zu studieren, so Bühler. Arbeitgeber und Politik müssten endlich alle Anstrengungen unternehmen, um Beschäftigte für diesen wichtigen Beruf zu gewinnen und auch zu halten. „Da ist noch viel Luft nach oben“, erklärt Bühler. Fach- durch Hilfskräfte zu ersetzen, gehe hingegen in die falsche Richtung.

Vorbehaltsaufgaben: Hürden ausräumen

Auch der Katholische Krankenhausverband Deutschland (KKVD) sieht die Politik in der Pflicht und fordert bei der Aufwertung des Pflegeberufs in aktuellen Gesetzgebungsverfahren mehr Tempo. So könnten im Zuge der Krankenhausreform etwa leistungsrechtliche Hürden zur Umsetzung der Vorbehaltsaufgaben der Pflege ausgeräumt werden, sagt KKVD-Geschäftsführerin Bernadette Rümmelin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach solle zügig seinen Entwurf für das Pflegekompetenzgesetz vorlegen, und zudem könne er im Krankenhausversorgungs-Verbesserungsgesetz (KHVVG) „zeitnah wichtige Grundsteine zur Aufwertung des Pflegeberufs legen“.

Umfrage: Beruf wird unterschätzt

Das Gesundheits- und Bildungsunternehmen SRH hat zum Tag der Pflegenden eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben und das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Civey 5000 Erwachsene zum Stellenwert und zu den Aufgaben der Pflege in Kliniken befragen lassen.

Demnach glauben 89,4 Prozent der Befragten, dass Berufe im Bereich der Pflege in Zukunft wichtiger werden. Entsprechend wurde die „gesellschaftlich relevante Tätigkeit“ als häufigstes Kriterium genannt, das den Pflegeberuf attraktiv macht (38,5 Prozent). Gefragt, welche Tätigkeiten zum Pflegeberuf gehören, wurde zuallererst die Vorbereitung und Verabreichung von Medikamenten genannt (84,9 Prozent), gefolgt von der Überwachung von Patienten und der medizinischen Versorgung (72,2 Prozent). Wesentlich weniger bewusst ist den Befragten dagegen, dass Pflegekräfte auch eine wichtige Rolle in der Qualitätskontrolle der medizinischen Versorgung spielen. Dies gaben lediglich 40,1 Prozent von ihnen an.

SRH-Umfrage zu Pflege-Tätigkeiten
SRH
Die Vielfalt der Aufgaben und beruflichen Möglichkeiten von Pflegekräften ist vielen nicht bewusst.

„Dabei werden Pflegende allein in den Kliniken in ganz vielen verschiedenen Abteilungen und Fachbereichen eingesetzt“, sagt Susanne Vohs, Verwaltungs- und Pflegedirektorin am SRH Zentralklinikum Suhl in Thüringen: „Neben der Arbeit auf den Stationen sind sie im OP tätig oder im Qualitätsmanagement. Oder sie arbeiten im Projektmanagement, zum Beispiel bei der Digitalisierung im Krankenhaus.“ Diese Möglichkeiten machten den Pflegeberuf attraktiv, genauso wie die enge Begleitung der Patienten, so Vohs: „Man sieht sehr oft eine Verbesserung des Krankheitszustandes des Patienten, an der man mitgewirkt hat.“

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