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Kassensturz im MaiSchön Klinik überschreitet Umsatzmilliarde

Der Umsatz der Schön Klinik Gruppe kletterte im Jahr 2022 auf 1001 Millionen Euro. Zudem ist die bilanzielle Qualität des familiengeführten Unternehmens außergewöhnlich gut. Umsatztreiber sind Orthopädie, Neurologie und Psychosomatik.

kma Kassensturz
Thieme Gruppe
Jeden Monat analysiert der Börsenexperte Hartmut Schmidt die finanzielle Lage deutscher Krankenhäuser anhand von Jahresabschlüssen aus Geschäftsberichten und dem elektronischen Bundesanzeiger.

Erstmals in der Unternehmensgeschichte hat die Schön Klinik SE die Milliardengrenze überschritten: Der Umsatz stieg 2022 um 5,6 Prozent auf 1001 Millionen Euro. Der Ertrag reduzierte sich auf allen Ebenen leicht: Das EBITDA sank um 1,2 Prozent auf 137,8 Millionen Euro, das EBIT um 3,5 Prozent auf 73,9 Millionen Euro und das EBT bzw. EAT um 13,2 bzw. 11,1 Prozent auf 48,8 bzw. 37,7 Millionen Euro. Das Umsatzplus resultierte im Wesentlichen aus einer Erhöhung der Leistung (im Bereich Reha – der CM sank um 1,9 Prozent), der Preise und der Covid-19-Erstattungen von 30,2 auf 36,7 Millionen Euro. 

Der Ertragsrückgang wurde hauptsächlich durch zwei Faktoren verursacht: Erstens stiegen die Ausgaben für Reparaturen und Wartung um 44,9 Prozent auf insgesamt 45 Millionen Euro – unter anderem für den Umbau und die Modernisierung von Wahlleistungszimmern für Privatpatienten. Zweitens stiegen die Materialkosten aufgrund der Inflation überdurchschnittlich um 7,7 Prozent an. Der im Jahr 2021 ausgegebene Leistungs- und EBITDA-Plan wurde damit erreicht bzw. sogar übertroffen.

Bilanziell solide aufgestellt

Trotz des Ertragsrückgangs haben sich alle Kennziffern finanziell und bilanziell deutlich verbessert: Aufgrund einer deutlichen Reduzierung des Net Working Capital stieg der Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit um 55 Prozent auf 124,3 Millionen Euro. 

Dieser reichte bei Weitem aus, den um 42,6 Prozent auf 35,8 Millionen Euro erhöhten Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit bzw. (trotz einer von Null auf 24,8 Millionen Euro gestiegenen Dividendenzahlung) um 11,5 Prozent auf 48,5 Millionen Euro reduzierten Mittelabfluss aus Finanzierungstätigkeit zu decken. Die Liquidität stieg in der Bilanz von 7,3 auf 46,9 Millionen Euro. 

Das von 1976 auf 2023 Millionen Euro erhöhte Vermögen war damit gegenüber 2021 zu unverändert 46 Prozent eigen- und zu 37 Prozent (2021 waren es 39 Prozent) bankenfinanziert. Für ein familiengeführtes Unternehmen ist diese bilanzielle Qualität außergewöhnlich.

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(Ertrags)Wachstum 2023 angestrebt

Für das Jahr 2023 werden zwar hohe Risiken gesehen – insbesondere wegen der deutlich gestiegenen Einkaufspreise für Energie und Lebensmittel. Gleichwohl wird wie in den Vorjahren mit einem leicht steigenden organischen Wachstum gerechnet und einer leicht positiven Entwicklung des EBITDA. Dies ist aus heutiger Sicht mehr als realistisch: zum einen aufgrund der Spezialisierung der Leistung auf Wachstumsbereiche vor allem in der Neurologie und Psychosomatik. Zum anderen ist davon auszugehen, dass sich die von 3,3 auf 4,5 Prozent vom Umsatz erhöhten Instandsetzungsaufwendungen wieder auf ein Normalmaß von drei Prozent reduzieren. Zuschüsse der öffentlichen Hand, zum Beispiel für die Energiepreiserhöhungen, dürften ebenfalls nicht in dieser Einschätzung des Managements enthalten sein. Als unwahrscheinlich ist allerdings anzusehen, dass das Unternehmen auf absehbare Zeit die Ertragskraft der Vergangenheit erreichen wird. Bis 2015 betrug die EBITDA-Rendite über 20 Prozent vom Umsatz, um dann 2019 auf den Tiefstand von 7,4 Prozent zu fallen. Im Berichtsjahr 2022 betrug sie 13,8 Prozent.

Schön Klinik SE:

Mit 34 Standorten in Bayern, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein sowie vier in London gehört das 1985 gegründete Unternehmen zu den größten Klinikgruppen in Deutschland. Die Schön Klinik SE zeichnet sich durch eine hohe Spezialisierung aus – das Gros des Umsatzes wird in der Orthopädie, Neurologie und Psychosomatik erzielt. Strategische Ziele des mehrheitlich im Besitz der Familie Schön befindlichen Unternehmens – 2016 wurde eine Minderheitsbeteiligung an die Carlyle Group verkauft – sind: intern und extern zu wachsen (Ausbau der Spezialisierung, strukturierte Marktbearbeitung), sich mit dem Ziel der Schaffung einer durchgängigen Patientenbehandlung auch über die sektoralen Grenzen hinweg mit weiteren Leistungsanbietern zu vernetzen und die Kosten zu reduzieren, unter anderem durch eine Verschlankung der Managementstrukturen und die Verlagerung zentraler Funktionen in die Kliniken.

Weiterhin positiv entwickelte sich das Geschäft von Fresenius Helios auch im ersten Quartal 2024: Während der Umsatz sich um sechs (intern fünf) Prozent auf 3184 Millionen Euro erhöhte, stiegen EBITDA und EBIT um elf und 14 Prozent auf 479 und 353 Millionen Euro. Träger des Umsatzanstiegs waren sowohl das Spanien- als auch das Deutschlandgeschäft mit Steigerungsraten von vier und zehn Prozent auf 1903 und 1281 Millionen Euro. Während sich das EBIT der Aktivitäten in Deutschland aufgrund von Ausgleichszahlungen für höhere Energiekosten und das fortschreitende Kosteneinsparungsprogramm um 32 Prozent auf 205 Millionen Euro erhöhte, musste Helios-Spanien aufgrund der kalendarisch verschobenen Karwoche ein Minus von sechs Prozent auf 149 Millionen Euro hinnehmen. Damit erzielte Helios-Deutschland mit 11,1 Prozent (im Vorjahresquartal waren es 10,1 Prozent) allerdings weiterhin eine deutlich geringere EBIT-Marge als die Spanien-Tochter (11,6 nach 13,4 Prozent).

Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet das Unternehmen unverändert ein organisches Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich. Aufgrund des Ende Januar 2024 realisierten Verkaufs der Reproduktionsmedizingruppe Eugin und des Ende April 2024 abgeschlossenen Ausstiegs aus dem Krankenhaus in Peru wird ein Umsatz von 11952 Millionen Euro erwartet. Dies entspricht einem Minus von drei Prozent. Beim EBIT soll das Renditeziel ebenfalls innerhalb des strukturellen Margenbandes von neun bis elf Prozent einpendeln. 2023 waren es zehn Prozent.

Das Geschäft bei Helios entwickelte sich damit weiterhin deutlich besser als beim Gesamtkonzern, das nach wie vor umstrukturiert wird, um die Effizienz zu steigern und die hohe Nettoverschuldung zu reduzieren. Nachdem FMC 2023 erstmals nicht mehr im Fresenius-Konzern erfasst wurde, wurde der strukturierte Ausstieg aus dem Bereich Vamed eingeleitet; der Bereich Reha soll an die Private Equity Gesellschaft PAI verkauft werden, die Vamed-Aktivitäten in Österreich an ein Konsortium aus Porr und Strabag, das internationale Projektgeschäft wird bis 2025 sukzessive und geordnet zurückgefahren und das Krankenhaus-Dienstleistungsgeschäft wird auf Fresenius übertragen. Damit wird das Unternehmen künftig nur noch in den beiden Bereich Kabi und Helios tätig sein, die 2023 einen Umsatz von 8009 (Kabi) bzw. 12320 Millionen Euro (Helios) erzielten und ein EBIT von 1145 (Kabi) bzw. 1232 Millionen Euro (Helios).

Die Entwicklung im vierten Quartal 2023 verlief weiterhin sehr stabil. Der Umsatz stieg um 1,5 Prozent auf 1375 Millionen Euro. Auf die quartalsweise Veröffentlichung der Entwicklung der stationären und ambulanten Fallzahlen wurde verzichtet – im zweiten Halbjahr 2023 stieg die Leistung gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 leicht bzw. deutlich um 1,3 Prozent (Case Mix) bzw. 7,4 Prozent (Fallzahlen). Deutlich überdurchschnittlich zum Umsatz stieg dabei der Ertrag: Das EBITDA erhöhte sich um 17,1 Prozent auf 161 Millionen Euro, das EBIT um 48,7 Prozent auf 66 Millionen Euro und das EBT bzw. EAT um 35,3 bzw. 99,9 Prozent auf 52 und 54 Millionen Euro.

Ursächlich für diese positive Entwicklung war ausschließlich die Verbesserung des Saldos aus sonstigen betrieblichen Erträgen und Aufwendungen und niedrigere Steuern: Erstere Position verbesserte sich unter anderem aufgrund von Zuschüssen zur Abmilderung von gestiegenen Kosten aus Erhöhungen der Energiepreise (124,2 Millionen Euro im Gesamtjahr 2023 nach 12,7 Millionen Euro im Vorjahr) von minus 10 Millionen Euro auf plus 54,8 Millionen Euro, zweitere von minus 11,7 auf plus 1,6 Millionen Euro. In Folge dieser starken Entwicklung wurde im Gesamtjahr 2023 mit 5452, 540 bzw. 136 Millionen Euro das Umsatz- und EBITDA-Ziel erreicht bzw. übererreicht (EAT). Als wesentlichen Erfolgsparameter dieser positiven Entwicklung nennt das Unternehmen dabei die Unternehmensgröße, die es ermöglicht, den widrigen Marktbedingungen erfolgreich zu begegnen.

Dies ist nachvollziehbar, und es ist davon auszugehen, dass die für 2024 ausgegebenen Umsatz- und Ergebnisziele von plus 3,5 bis 4,4 Prozent und „leichte aber nachhaltige Steigerung gegenüber 2023“ erreicht wird. Diese Einschätzung wird auch durch den starken Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit 2023 und im letzten Quartal 2023 von plus 41,4 Prozent auf 5695 bzw. plus 53,7 Prozent auf 322 Millionen Euro untermauert, sowie die sehr soliden Bilanz 2023: Das gegenüber Ende 2022 von 6871 auf 7019 Millionen Euro erhöhte Gesamtvermögen bestand zu 12 (im Vorjahr waren es neun) Prozent aus liquiden Mitteln, und war zu 29 (2022: 30) Prozent eigen- und 39 (2022 40) Prozent bankenfinanziert. Die kurzfristig realisierbaren finanziellen Reserven stiegen nach Angaben des Unternehmens von 1330 Millionen Euro Ende 2022 auf nunmehr 1719 Millionen Euro!

Die Zahlen der Rhön-Klinikum AG im ersten Quartal 2024 standen zwar weiter im Einfluss der hohen Inflation und Vorbereitungen auf die geplante Krankenhausreform. Die Herausforderung Inflation hat das Unternehmen zumindest im ersten Quartal 2024 hervorragend gemeistert: Aufgrund einer Steigerung der Fallzahlen um 2,6 Prozent auf 234 151 – im akutstationären Bereich stiegen sie um 0,4 Prozent auf 49 480 – sowie eines Anstiegs des Basisfallwertes konnte der Umsatz um 5,9 Prozent auf 382,8 Millionen Euro gesteigert werden. Dieses Plus sowie die Zinssteigerung – das Unternehmen verfügt über eine hohe Nettoliquidität und die Finanzerträge stiegen im ersten Quartal von 1,4 auf 3,9 Millionen Euro – waren die wesentlichen Gründe des gezeigten Ertragssprungs gegenüber dem ersten Quartal 2023: Das EBITDA erhöhte sich um 12 Prozent auf 25,2 Millionen Euro, das EBIT um 61,3 Prozent auf 10 Millionen Euro und das EBT um 95,6 Prozent auf 13,3 Millionen Euro. Der Herausforderung Krankenhausreform kann das Unternehmen angesichts der Aufstellung seiner Kliniken mit dem umgesetzten Campus-Konzept, der Umsetzung der Ambulantisierung sowie der Etablierung neuer medizinischer Dienst- und Serviceleistungen gelassen entgegenblicken. Als Verlierer der Zukunft sieht das Unternehmen auch kleinere regionale Kliniken, von denen viele angesichts des gestiegenen Kostendrucks, des Fachkräftemangels sowie der Auswirkungen der Krankenhausreform zukünftig nicht wie in der Vergangenheit fortgeführt werden können.

Was EAT, EBT & Co. bedeuten

EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.

EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.

EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.

EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.

EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.

Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.

Casemix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Casemix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.

Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.

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