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Kassensturz im AprilSRH mit Gewinnsprung – trotz hoher Verluste in Sigmaringen

Der gemeinnützige Stiftungskonzern SRH stoppte 2023 den Sinkflug in der Profitabilität. Das Finanzergebnis stieg von minus 1,5 auf plus 3,6 Millionen Euro. Die Aussichten sind nicht ganz so gut.

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Thieme Gruppe
Jeden Monat analysiert der Börsenexperte Hartmut Schmidt die finanzielle Lage deutscher Krankenhäuser anhand von Jahresabschlüssen aus Geschäftsberichten und dem elektronischen Bundesanzeiger.

Die SRH Kliniken verbesserten die Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2023 gegenüber dem Vorjahr erheblich. Damit stoppte der Konzern den langjährigen Rückgang der Rentabilität: Bei einem Umsatzanstieg von 2,3 Prozent auf 1251 Millionen Euro konnte das EBITDA um 3,4 Prozent auf 74,2 Millionen Euro gesteigert werden, das EBIT um 19,1 Prozent auf 8,3 Millionen Euro, das EBT um 123,1 Prozent auf 12,2 Millionen Euro und das EAT um 125,1 Prozent auf 11,4 Millionen Euro. Ursächlich für den Zuwachs war nahezu ausschließlich das Finanzergebnis, das sich gegenüber 2022 von minus 1,5 auf plus 3,6 Millionen Euro verbesserte.

Kliniken in Sigmaringen verhageln das Ergebnis

Der Bereich Gesundheit hat das EBIT und EAT des Konzerns im Jahr 2023 deutlich gesteigert: von 6,9 bzw. 6,7 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 8,5 bzw. 8,9 Millionen Euro. Dies ist bemerkenswert, da der Einzelabschluss 2023 der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH ein EBIT bzw. EAT von minus 15,3 bzw. minus 16,7 Millionen Euro aufwies (2022: minus 6,7 bzw. minus 7,3 Millionen Euro).

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu hinterfragen ist allerdings der Sinn des insgesamt 39 Gesellschaften umfassenden Konzerns, da die beiden Einzelabschlüsse des SRH Wald-Klinikums Gera und SRH Zentralklinikums Suhl 2023 zeigten, dass beide Kliniken zusammen ein EBIT von 21,2 Millionen Euro (2022: 16,9 Millionen Euro) bzw. ein EAT von 23,3 Millionen Euro (2022: 17,5 Millionen Euro) erzielten. Beide Zahlen liegen deutlich über denen des Konzerns von 8,6 bzw. 7 Millionen Euro.

Solide Bilanz 2023

Die bilanziellen Verhältnisse 2023 sind weiterhin sehr solide. Das Vermögen stieg von 1422 auf 1483 Millionen Euro, wobei elf Prozent (2022: zwölf Prozent) aus liquiden Mitteln und unverändert sieben Prozent aus Wertpapieren des Anlagevermögens (Investmentfonds) bestanden. Das Gesamtvermögen war mit 53 Prozent (2022: 54 Prozent) hoch eigen- und mit 12 Prozent (2022: elf Prozent) gering bankenfinanziert. Angesichts der positiven Vermögens-, Finanz- und Ertragslage – mit einem Cashflow von 48 Millionen Euro im Jahr 2024 (2022: 61 Millionen Euro) – ist die zukünftige Finanzierung des Geschäfts aus heutiger Sicht nachhaltig gesichert.

Ertragsminus 2024

Für 2024 erwartet das Management vor dem Hintergrund geplanter Leistungssteigerungen in allen Bereichen ein deutliches Umsatzwachstum zwischen sechs und sieben Prozent von 1251 auf über 1400 Millionen Euro. Das EAT für 2024 wird auf nur drei bis vier Millionen Euro geschätzt, im Vergleich zu 11,4 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2023. Dies ist aufgrund des steigenden Kostendrucks nachvollziehbar. Dennoch erscheint die Ergebnisplanung sehr konservativ, insbesondere angesichts der Erwartungen des Managements der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen, das Ergebnis 2024 von minus 15,3 Millionen Euro auf minus 1,2 Millionen Euro zu verbessern.

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SRH Kliniken

Der SRH Konzern gehört der gemeinnützigen Stiftung SRH Holding und ist in den Bereichen Hochschulen, Bildung (24 Prozent des Umsatzes) und Gesundheit (76 Prozent des Umsatzes) tätig. In den ersten beiden Bereichen betreibt der Konzern Schulen, Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation, Jugendhilfe und Kitas. Der Bereich Gesundheit umfasst hauptsächlich Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen. Die Hauptassets des Konzerns sind die Kliniken SRH Wald-Klinikum Gera, SRH Zentralklinikum Suhl, SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach und SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen, die zusammen über 600 Millionen Euro Umsatz generieren.

Die München Klinik bleibt auch im Geschäftsjahr 2023 tief in den roten Zahlen. Mit fünf Krankenhäusern (Klinikum Bogenhausen, Neuperlach, Harlaching, Schwabing und Thalkirchner Straße) und einem Marktanteil von rund 30 Prozent ist sie der führende Krankenhausbetreiber in München. Der Umsatz sank 2023 um 3,7 Prozent auf 698 Millionen Euro, während die Verluste bei EBITDA, EBIT und EAT um 310, 204 und 178 Prozent auf 78, 88 und 90 Millionen Euro stiegen. Hauptursache war der Rückgang der Casemix-Punkte um 1,9 Prozent (12,5 Prozent unter Plan).

Zur Sicherung der Liquidität – der Cashflow betrug minus 36 Millionen Euro (2022: minus 75 Millionen Euro) – zahlte die Stadt München als Alleingesellschafterin weitere 106 Millionen Euro in das Eigenkapital. 2022 waren es 47 Millionen Euro. Dadurch stieg das Eigenkapital 2023 trotz der Verluste von 214 auf 231 Millionen Euro. Das Vermögen wuchs von 1097 (2022) auf 1183 Millionen Euro, wobei unverändert 19 Prozent eigenfinanziert und 31 Prozent durch Fördermittel gedeckt waren.

Das Ziel, eine nachhaltige EBITDA-Marge zu erreichen, um nicht geförderte Investitionen aus dem wirtschaftlichen Ergebnis zu finanzieren, wird bis Ende des Planungszyklus 2028 nicht realisierbar und EBITDA und EAT bis dahin defizitär sein. Das Unternehmen bleibt auf finanzielle Zuschüsse der Stadt München angewiesen. Die 2021 bis 2030 verlängerte Finanzierungsvereinbarung mit der Stadt, die den Sanierungsprozess des Unternehmens finanziell begleiten will, wird daher weiter in Anspruch genommen werden müssen. Für 2024 erwartet die München Klinik ein EBITDA von minus 90 Millionen Euro und ein EAT von minus 111 Millionen Euro.

2023 hat sich der Abwärtstrend des Marktführers in der Krankenhausversorgung in Dortmund weiter beschleunigt. Der Umsatz sank um 0,7 Prozent auf 462 Millionen Euro, und das Ergebnis drehte in allen Bereichen ins Minus: Das EBITDA vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens fiel von plus 10,3 auf minus 8,2 Millionen Euro, das EBIT von plus 3,2 auf minus 15,6 Millionen Euro und das EAT von plus 0,6 auf minus 17,7 Millionen Euro. Ursachen waren nur leicht steigende Leistungszahlen, die den Wegfall der Coronaausgleichszahlungen nicht kompensieren konnten, sowie überproportional steigende Aufwendungen.

Hilfsmaßnahmen der Gesellschafterin, darunter ein Teilverlustausgleich von 6 Millionen Euro und eine Einzahlung in die Kapitalrücklage von 4 Millionen Euro, konnten die Auswirkungen auf die Bilanz abfedern. Das Gesamtvermögen stieg von 397 auf 405 Millionen Euro, wobei 21 Prozent (2022: 23 Prozent) eigenfinanziert und unverändert 23 Prozent durch Fördermittel bzw. 21 Prozent durch Banken finanziert waren.

Aufgrund der widrigen Marktbedingungen wird für 2024 ein weiterer Anstieg des EAT-Verlustes auf 28,2 Millionen Euro erwartet – beziehungsweise nach Hochrechnung des EAT im September 2023 von minus 19,5 Millionen Euro. Ein positives EAT wird erst 2028 erwartet, was Fragen zur Finanzierung der geplanten Investitionen von 420 Millionen Euro aufwirft. Der Cashflow war seit 2021 negativ und betrug 2023 minus 2 Millionen Euro.

Das Städtische Klinikum Karlsruhe, Marktführer im Versorgungsgebiet Karlsruhe, entwickelte sich auch 2023 schwach. Der Umsatz stieg um 3,8 Prozent auf 428,3 Millionen Euro, hauptsächlich durch eine Erhöhung des Basisfallwertes und eine Steigerung der Casemix-Punkte. Die Verluste nahmen jedoch deutlich zu: Das EBITDA-Minus vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens wuchs um 15,7 Prozent auf 22,7 Millionen Euro, der bereinigte EBIT-Verlust stieg um 12 Prozent auf 25,6 Millionen Euro und der EBT-Verlust um 13,9 Prozent auf 27,2 Millionen Euro. Der Cashflow verschlechterte sich um 14,9 Prozent auf minus 24,6 Millionen Euro.

Wie in den Vorjahren konnte der Betrieb nur durch Hilfen der Stadt Karlsruhe aufrechterhalten werden, die 29,6 Millionen Euro Eigenkapital zuführte (2022: 19,8 Millionen Euro). Da die Einlage höher als der Verlust war, stieg das Eigenkapital Ende 2023 von minus 0,6 Millionen Euro auf plus 1,8 Millionen Euro. Für das Geschäftsjahr 2024 wird im Best Case ein Defizit von 27 Millionen Euro erwartet, was weitere Ausgleichszahlungen der Stadt erforderlich machen dürfte.

Was EAT, EBT & Co. bedeuten

EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.

EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.

EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.

EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.

EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.

Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.

Case Mix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Case Mix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.

Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.

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