
Kerstin Endele ist Expertin für Klinik- und Krisenkommunikation. Nebenbei betreibt sie mit der PR-Ambulanz einen der größten Blogs zur Klinikkommunikation in Deutschland.
Mitten in der sich langsam aufbauenden Corona-Welle, ist die Präsenz der Frau oder des Mannes an der Spitze des Krankenhauses besonders wichtig. Sie entscheidet darüber, ob alle beherzt die Segel hissen oder eine Meuterei ausbricht. Sie entscheidet darüber, ob sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haltlos fühlen oder als Teil eines funktionierenden Teams Vertrauen und Sicherheit spüren. Und am Ende des Tages entscheidet sie auch darüber, ob Sie – wenn nach Corona wieder Land in Sicht kommt – noch genug Personal an Bord haben werden oder der Fachkräftemangel Sie endgültig in die Knie zwingt.
Aber was sind neben der reinen Informationsvermittlung die Botschaften, die Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Krise brauchen? Klingt unschön nach Poesiealbum, bringt es aber genau auf den Punkt: Glaube, Liebe, Hoffnung – das sind die drei Tugenden der internen Kommunikation in der Krise.
1. Glaube
Vermitteln Sie Ihren Beschäftigten, dass sie auf Sie zählen können. Vertrauen in die Führungsspitze ist umso wichtiger, je mehr die Welt um einen herum Kopf steht. Arbeiten Sie mit viel Aufklärung und Information. Vor welchen Herausforderungen steht das Krankenhaus in der Corona-Pandemie? Was macht Ihnen Sorgen? Und wie packen Sie das an? Wichtig ist, dass Sie nichts beschönigen. Benennen Sie die Probleme und zeigen Sie Lösungen auf. Es ist auch okay, eigene Ängste und Unsicherheiten – wohl dosiert – anzusprechen. Das ist authentisch, menschlich und erhöht Ihre Glaubwürdigkeit.
2. Liebe
Zeigen Sie Anerkennung und Respekt für das, was Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag an der Basis leisten. Das sollten Sie nicht nur fühlen, sondern auch immer mal wieder zum Thema machen. Sagen Sie Danke und zeigen Sie Verständnis dafür, dass die aktuelle Situation – vor allem die damit einhergehende Unsicherheit – emotional sehr belastend ist. Aber: Übertreiben Sie es nicht. Wenn Sie Ihre Beschäftigten mit pauschalem Lob überschütten, nimmt es Ihnen irgendwann niemand mehr ab. Besser ist es, ganz konkret darauf einzugehen, wenn jemand besonderen Einsatz gezeigt hat.
Denken Sie dabei auch an die Bereiche, die jetzt vielleicht nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Küche, die jeden Tag Tausende von Brötchen schmieren und auf den Stationen Lunchpakete an die Kollegen verteilen, sind Corona-Helden. Sehr gern lassen sich die meisten Chefs übrigens in den Pressemitteilungen mit einem Dank an die engagierten Mitarbeiter zitieren. Lob sollte aber kein reines Medienspektakel sein. Gehen Sie doch lieber mal auf Station vorbei oder greifen zum Telefonhörer.
3. Hoffnung
Unsicherheit ist immer dann viel besser zu ertragen, wenn man eine Perspektive hat. Und es ist Ihr Job als Kapitän, den kleinen Silberstreifen, der sich vielleicht schon am Horizont abzeichnet, für Ihre Mitarbeiter sichtbar zu machen. Natürlich weiß jetzt niemand, wann und ob uns die Welle der COVID 19-Patienten überrollen wird. Und auch Sie haben leider keine Kristallkugel. Zeigen Sie trotzdem immer wieder auf, wie es nach der Krise weitergehen könnte. Und malen Sie dabei ein schönes Bild von der Zukunft. In vielen Kliniken hat die Pandemie schon jetzt auch positive Veränderungen gebracht: Teams sind stärker zusammengewachsen. Die Digitalisierung hat Fahrt aufgenommen. Lenken Sie den Blick der Beschäftigten auf das Gute, das nach der Krise bleiben wird.
Bitte loggen Sie sich ein, um einen neuen Kommentar zu verfassen oder einen bestehenden Kommentar zu melden.
Jetzt einloggen