
Die Main Stages sind voll besetzt, die Besucher sitzen teilweise auf dem Fußboden. Auch die Stände sind gut besucht. Es gebe keinen Grund zu klagen, so einige Aussteller. Zur Haupteinlasszeit gleicht das Foyer einem Ameisenhaufen. Es scheint noch voller als im vergangenen Jahr. Wer 2025 über die DMEA läuft, schaut zudem in viele junge Gesichter. Das mag am Thema liegen: KI beherrscht die Vorträge genauso wie die Neuerungen, die die Hersteller auf dem Messegelände in Berlin präsentieren.
KI als Chance im Gesundheitswesen
Auch am Montag bei den Auftaktveranstaltungen, die sich am Vortag der DMEA-Eröffnung eingebürgert haben, war das Thema KI beherrschend. Egal ob beim Future Health Day der Telekom oder beim AI Summit von Recare – hochkarätige Referenten diskutierten über KI, Digitalisierung und die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems.
KI wird unser aller Leben tiefgreifender bewegen als jede Innovation seit der Erfindung des Internets.
„KI ist nicht einfach nur eine weitere Technologie. Sie wird unser aller Leben tiefgreifender bewegen als jede Innovation seit der Erfindung des Internets.“ Mit dieser Überzeugung hat Recare Gründer und CEO Maximilian Greschke den AI Summit begonnen und vor 600 Besuchern die Recare Vision von AI native experience vorgestellt. Einer der größten Anbieter beim Entlassmanagement hat noch einiges vor – u.a. den Recare Agent.
Eines wird auf dem AI Summit genauso klar wie in den Vorträgen auf der DMEA selbst: Zum Etablieren von KI im Gesundheitswesen braucht es mehr als technische Voraussetzungen und Anbindung. Und: KI wird zur Schlüsseltechnologie, um zentralen Herausforderungen wie Fachkräftemangel und hohe Kosten zu begegnen. Auch Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) sieht in der Digitalisierung und KI eine „Kerntechnologie, um das deutsche Gesundheitssystem besser zu machen“.
Der Spagat zwischen Regulation und Innovation zeigte sich u.a. in der „Schnellen Runde: Gesundheits-IT nach der Wahl“. Der Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) bei der Diskussion, Sebastian Zilch, stimmte TK-Chef Jens Baas zu, der das grundlegende Problem der zu langsamen Digitalisierung in Deutschland bei der fehlenden Prozesslogik sieht. Zilch gab zu, dass im Zusammenhang mit einer zukunftsfähigen Digitalisierung auch Prozesse neu gedacht werden müssen und da noch „deutlich Luft nach oben“ sei. Er mahnte jedoch – wie KBV-Vorständin Dr. Sybille Steiner – an, dass die Stabilität der TI sichergestellt sein müsse.
In zahlreichen Sessions konnten die Besucher zudem sehen, welche Möglichkeiten KI im klinischen und ärztlichen Alltag bietet. Ein Beispiel war der KI-basierte SPAT (Skin Prick Automated Test) des belgischen Unternehmens Hippo Dx, der bereits in Deutschland, u.a. im Klinikum rechts der Isar, zur Bestimmung von allergischen Reaktionen angewendet wird.
Lauterbach: ePA wird in den nächsten Wochen hochgefahren
Ein ebenfalls häufig zu hörendes Thema auf der DMEA ist die elektronische Patientenakte (ePA). Matthias Meierhofer, CEO vom gleichnamigen IT-Dienstleister Meierhofer AG, bescheinigte den deutschen Kliniken, dass sie noch nicht „ePA-ready“ sind. Er gab jedoch auch zu bedenken, dass KI mehr ist als nur die Einführung der ePA.
Der Schirmherr der DMEA, der noch amtierenden Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, sieht das etwas anders: „Die eAU und das E-Rezept sind in der Praxis etabliert. Auch bei der ePA sind bereits 70 Millionen Akten angelegt, es haben nur fünf Prozent widersprochen. Die ePA wird die Medizin verändern.“ Lauterbach erklärte zwar, dass die Sicherheit vorgehe, aber die Sicherheitsprobleme, die vom Chaos Computer Club (CCC) Ende vergangenen Jahres offengelegt wurden, seien nun behoben. Der Minister zeigte sich zuversichtlich, dass die Testung der ePA außerhalb der Testregionen in den nächsten Wochen begonnen werde. „Wir werden den Weg konsequent weitergehen“, hält er das Fähnchen hoch. Denn das BMG hatte zuletzt einen bundesweiten Rollout der ePA für den Beginn des 2. Quartals angekündigt.

Gestern ließ der Minister auf der DMEA verlautbaren, dass es nur noch einige Monate dauern werde, bis die ePA in die Fläche gehe. Einen genauen Zeitplan nannte er hingegen nicht. Das enttäuschte viele Anwesende, auch Dr. Carola Reimann, Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes: „Minister Lauterbachs Ankündigung steht im Widerspruch zur versprochenen ‚Aufholjagd‘ bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens.“ Sie sieht auch die von ihm angekündigte Freiwilligkeit der Nutzung und Befüllung durch die Ärztinnen und Ärzte kritisch.
Dies steht im Widerspruch zu der ‚Aufholjagd‘ bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens, die der Minister immer wieder versprochen hat.
Beim anschließenden Rundgang Lauterbachs über die Messe ließ sich der Gesundheitsminister KI-Neuerungen erklären und ging mit einigen Ausstellern ins Gespräch. Auf seinen letzten Metern zeigte sich der Noch-Minister mit Ambitionen auf eine weitere Amtszeit erstaunlich bürgernah und ließ sich nicht nur mit Firmenchefs ablichten, sondern gesellte sich auch zu zwei Jugendlichen, die extra auf ein Selfie mit dem Minister gewartet haben.










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